„…und wurde am 11. April 1824 in Dischingen begraben.“ Mit diesem schlichten Satz endet die lesenswerte und gut recherchierte Biografie Franz Xaver Schmids, die der Heidenheimer Heimatforscher Hans Wulz 1963 in den heimatgeschichtlichen Blättern „Alt-Württemberg“ veröffentlicht hat. Über 20 Quellentexte hatte Wulz für seinen Aufsatz genutzt, um diesen vor 200 Jahren – am 8. April 1824 – gestorbenen Dischinger zu würdigen. Und heute? 60 Jahre nach Erscheinen des Aufsatzes von Wulz erinnert nur eine einzige Originalzeichnung im Dischinger Heimatmuseum an diesen zu Unrecht vergessenen Künstler.
Der Giengener Dr. Ulrich Moeferdt, der sich wie zuvor sein Vater Horst Moeferdt mit um die Betreuung des Heimatmuseums kümmert, hat zum 200. Todestag eine Biografie Franz Xaver Schmids zusammengestellt, die sich in erster Linie auf die Forschungen von Wulz stützt.
Lehre beim Augsburger Maler Joseph Huber
Geboren wurde Franz Xaver 1765 in Dischingen als Sohn des Hofmetzgermeisters Franz Anton Schmid. Sein Lehrer an der Volksschule erkannte früh sein Zeichentalent. Angeblich hat er seinen Schüler als Zehnjährigen zu Fuß nach Neresheim geschickt, um Martin Knoller beim Ausmalen der Klosterkirche zuzuschauen. Glücklicherweise wurde seine Begabung auch von seinen Eltern befördert: Weitblickend schickten sie ihn zwischen 1779 und 1783 in die Lehre zu dem Augsburger Maler Joseph Huber, dem Schöpfer des „Abendmahls“ in der Trugenhofener Kirche.
Ab 1783 gehörte Schmid dann im Kloster Ettal zu den Gesellen um Meister Martin Knoller, die dort 1784/85 das Fresko des Bogenfeldes gestalten. Schmid begleitete seinen Meister nach Innsbruck, wo Knoller im Palais des Grafen von Thurn und Taxis mit der Innendekoration beauftragt wurde. Man wurde auf Schmid aufmerksam und „um denselben in seinem Fache weiter auszubilden, wurde er, unterstützt von der hochfürstlichen Herrschaft Thurn und Taxis, im heurigen Jahre (1785) nach Italien und Rom abgesendet“. Soweit die Chronik der Pfarrey zu Markt Dischingen, wie Hans Wulz zitiert. In Rom bekam der Dischinger durch Empfehlungen auch Zugang zu Künstlerkreisen im Umfeld von Goethe, aber vor allem erlebte er dort die neue Kunstrichtung des Klassizismus, der in Italien das Barockzeitalter längst abgelöst hatte.
Als Hofmaler in Regensburg
Zurück in Deutschland wurde Schmid bald zum Fürstlich Thurn und Taxisschen Hofmaler nach Regensburg berufen, ein Amt, das er bis 1807 bekleidete. Einen großen Verlust bedeutete für den Künstler 1792 der Brand im Freisinger Hof in Regensburg, bei dem Schmid all seine Habe und die Werke verlor, an denen er in Rom und während seiner Gesellenzeit gearbeitet hatte.
Im Jahr 1807 ergab sich für Schmid ein neues Tätigkeitsfeld: Er wurde zum Lehrer der Zeichenkunst für die fürstlichen Prinzen und Prinzessinnen in Oettingen-Wallerstein bestimmt. Der sehr kunstsinnige junge Fürst Ludwig plante ab 1810 die Neugründung einer Kunstgalerie und ernannte Schmid 1812 zu deren Leiter. Seine Aufgabe bestand vor allem im Ankauf von Kunstwerken. Schmid erwarb Kunstwerke in der Umgebung von Rothenburg, Füssen, Nürnberg und München.
Leiter des lithografischen Instituts in Wallerstein
1813 schickte man Schmid erneut nach München, um diesmal die dortige Lithografische Anstalt zu besichtigen. Dort traf er auf einen Fachmann aus der Heimat: „Johann Michael Mettenleiter aus Großkuchen, ein Schulfreund, zeigte mir die ganze Manipulation der Truckerey und ich sahe mit großem Vergnügen, was diese Erfindung bis jetzt zu leisten im Stand ist.“ Daraufhin wurde in Wallerstein ebenfalls ein lithographisches Institut eingerichtet. Die Leitung dieses Instituts übernahm Schmid dann 1821. Neben einem knappen Grundgehalt, „nebstdem freye Logis mit Holz, Licht und Meublement“ bekam er nun eine Provision für den Entwurf von Lithografien. Insgesamt aber war es für ihn finanziell unbefriedigend, denn er scheint öfters in geldlichen Nöten gewesen zu sein, wie Wulz schreibt.
Die Qualität der Kunstwerke dieser von Schmid betreuten Galerie wird deutlich, wenn man erfährt, wohin diese Sammlung in den nächsten Jahrzehnten gelangte, denn Enno Krüger schrieb in seiner Dissertation „Frühe Sammler Altdeutscher Tafelgemälde“ im Jahr 2009: „Die meisten dieser Bilder sind später in die Bestände der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der National Gallery zu London und in die Sammlung der britischen Königin eingegangen. Ein geringer Rest befindet sich noch im fürstlichen Privatbesitz auf Schloss Harburg im Ries“. Schmid erlebte das nicht mehr, denn er starb am 8. April 1824 an der Wassersucht.
Wie Hans Wulz den Dischinger Künstler Franz Xaver Schmid einordnete
Heimatforscher Hans Wulz zog auch eine Bilanz zu Leben und Werk Schmids, die hier etwas gekürzt wiedergegeben wird: „Die Würdigung des Künstlers Franz Xaver Schmid aus Dischingen muss sich mit der Tatsache besonders befassen, dass er in drei Kunstepochen lebte: Er war bei Meistern des Barock in die Lehre gegangen, aber noch während seiner Lehrzeit ging der Barock zu Ende. Der junge Künstler empfing nun in Rom die Impulse des aufblühenden Klassizismus, der ihm eine neue Welt wurde. Mit seinem Weggang aus Regensburg wurde er vom Fürsten von Oettingen-Wallerstein in die Welt der Freunde der altdeutschen Malerei, in die Welt der Romantik hineingestellt. Und auch hier ist er nie heimisch geworden. Er konnte in keiner Kunstepoche Wurzeln schlagen und damit auch nicht – trotz seiner guten künstlerischen Begabung – zu größeren und bedeutenderen Werken kommen. Sehr wahrscheinlich hat das Unglück des Brandes mit der Vernichtung seiner künstlerischen Habe dem sensiblen Künstler viel Selbstvertrauen und Arbeitsmut genommen. Aber es ist die Pflicht der Menschen seiner Heimat, der Gemeinde Dischingen und aller Heimatfreunde, dafür zu sorgen, dass der Name des Kunstmalers Franz Xaver Schmid aus Dischingen nicht ganz vergessen und sein Lebensbild erhalten wird.“
Franz Xaver Schmids Zeichnung im Heimatmuseum
Ein Bild, das ein Brettspiel zeigt, ist die einzige Originalzeichnung des Dischinger Künstlers Franz Xaver Schmid, über die das Heimatmuseum der Härtsfeldgemeinde verfügt. Ab Sonntag, 5. Mai, kann es jeden ersten Sonntag im Monat in dem Museum angeschaut werden.