Bunte Kostüme, fantastische Verkleidungen, spaßige Darbietungen und viel Stimmung: Das ist regelmäßig zu erleben, wenn der Faschingsverein Dischingen (FVD) mit seinen über 200 Aktiven einen öffentlichen Auftritt hat. Aber natürlich wollen Zuschauer und Zuschauerinnen bei Bällen wie bei Straßenumzügen das närrische Vergnügen nicht nur sehen, sondern auch hören. Dass das in der Härtsfeldgemeinde möglich ist, dafür sorgt mit schmetterndem Sound und getrommelter Rhythmusbasis seit mittlerweile vier Jahrzehnten der Fanfarenzug des FVD: Beim Eröffnungsball 1985, also vor genau 40 Jahren, bliesen die Musikerinnen und Musiker erstmals publikumswirksam in die Fanfaren.
Die Idee für eine FVD-Kapelle
Garden, Prinzenpaare und einen Elferrat – das gab es alles schon in den ersten Jahren des Faschingsvereins Dischingen, der sich in dieser Hinsicht am rheinischen Karneval und nicht an der alemannischen Fasnet orientiert, und als dessen offizielles Gründungsjahr 1973 gilt. Und eigentlich würde da eine Kapelle als musikalische Begleitung besonders auch beim Straßenfasching dazugehören. „Die Idee dafür kam wohl von Fritz Wörrle“, erinnert sich der heute 63-jährige Frank Kirschig, der zu den vier noch aktiven Gründungsmitgliedern des Fanfarenzugs zählt. Bis zur erfolgreichen Umsetzung dauerte es jedoch bis 1984.

Vorbilder in Bezug auf Musikgruppen gab es bei Faschingsgesellschaften in der Umgebung genug, so etwa in Dillingen oder Lauingen, erzählt Kirschig. Und schließlich habe man ja auch mit diesen Vereinen in gewissem Sinne konkurriert. Der damalige FVD-Vorsitzende Wörrle spielte selbst ein Blasinstrument beim Dischinger Musikverein, ebenso Reiner Gebhard, der dann auch zum ersten Leiter des Dischinger Fanfarenzugs werden sollte. Darauf angesprochen, ob er es übernehmen würde, Mitglieder für die Kapelle auszubilden, sagte Gebhard zu.
Was die Instrumente angeht, entschieden sich die Verantwortlichen anno 1984 für in Es gestimmte Fanfaren und taktgebende Trommeln. Als Gründe für diese Wahl schildert Kirschig, dass sich damit die Möglichkeit für eine Art eindrucksvolle Auftakt- und Repräsentationsmusik bietet und bei Umzügen eben Märsche als Begleitung gespielt werden können. „Dafür sind Fanfaren prädestiniert und es gibt eine große Bandbreite bis hin zu modernen Stücken.“ Durchaus stolz ist die Kapelle darauf, dass es sich um Naturtonfanfaren handelt, bei denen die Töne nur über die Lippenpressung und ohne Ventile erzeugt werden. Kirschig: „In Unterkochen ist derzeit der einzige andere Naturton-Fanfarenzug in unserer Umgebung.“ Hinzu kamen Paradetrommeln und Landknechtstrommeln, später auch eine Pauke und bei den Blasinstrumenten noch Helikons (Hörner).
Großes Interesse am Mitmusizieren – auch ohne Kenntnisse
Die ersten Musiker und Musikerinnen suchte der FVD in jener Zeit über eine Anzeige. „Da haben sich erstaunlich viele gemeldet – etwa 30 junge Leute“, so Kirschig. Auch er gehörte im Alter von 22 Jahren dazu, ebenso wie der spätere Dischinger Bürgermeister Alfons Jakl. „Inzwischen bin ich der älteste aktive Musiker in der Gruppe“, so der 63-Jährige, der damals Fanfare spielte, mittlerweile aber Helikon. Da allerdings alle einst noten- und instrumentenmäßig eher unkundig gewesen seien, war die Ausbildung wichtig: Um die 23, in drei Stimmen aufgeteilten Fanfarenbläser habe sich neben Gebhard auch Klaus Bahmann gekümmert, um die sieben Trommler Karl-Heinz Hartmann. Damals hätten die Spielenden ihre Instrumente selbst kaufen müssen, heute seien viele davon Vereinseigentum.
Ein weiteres Thema waren schon zu Anfang die Kostüme. „Sonst hätten wir nicht auftreten können“, erklärt Kirschig. Er selbst habe Landknechtsuniformen aus dem Heidenheimer Naturtheater geholt, und es wurde beraten, was man schneidern könnte. Vereinsmitglieder unter Leitung von Gerda Schmid gestalteten dann eine Art Musketier-Uniform mit Spitze und Federhut in den Vereinsfarben Rot und Weiß. Trotz einer Erneuerung haben sich daran bis heute nur Details geändert.
Drei Stücke für den ersten Auftritt
Probenort für den Fanfarenzug war und ist das Foyer der Egauhalle. Drei Marschstücke wurden einstudiert für den ersten öffentlichen Auftritt, der für den Eröffnungsball 1985 vorgesehen war. Und es gab „Marschproben“ auf dem Parkplatz am Englischen Wald und auf Feldwegen, erzählt Kirschig. „Fritz Wörrle brachte uns das Marschieren im Gleichschritt, verbunden mit dem Musizieren bei.“ Der Auftritt mit letztlich 23 Musizierenden ging gut mit einem Einmarschstück für die Aktiven und zwei Darbietungen als Programmpunkt des Balls. Bis heute hat sich daran nichts geändert. „Es war eine schöne Gemeinschaft entstanden.“

Über die Jahre gab es bei der Besetzung der Kapelle immer wieder ein Auf und Ab, die Größenordnung zwischen 15 und 25 Musikern konnte aber gehalten werden, 2025 sind es wieder 23. Das Repertoire ist stetig gewachsen, weit über 100 Stücke, die auch gespielt werden, habe Gebhard arrangiert. Und weitere Auftrittsgelegenheiten auch außerhalb der Faschingssaison bei Veranstaltungen wie etwa Vereinsjubiläen kamen für den Fanfarenzug dazu. Kirschig: „Wir waren und sind etwas Repräsentatives für Dischingen.“
Nachwuchssuche ist immer ein Thema
Auch die Leitung wechselte mehrfach, nachdem Gebhard 1998 die Kapelle verließ. Doch 2014 hat er sie erneut übernommen. „Er ist mit Herzblut dabei“, sagt Kirschig, der in den achtziger Jahren auch einige Zeit als Schriftführer beim FVD fungierte. Er selbst pausierte ebenfalls ab Mitte der Neunziger aus privaten Gründen beim Fanfarenzug. 2018 kehrte der gebürtige Dischinger, der inzwischen in Heidenheim lebt, aber als aktiver Helikonbläser zurück. Die Nachwuchssuche gehe dennoch beständig weiter. Erst 2024 seien zwei Jugendliche als Trommler neu hinzugekommen.
Rund 25 Mal ist die Kapelle in der närrischen Saison 2025 in verschiedenen Orten zu hören, was sich zusätzlich an Auftritten im Jahr ergibt, steht noch nicht fest. Für den Dischinger Faschingsverein ist sie jedenfalls eine besonders wichtige Gruppe. Frank Kirschig: „Wir sind die musikalische Visitenkarte. Das ist es, was ich immer so gesehen habe im Fanfarenzug.“