Eindrucksvoll ragt das mittelalterliche Belagerungsgerät im Turnierbereich vor der Stauferburg auf: Sieben Meter misst der lange Wurfarm des Trebuchet, das Gestell ist 5,20 Meter lang und breit und 3,50 Meter hoch. Schon bald soll die größtenteils aus Eichenholz gefertigte Wurfwaffe den großen und kleinen Besuchern und Besucherinnen bei Veranstaltungen in Katzenstein in Aktion präsentiert werden und brennende Strohballen über das Gelände schleudern.
Der Sohn soll den Burgbetrieb in Katzenstein übernehmen
Die Idee zu dieser neuesten Attraktion für den in und um die historische Burganlage stattfindenden „Tag des Ritters“ und die Ritterturniere stammt von Michael Walter, dem 35-jährigen Sohn des Burgeigentümer-Ehepaars Nomidis-Walter. Der gelernte Koch ist als Geschäftsführer der Bereiche Gastronomie und Veranstaltungen im Burgbetrieb tätig und verfügt auch über die Ausbildungsbefähigung für Küche und Hotel, welche er für die jungen Beschäftigten in Katzenstein ebenfalls ausübt. Binnen zwei oder drei Jahren wollen seine Eltern den Betrieb an ihn übergeben, so die Mutter Roswitha Walter. „Wenn alles gutgeht, ist das einst aufgenommene Darlehen für den Kauf der Burg 2026 abbezahlt“, fügt sie an.
Ich identifiziere mich schon seit acht Jahren sehr mit dem Mittelalter.
Michael Walter, soll den Burgbetrieb in Katzenstein übernehmen
Und der künftige Burgherr hat große Pläne, um die Stauferburg als touristisches Ziel weiterzuentwickeln und den Gästen neue Erlebnisse bieten zu können. Einen Eindruck, was das rein optisch bedeuten könnte, gewinnt man schon im Zugangsbereich zur Burg, der seit vorigem Jahr als Palisade mit Wachtürmen gestaltet ist. „Ich identifiziere mich schon seit acht Jahren sehr mit dem Mittelalter“, schildert Michael Walter.
Seit drei Jahren beteiligt er sich auch selbst in Schaukämpfen als kühner Recke mit Schwert, Schild, Pfeil und Bogen beim „Tag des Ritters“ im historischen Katzensteiner Ambiente. Für ihn geht es mit seinem Engagement und seinen Plänen auch um Informationsvermittlung über das Mittelalter an interessierte Besucher.
Wie das Trebuchet in der Stauferburg funktioniert
Einen Anteil hat hier auch das Trebuchet, das Walter zusammen mit den Zimmerleuten Richard Faußner und Christian Schüler und dem Schmied Helmut Scherer als Fachleuten sowie weiteren Helfern an vier Tagen im Februar gebaut hat. Im Gegensatz zum Trebuchet der Württemberger Ritter in Stetten ob Lontal steht es nicht auf Rädern, sondern ist starr montiert. Dieses Belagerungsgerät gilt als eine Unterform des Katapults, doch wo ein klassisches Katapult auf Spannung setzt, arbeitet ein Trebuchet mit einem Gegengewicht.
Der Wurfarm ist senkrecht, aber an einer Achse schwingend befestigt. Am kurzen Ende befindet sich der ebenfalls schwingende Gegengewichtskorb, der im Inneren mit Steinen beschwert wird. Ein am langen Ende befestigtes Seil bildet einen Sack, in den die als Geschosse dienenden Strohballen gelegt werden. Das andere Ende des Seils wiederum wird dann an einem Haken am heruntergezogenen Wurfarm eingehängt. Wird dann der Auslösemechanismus betätigt, schwingt das Gegengewicht nach unten, der Arm mit dem Geschoss nach oben und schleudert es in Richtung der Gegner davon.

