„Sie fordern mich ja mächtig heraus“, meinte der Cartoonist Peter Gaymann in der Dischinger „Arche“ – „ich hab‘ doch schon lange keine Erfahrungen mehr gemacht mit Strapsen“. Der erfolgreiche Zeichner, der südlich von München in der Nähe des Starnberger Sees lebt, ist Spezialist für satirische Hühner-Sottisen, die er regelmäßig produziert, z. B. für viele Bücher und Kalender oder für die Frauenzeitschrift Brigitte. „Früher war das einfacher“, erzählte er seinem Publikum, „da konnte man noch unbeschwerter umgehen mit Klischees und Übertreibungen“. Damals sei etwa eine Henne mit Strapsen „noch kein Problem“ gewesen – heute gehe dieses Sujet wohl nimmer durch. „Doch“, rief aus dem Publikum „FsF“-Initiatorin Inge Grein-Feil: „wir wollen eines sehen!“. Gaymann, der im Laufe des erstadventlichen Kleinkunst-Abends sein Publikum live beim Fertigen von Cartoons zusehen ließ, lenkte ein: „Ja, vielleicht als Zugabe. Dann braucht ihr mich nicht mehr rauszuwerfen.“
Die Künstler Gaymann und Brustmann kennen sich schon lange
Gaymann war mit seinem Freund, dem Kabarettisten, Autor und Musiker Josef Brustmann, nach Dischingen gekommen. Die beiden „alten weißen Männer“ (von „alten weißen Hähnen“ sollte später auch noch die Rede sein) kennen sich schon lange; sie leben auch fast in der jeweiligen Nachbarschaft: Gaymann in Schäftlarn, Brustmann in Icking – beide Orte in den Isarauen gelegen, was Brustmann mit herzhaften Jugenderinnerungen ausschmückte.
Brustmann war auch schon allein in der „Arche“ aufgetreten; man kennt ihn in der Region aber auch als Drittel des „Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinns“. Er und Gaymann warfen sich dramaturgisch wie thematisch lustvoll die Bälle zu: Der eine stehend am Tisch, aus seinen Büchern oder Erinnerungen rezitierend oder virtuos seine Zither bedienend (mit Schubert, Ländlichem oder AC/DC – bei seiner verstärkten Interpretation von „Highway to Hell“ gar mit schepperndem Donner!) – der andere sitzend am Tisch, zeichnend mit Direktübertragung auf einen großen Bildschirm. Und es ist schon spannend und faszinierend, die Entstehung eines Cartoons vom ersten, scheinbar beliebig vagen Strich bis zur kunstvollen, zwar wenig-, aber präzisstrichigen Lineatur zu verfolgen.
Gutmütig gewitzte Lebensklugheit
Die beiden Freunde sind sich ähnlich in ihrem letztlich gutmütig-gewitzten Schalk, durch den freilich immer wieder auch ein makabrer Touch durchschimmert, in ihrer sanften Widerständigkeit und ihrer toleranzgesättigten Lebensklugheit.
Munter und vielfach improvisierend gaben sie dem jeweils anderen bereitwillig Raum für Bühnenpräsenz. Ließ der eine beispielsweise, zitherbegleitet, den Saal kräftig den Kanon „Der Hahn ist tot“ schmettern, brachte der andere einen Cartoon zur Anzeige, auf dem eine bekümmerte Henne dem neben ihr duftenden Broiler zuruft: „Alfons, sag doch was!“
Beide stellten augenzwinkernd und durchaus selbstironisch mit ihren Werken oder persönlichen Bemerkungen eine durchweg hochvergnügliche Bühnenwirksamkeit her. Und die eher leisen Töne der „beiden Meister“ (so Steffi Zengerle, die „Arche“-Programmverantwortliche, bei ihrer Begrüßung) belegten eindrucksvoll, dass diese für die nachhaltigeren Lacher sorgen.
Weiter geht’s im kommenden Jahr
Nach der Weihnachtspause geht es mit Kultur in der Arche im Januar 2025 weiter. Am Sonntag, 19. Januar, um 18 Uhr steht eine Lesung von Dr. Lisa Federle mit dem Kabarettisten Bernd Kohlhepp zu den autobiografischen Büchern von Lisa Federle an.