Diese zwei Pilotgebiete für den Rufbus-Versuch schlägt ein Experte vor
Ein Bus im Halb-Stunden-Takt lohnt sich auf dem Land nicht. Doch der Landkreis Heidenheim arbeitet an einer Lösung mit so genannten On-Demand-Verkehren, den Bus auf Bestellung, der weder an einen Fahrplan noch an Buslinien gebunden ist. Wie das in der Region am besten funktionieren könnte, daran arbeitet derzeit ein Berliner Fachbüro. Dr. Christian Mehlert, On-Demand-Spezialist der beauftragten Firma, stellte dem Kreistag den aktuellen Stand der Planungen vor.
Diese drei On-Demand-Angebote sind möglich
Neben den vorhandenen Buslinien brachte der Verkehrsexperte drei verschiedene On-Demand-Angebote ins Spiel. Als erste Variante nannte Mehlert das so genannte On-Demand-Shuttle, das in der Regel eine eigene Fahrzeugflotte habe und auf Anforderung der Fahrgäste ohne Linien und ohne Zeitplan kreuz und quer durch den Landkreis fahre. Zweite Möglichkeit ist laut Mehlert das ÖPNV-Taxi, das von der vorhandenen Taxiflotte bedient wird und ebenfalls in der gesamten Fläche ungeachtet der Buslinien unterwegs ist. Der Fahrgast bezahlt nur den Bustarif, die Differenz zum Taxi-Tarif müsste der Landkreis übernehmen. Dritte Variante ist das Anrufsammeltaxi, das den Korridor entlang der vorhandenen Buslinien abdecke. „Da werden die Dörfer rechts und links der Straße angefahren.“ Welche Form sich in welchem Gebiet im Landkreis eignet, diese Entscheidung sei noch nicht gefallen, so Mehlert.
Was spricht für Dischingen und Giengen als Pilotregion?
Aufschluss geben soll ein Test vor Ort, wobei Mehlert zwei Pilotregionen vorschlägt: das Linienbündel Nordost mit Dischingen sowie den Stadtverkehr Giengen. Das Gute daran sei, dass man ganz unterschiedliche Gebiete zum Testen hätte: „Giengen mit städtischem Verkehr und Dischingen mit einem extrem ländlichen Raum.“
Was spricht für die beiden Pilotregionen? Mehlert hatte die Auswahl nach einem Bewertungssystem getroffen. Punkten konnten beide jeweils mit der Eigeninitiative der Kommunen sowie dem geschätzt geringen organisatorischen Aufwand. Für Dischingen sprach zudem noch der Handlungsdruck. Giengen punktete damit, dass vor Ort bereits eine Taxiflotte vorhanden ist, auf die eventuell zurückgegriffen werden kann.
Das sind die nächsten Schritte zum On-Demand-Verkehr
Welche Betriebsformen in den Pilotregionen zum Einsatz kommen werden und weitere Fragen sollen bei Workshops geklärt werden, zu denen auf Freitag, 22. September, die Vertreter der Verkehrsunternehmen, Kommunen und Fahrgastvertreter eingeladen werden sollen.
Bleibt noch die Frage nach der Finanzierung. Denn klar ist auch: „Die Sache ist nicht zum Nulltarif zu haben“, so Mehlert. Was bezahlen die Fahrgäste, was übernimmt der Landkreis Heidenheim als Auftraggeber und welche Förderprogramme könnte man anzapfen? Auch diese Fragen will das Büro bis zum Ende des Jahres klären, um die Ergebnisse und ein fertiges Konzept im Dezember vor dem Kreistag zu präsentieren.
Das sagen die Kreisräte
Voller Freude über die Wahl von Giengen als Pilotregion zeigte sich Dieter Henle (Freie Wähler, Giengen), der als Oberbürgermeister darauf verwies, dass Giengen schon vor mehr als zwei Jahren ein Konzept für einen On-Demand-Verkehr entwickelt habe. Welchen Anreiz die Taxiunternehmen hätten, sich einbinden zu lassen, wollte Jochen Afheldt (AfD, Herbrechtingen) wissen. „Für die Taxen ist das ein Zusatzgeschäft, die sind da sehr rege“, berichtete Mehlert über Erfahrungen aus andern Regionen.
Gerstetten ist mit dem Rufbus nach Geislingen Vorreiter
Seit Januar 2019 verkehrt zwischen Gerstetten, Gussenstadt und Geislingen der sogenannte Rufbus. Er fährt nach festem Zeitplan, allerdings wie der Name verrät nur dann, wenn sich zuvor ein Fahrgast angemeldet hat. Möglich macht das eine Kooperation der Landkreise Göppingen und Heidenheim sowie der Gemeinde Gerstetten. Gemeinsam teilt man sich die Kosten. Mit dem Rufbus hat Gerstetten eine direkte Verbindung an die Filstalbahn und damit weiter nach Stuttgart.