Der Einzelhandel in Dischingen verliert ein weiteres Geschäft: In wenigen Tagen wird die Gärtnerei Lehnert ihren Verkaufsladen für Pflanzen, Geschenk- und Dekoartikel schließen. Geschäftsinhaber Wolfgang Lehnert fällt dies nicht leicht, führt er den Familienbetrieb an der Guldesmühle zwischen Dischingen und Ballmertshofen doch in dritter Generation. Die Belastung durch den Betrieb und die finanzielle Entwicklung bei Umsatz und Kosten hätten ihn aber zu dem Entschluss geführt. Den Gärtnereibetrieb selbst mit den Bereichen Pflanzenproduktion und Grabpflege will Lehnert jedoch weiterführen.
Gründung 1948 als Zierpflanzen- und Gemüseanbaubetrieb
Der Beruf liegt in der Familie bei den Männern im Hause Lehnert: Großvater, Vater und eben auch Sohn Wolfgang haben Gärtner gelernt. 1948 gründeten seine Großeltern Rudolf und Paula am heutigen Standort einen Zierpflanzen- und Gemüseanbaubetrieb mit über 1,7 Hektar Fläche. 3000 Quadratmeter befanden sich unter einem Glas-Anbau, 600 Quadratmeter waren Frühbeetfläche, ein Hektar diente dem Freilandanbau und ein Ladengeschäft, damals in Dorflage, hatte 550 Quadratmeter Verkaufsfläche.
1973 dann übernahm Wolfgang Lehnerts Vater Gerhard mit seiner Frau Rosemarie die Firma. Ein Verkaufsgewächshaus mit 1600 Quadratmeter Fläche wurde 1989 neu gebaut, der Frühbeet- und Gemüseanbau aufgegeben. Seit 2011 führt nun Sohn Wolfgang das Familienunternehmen. Unterstützt wird er dabei nebenberuflich von seiner Frau Dzeraldina und seiner Schwiegermutter.
Grabpflege ist heute ein Standbein der Gärtnerei Lehnert in Dischingen
„Grabpflege machen wir für Kunden in der Gemeinde und darüber hinaus“, so der 46-jährige Geschäftsinhaber. „Wir produzieren das ganze Jahr über saisonale Beet- und Balkonpflanzen.“ Trauerfloristik wie Kränze oder bepflanzte Schalen und Dekorationen für die Feierhalle gehören ebenfalls zum Angebot der Gärtnerei Lehnert. Jüngst war der umfangreiche Auftrag für die Blumen- und Pflanzendekoration bei der Jubiläumsfeier zu 40 Jahre "Freunde schaffen Freude" in der Egauhalle mit Bäumen, Tisch- und Bühnenschmuck, Sträußen für Ehrungen und anderem mehr auszuführen.
Wolfgang Lehnert hat in seinen Betrieb auch einige neue Geschäftsideen eingebracht, wie etwa einen „Muttertagsfrühschoppen“, bei dem der Erlös für einen guten Zweck bestimmt war. Oder im Februar 2023 einen Regiomarkt mit Produkten wie Obst, Gemüse und Biowaren, der von den Kunden allerdings nicht gut angenommen worden sei. „An Ideen fehlte es mir nicht. Und ich hätte noch weitere in petto.“ Auch Grün- und Sträucherpflege übernimmt Lehnert auf Wunsch. Und wenn etwa mal eine alte Dame anfrage, ob man bei ihr einmal den Rasen mähen könne, sagt der 46-Jährige auch nicht einfach Nein.
Großer Konkurrenzdruck beim Verkauf von Blumen
Dass die Geschäftssituation aber schwieriger geworden ist, zeichnete sich schon vor einiger Zeit ab. Blumensträuße gebe es längst in vielen Supermärkten, an jeder Tankstelle und auch Online – ein großer Konkurrenzdruck für Gärtnereien, resümiert Lehnert. So hat er mit dem eigentlichen Schnittblumenverkauf schon zu Beginn des Jahres 2024 aufgehört und Sträuße seitdem nur noch auf Bestellung gefertigt. Zuvor habe er das Kühlhaus oft auf gut Glück mit Blumen vollgemacht und am Ende sei vieles auf dem Kompost gelandet.
Die Lage des Geschäfts im Außenortsbereich habe die Situation zusätzlich erschwert. Lehnert: „Ich habe meine Stammkundschaft, aber die kann ich auch an einer Hand abzählen. Mir fehlt einfach die Laufkundschaft.“
Früher seien mehr Mitarbeiter in seiner Gärtnerei beschäftigt gewesen, erinnert sich der 46-Jährige. Eine Floristin war bis vor zwei Jahren noch bei ihm angestellt – aus wirtschaftlichen Gründen sei sie heute nicht mehr da. Und bis 2019 war die Dischinger Gärtnerei auch noch Mittwoch und Samstag auf dem Wochenmarkt in Heidenheim vertreten, im Anschluss für einige Zeit auf dem Neresheimer Markt. Lehnert: „Aber der Aufwand war viel zu hoch.“ Sein Eindruck sei, dass aufs Handwerk nicht mehr viel Augenmerk seitens der Kundschaft gelegt wird.
Hohe Energie- und Versicherungskosten bei der Gärtnerei Lehnert
Angesichts von Energiekosten von 30.000 Euro im Jahr und Versicherungsprämien von 12.000 Euro für die Gewächshäuser gegen Hagel und Sturm sagt Wolfgang Lehnert: „Wir Gärtner sollten ebenfalls mal auf die Straße gehen wie die Bauern, damit die Politik es mal sieht.“ Und auch wegen seines großen Arbeitsaufwands zieht Lehnert mit der Schließung des Verkaufsgeschäfts eine Reißleine. „Das alles wächst mir etwas über den Kopf“, bekennt er. „Die Produktion auf 3000 Quadratmeter Gewächshausfläche verlangt mir schon viel ab.“ Die Kunden würden aber durchaus bestürzt auf die Schließung zum 31. Oktober reagieren. „Und ich kann es selbst nicht glauben, dass ich das jetzt machen muss. Aber wenn kein Geld mehr hängen bleibt …“
Wie geht es dann weiter bei der Gärtnerei Lehnert? Der Betrieb werde sich voll auf Grabpflege und Produktion konzentrieren, erklärt der Geschäftsinhaber. Über den Winter sei er ausgelastet mit der Pflanzenzucht für andere Gärtner. Der bald geschlossene Laden sei gut ausgestattet mit Heizung und Sonnenschutz und so könnte dieser beispielsweise auch für das zuvor bereits praktizierte Angebot zur Überwinterung großer und kleiner Pflanzen von Privatpersonen genutzt werden. Und vielleicht wird Wolfgang Lehnert im Mai für ein paar Wochen zum Saisonverkauf öffnen: Da sei die Nachfrage nach Geranien immer sehr stark.
Räumungsverkauf bei Lehnert
Zum Ende des Monats Oktober schließt Geschäftsinhaber Wolfgang Lehnert das Floristik- und Blumengeschäft seiner Gärtnerei zwischen Dischingen und Ballmertshofen. Zuvor findet dort vom 21. bis 31. Oktober noch ein Räumungsverkauf mit Rabatten statt.