„Für einen Schuss ist man mit Spannen und allem anderen wie auch Sicherheitsvorkehrungen gut 20 Minuten beschäftigt“, erläutert Michael Walter. Denn Sicherheit hat Priorität: „Bei mir sowieso“, so der 35-Jährige, der mit Frau und drei Kindern nahe der Stauferburg wohnt. Auf vier Tonnen Gesamtgewicht kommt sein Trebuchet und ist schon auch deshalb nicht transportabel. „Im Mittelalter wurden die Katapulte fast immer am Ort, wo sie gebraucht wurden, gebaut und nicht transportiert. Es gab ja damals auch viel mehr Wald.“
Für einen Schuss ist man mit Spannen und allem anderen wie auch Sicherheitsvorkehrungen gut 20 Minuten beschäftigt.
Michael Walter, Sohn der Katzensteiner Burgeigentümer
Drei Praxistests hat die Wurfwaffe bislang absolviert, weitere sind im März noch geplant. Bislang habe man eine Wurfweite von 30 Metern erzielt, erwünscht seien als Variationsbreite bis zu 60 Meter, erläutert Walter. „Wir haben schon ganz schön Power dabei.“ Abhängig ist die Weite von der Länge des Seils und der Einstellung des Hakens.
Ein erstes Trebuchet wurde schon 2013 in Katzenstein gebaut
Einige Erfahrungen mit einer solchen Maschine hat der künftige Burgherr schon 2013 gesammelt. Bereits damals baute er zusammen mit einem damaligen Burgführer ein Trebuchet, allerdings seien mangels Fachwissen einige Fehler bei der Konstruktion gemacht worden. So wurde jenes Wurfgerät, das eine ähnliche Größe wie das heutige hatte, aus Fichtenholz hergestellt, und das sei von der Stabilität und der langfristigen Haltbarkeit her ungeeignet gewesen. Weil es nicht so richtig funktioniert habe, sei es nur zu ein paar Tests und einem Einsatz bei einem Turnier gekommen. Und aufgrund der Witterungsschäden wurde es nach vier Jahren wieder zerlegt.

Zum nötigen Fachwissen sagt Walter: „Das habe ich jetzt über die Jahre hinzugelernt.“ Das für eine solche Maschine zur Gewährleistung der Stabilität geeignete Holz sei Eiche – „so wie wir es jetzt haben“. Lediglich der neue Wurfarm bestehe wegen der Flexibilität wieder aus Fichte. Außerdem betont er die hohe Bedeutung der jetzigen Mitwirkung von handwerklichen Fachleuten bei der Konstruktion.
Vorführungen der Wurfwaffe sind ab Ende April geplant
Erste öffentliche Vorführungen seines Trebuchets plant der 35-Jährige für den „Tag des Ritters“ am Wochenende nach Ostern, 26. und 27. April. Beim Turnier in der Burg Katzenstein an Pfingsten (7. bis 9. Juni) soll die Maschine dann auch bei der Schlacht der Ritter in Aktion zu erleben sein. Und zwischen diesen beiden Einsätzen soll sie noch karbonisiert werden: Sie werde abgeflammt, damit sich die Holzporen schließen, und danach lasiert. Walters Einschätzung zufolge sollte die Witterung der im Freien stehenden mittelalterlichen Wurfwaffe dann kaum mehr etwas anhaben können.
Weitere Pläne und Visionen für Burg Katzenstein
Michael Walter, der Sohn der Eigentümer von Burg Katzenstein, hat über den jetzt erfolgten Bau der Wurfmaschine Trebuchet hinaus eine ganze Reihe weiterer Pläne für die Zukunft der Stauferburg. So soll noch im September dieses Jahres ein Förderverein für Burg Katzenstein als e. V. gegründet werden, um die Entwicklung des touristischen Highlights auf dem Härtsfeld weiter voranzubringen. Voraussichtliche Gründungsmitglieder gebe es bereits.
Als ein Ziel für die nächsten zehn bis 15 Jahre nennt Walter das Gestalten eines Freilichtmuseums im Bereich der einstigen Vorburg. Dazu sollen Gebäude errichtet werden, in denen den Gästen unter anderem die Handwerksarten Schmied, Zimmermann und Steinmetz praktisch präsentiert werden. Ein Kräutergarten vor der Burg wurde schon angelegt.
Darüber hinaus denkt Michael Walter auch über den Bau einer weiteren mittelalterlichen Gerätschaft nach: Er würde auf dem Burggelände gerne einen Belagerungsturm errichten.