Zu groß und zu teuer argumentieren die Initiatoren des Bürgerbegehrens „Stoppt den beschlossenen Rathausneubau“. Mehr als 970 Unterschriften haben sie dafür gesammelt. Auch wenn bei der Prüfung durch die Gemeindeverwaltung 150 davon als ungültig festgestellt wurden, bleibt eine große Zahl von Bürgern und Bürgerinnen übrig, die sich gegen das Bauvorhaben in der geplanten Form positioniert haben. Weder Verwaltung noch Gemeinderat können ignorieren, dass es eine Menge Einwohner gibt, die angesichts zahlreicher anderer wichtiger Aufgaben im Ort hier eine Reißleine zu ziehen versuchen.
Wohlgemerkt aber haben diese Menschen nichts gegen ein neues Rathaus. Sie stellen es sich nur etwas reduzierter in Volumen und Kosten vor. Sie wünschen sich ein Konzept, das die ganze Ortsmitte einbezieht. Dafür haben sie unterschrieben und so den Antrag auf einen Bürgerentscheid in Dischingen unterstützt. Ihr gutes demokratisches Recht.
Die Initiative, die das Bürgerbegehren gestartet hat, hätte sich freilich gewünscht, dass es nicht zum Bürgerentscheid kommen muss. Sie hofften darauf, dass der Gemeinderat seinen Baubeschluss vom Dezember 2024 angesichts der vielen Unterschriften dagegen kurzerhand aufhebt und damit eine Neuplanung eingeleitet werden kann. Doch ein solches Gremium muss zunächst einmal auch hinter seiner Entscheidung stehen.
Sieht man über die bereits ausgegebene halbe Million Euro an Planungskosten hinweg und ebenso über das Risiko, bei einem Neustart weit hinten in der Warteschlange auf neue Förderungen stehen zu müssen und nicht zu wissen, wie viel man kriegen wird, so bleiben doch weitere Fragen offen. Kann den Verwaltungsmitarbeitern zugemutet werden, noch mehrere Jahre unter schlechten Arbeitsverhältnissen im alten Rathaus tätig zu sein oder in möglicherweise ebenfalls zweifelhaften Übergangslösungen zu arbeiten? Könnte nicht vielleicht ein Bürger, der sich am Ende der Gemeinderatssitzung äußerte, auch damit recht haben, dass der Gedanke, ein kleinerer Bau in ein paar Jahren werde günstiger und besser ausfallen, „Fake News“ ist?
Und bei der nicht öffentlich ausgelegten Unterschriftensammlung konnten wohl auch kaum alle Dischinger angesprochen werden. Inwieweit repräsentieren die Unterzeichner also die ganze Gemeinde und deren Auffassung? Der jetzt gewählte Bürgerentscheid ist die sauberste Lösung, diesen entscheidenden Punkt zu klären. Da hat jeder stimmberechtigte Dischinger und jede stimmberechtigte Dischingerin die Möglichkeit, die eigene Meinung zum Rathausneubau in der Abstimmung am 18. Mai kundzutun. So wird nichts übers Knie gebrochen und die Entscheidung könnte als gelebte Demokratie gelten und allen gerecht werden.