Mehr Lachen, Lust und Ehrlichkeit: Wie Birgit Süß das Publikum in Dischingen mit ihrer Freude ansteckte
Bereits bevor sie die Bühne in der Arche in Dischingen betrat, war sie von den Zuschauerplätzen aus zu bemerken. Das Lachen von Birgit Süß ertönt hinter dem Vorhang, als Inge Grein-Feil ihre berühmten launigen Eingangsworte zum anstehenden Abend sprach. Lachen war auch in den folgenden Stunden immer wieder das Thema, in denen Birgit Süß voller Energie alle Gäste an Ihrer Lebensfreude teilhaben ließ.
Nicht allein auf der Bühne
Doch sie war nicht allein auf der Bühne. Klaus Ratzek begleitete die Kabarettistin an Kontrabass und Tuba – und das auf virtuose Weise. Der Abend war von Musik geprägt, mit Chansons, Liedern und kurzweiligen humorvollen Dichtungen boten Süß und Ratzek einen „Gemischtwarenladen“ des feinsinnigen Kabaretts. Aber auch philosophische Betrachtungen hatten an diesem Abend in der Arche Platz. Der voll besetzte Saal erreichte schon nach kurzer Zeit eine Temperatur, die trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit hochsommlicherliche, gar saunahafte Züge aufwies. So bemerkte Birgit Süß, dass Kinder im Schnitt täglich 400 Mal lachen. Erwachsene hingegen täten dies nur etwa 15 Mal am Tag.
Sie spannte den großen Bogen des Älterwerdens über Lieder und Komik. Dabei zierte sie sich nicht, auch eigene Erfahrungen einzuflechten und dabei auch vom Scheitern zu sprechen. Die Themen Gleichberechtigung, Golf, Katzen sowie Sex im Alter waren nur Ausschnitte der Reise durch die Gedankenwelt der Künstlerin.
Dichte Atmosphäre der Klänge
Die musikalische Begleitung durch Klaus Ratzek an Kontrabass und Tuba suchte ihresgleichen. Leidenschaftlich, ganz im Bann der Musik, verstand er es meisterhaft, eine dichte Atmosphäre der Klänge bei perfekter Spieltechnik zu erschaffen. Das Publikum gab sich dieser Musik vollständig hin und applaudierte immer wieder laut und anhaltend.
Ernste Töne gab auch Birgit Süß zum Besten, indem sie die nach wie vor bestehenden Mängel in Sachen Gleichberechtigung von Frauen ansprach, wie auch die Rolle von Männern, die jener konstant im Weg stehen. Am Ende ihres Plädoyers für mehr Lachen, Lust und Ehrlichkeit stand ein politischer Appell. Das Schlusslied gegen Rechtspopulismus, begleitet von durchdringenden Tönen einer singenden Geige, traf den Nerv des Publikums und hallte noch lange nach.