Hofen, 64 Einwohner, eine Hauptstraße, Kühe, Pferde, jeder kennt jeden. Ein Hauch von Bullerbü liegt über dem Dorf, das sich nordöstlich von Dischingen befindet und den Abschluss macht im heimischen Landkreis. Wer hier lebt, genießt Ruhe und landschaftlichen Genuss. Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen muss man hinnehmen. Einen Laden gibt es nicht.
Ein bisschen Nahversorgung aber schon. Dafür sorgt Familie Behnle. Am Ortsausgang liegt der Hof von Andreas (42) und Sonja (38) Behnle. Andreas Behnle hat die Landwirtschaft seiner Eltern übernommen, Ehefrau Sonja Behnle ist Lehrerin, unterstützt aber, wo immer sie kann. Zum landwirtschaftlichen Konzept gehört seit den Corona-Jahren neben Ackerbau und Viehzucht ein umfunktionierter Schäferkarren – eine Art Mini-Tante-Emma-Laden.
In ihrem Hofwägele vermarkten die Behnles ihre eigenen Produkte – vor allem Wurst und Eier. Sonja Behnle weiß: „Wenn wir unsere Produkte in Lebensmittelläden verkaufen möchten, müssten wir uns ganz anders aufstellen.“ Mehl, Müsli, Honig, Käse: Das Hofwägele ist nicht nur Plattform für eigene Erzeugnisse, auch andere heimische Lebensmittel von umliegenden Produzenten werden angeboten. Das ist Nahversorgung, Direktvermarktung. Und natürlich ein unternehmerisches Standbein. Die Behnles reihen sich damit ein in eine Vielzahl von Selbstbedienungslädchen im Kreis Heidenheim.
Ein Traum auf knapp acht Quadratmetern
Statt einen Automaten aufzustellen, haben die Behnles einen alten Schäferkarren umfunktioniert. Damit ging für die Familie ein länger gehegter Traum in Erfüllung. Über Wochen hatte Andreas Behnle in Eigenregie geschraubt und getüftelt. Ehefrau Sonja Behnle konnte sich dann kreativ voll ausleben. Die vielen liebevollen Details gehen auf ihr Konto. Wohlfühlen auf knapp acht Quadratmetern.
Die Behnles halten Schweine, Rinder und neuerdings auch Hühner. Die „Campinghühner“ leben in einem alten – wie der Name schon sagt – Camper und natürlich auch im Freien. „Da hat uns eigentlich unser Sohn Laurenz drauf gebracht“, sagt Sonja Behnle. Die Eier gibt’s im Hofwägele oder frei Haus im „Eier-Abo“. „Das ist jetzt langsam angelaufen“, sagt die Dreifach-Mama.
Die Freiland-Angus-Rinder werden auf dem Hof geschlachtet, das Fleisch direkt vermarktet. Wurst wird außer Haus produziert. Vor allem für letzteres fahren Liebhaber gerne nach Hofen zum Einkaufen. Andreas Behnle fasst zusammen: „Klar, vom Hofwägele allein könnten wir nicht leben, aber es ist ein nicht unerhebliches Standbein.“
Zu Corona-Zeiten war die Nachfrage größer
Das Hofwägele hat sich etabliert. Zwar sei die Nachfrage zu Corona-Zeiten höher gewesen, dennoch laufe der Verkauf gut, wie die Behnles sagen. Radfahrer holen sich hier ein Eis und lauschen der Stille. Dass das Wägele an einem ausgewiesenen Radweg liegt, spielt hier sicherlich in die Karten. Obwohl derzeit die Sanierung der Hauptstraße für Einbußen sorgt.
Die Bewohner der umliegenden Dörfer nutzen das Angebot ebenso, decken sich mit Kartoffeln, Käse oder Mehl ein – oder erhaschen ein Last-Minute-Geschenk für die Freundin. Denn neben Lebensmitteln ist hier auch Dekoratives zu finden. „Das wird schon immer mal wieder genutzt“, sagt Sonja Behnle.
Bezahlen ist Vertrauenssache
Das Wägele hat 24 Stunden geöffnet und funktioniert als Selbstbedienungsladen. Sprich: Zahlen ist Vertrauenssache. Damit haben die Behnles keine schlechten Erfahrungen gemacht. „Das klappt gut“, sagt Sonja Behnle.
Automat, Lädchen & Co.: Regionale Produkte dezentral vermarktet
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Selbstbedienungsläden und -automaten im Kreis Heidenheim. Hierzu gibt das Landratsamt regelmäßig die Direktvermarkterbroschüre „Entdecke den Essgenuss in der Heimat“ heraus. In der aktuellen Ausgabe sind mehr als 50 Landwirte aufgeführt, die ihre Erzeugnisse in Hofläden, SB-Hofläden oder in Automaten anbieten. Die Broschüre ist demnächst im Landratsamt, in allen Rathäusern und Tourist-Infos erhältlich und steht auf der Homepage www.forum-ernaehrung-hdh.de zum Download bereit.
Die dezentralen Angebote der Erzeuger können die Versorgungssituation vor allem im ländlichen Raum stärken. Meist sind sie natürlich Nebeneinkommen und ein weiteres unternehmerisches Standbein der Landwirte. Die Hofläden sind wie im Falle der Behnles zudem eine für kleinere Erzeuger nutzbare Plattform zur Vermarktung regionaler Produkte.
Demnächst startet eine kleine Serie auf hz.de und im Magazin „Wochenende“ über Direktvermarkter in unserer Region. Außerdem gibt es unter link.hz.de/automaten eine Übersicht zum Thema.