Radikale Sanierung

Das bedeutet die aktuelle Entwicklung bei der Varta AG für den Standort Dischingen

Der in die Krise geratene Ellwanger Batteriehersteller Varta startet ein radikales Sanierungsverfahren: Bestehende Aktien würden damit ihren Wert verlieren. Dem Unternehmen zufolge könnten so Arbeitsplätze gesichert werden. Wie Beobachter die Situation für das Werk in Dischingen einschätzen:

Starug steht als Abkürzung für Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz. Auf dessen Grundlage hat die Varta AG mit Sitz in Ellwangen jetzt ein Sanierungsverfahren beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart angezeigt. Als Ziel nennt der in jüngerer Zeit deutlich angeschlagene Batteriehersteller in einer Pressemitteilung einen finanziellen Neustart, „um nachhaltig wieder wettbewerbsfähig zu werden“. Seitens Varta heißt es, dass die Umsetzung eines aktualisierten Restrukturierungskonzepts nach dem Starug-Verfahren Arbeitsplätze sichere. Eine mögliche Insolvenz solle mit der Anzeige „nachhaltig abgewendet werden“. Das Unternehmen weiter: „Für Varta steht dabei die Reduzierung der aktuellen Schulden im Fokus.“ Medienberichten zufolge liegt der Schuldenstand bei fast 500 Millionen Euro.

Geplant seien ein Schuldenschnitt, um wieder investieren zu können. Allerdings würden die Gläubiger dann auch einen Kapitalschnitt auf null und die Einbringung neuen Kapitals verlangen. Der Kapitalschnitt wiederum hätte die Folge, dass alle bestehenden Aktien ihren Wert verlieren und die Varta AG dauerhaft nicht mehr an der Börse notiert wird. Investoren sollen einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zur Restrukturierung einbringen.

Wie die Lage für das Dischinger Werk eingeschätzt wird

„Dass es einen krassen Schuldenschnitt geben beziehungsweise etwas passieren muss, war zu erwarten“, kommentierte am Montag Tobias Bucher, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Heidenheim, die Entwicklung bei Varta. Im Blick auf das Werk in Dischingen hält er eine abwartende Haltung für angemessen. Möglicherweise werde es kurzfristig zu Besprechungen kommen, aber Varta in Dischingen stehe das ganze Jahr unter Vollauslastung. Bucher: „Ich sage nicht, dass ich gelassen bin. Aber ich sehe keine unmittelbaren Gefahren für den Standort Dischingen.“ Die IG Metall werde das Verfahren mit begleiten und ihre Betriebsräte unterstützen.

Ähnlich beurteilte auch Dischingens Bürgermeister Dirk Schabel die Situation in Bezug auf den größten Arbeitgeber in der Härtsfeldgemeinde: „Klar erfüllt mich das mit Sorge. Mein Kenntnisstand ist aber, dass der Betrieb in Dischingen läuft. Die Probleme liegen wohl in anderen Bereichen des Konzerns.“ Dass die finanzielle Lage bei Varta schwierig ist, wisse man schon lange. Schabel: „Ich hoffe, dass es dem Vorstandsteam gelingt, Varta wieder in eine neue erfolgreiche Zukunft zu führen.“

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