Millionen Mark gefunden

Historische Zeitkapsel bei Sanierung der St.-Martinskirche Dunstelkingen entdeckt

Einen historischen Fund machte die katholische Kirchengemeinde Dunstelkingen im Rahmen der derzeitigen Kirchensanierung. Was sich in der entdeckten Zeitkapsel befand und wann sie zuletzt (wieder)entdeckt worden war:

Historische Zeitkapsel bei Sanierung der St.-Martinskirche Dunstelkingen entdeckt

Weit über 20 Milliarden Mark – ein sagenhafter Fund. Die Dunstelkinger Kirchengemeinde St. Martinus könnte demzufolge steinreich sein. Leider ist dieser Fund aber erheblich weniger wert, denn es handelt sich um altes deutsches Inflationsgeld aus der Zeit vor 1927. Dennoch hat die im Zuge der derzeitigen Sanierung der katholischen Pfarrkirche des Dorfs gemachte Entdeckung historische Bedeutung, denn sie gewährt einen interessanten Einblick in die Zeit der früheren Renovierungen des Gotteshauses.

Verborgen in der Kugel auf der Kirchturmspitze

Gefunden wurde das Geld zusammen mit anderen Dokumenten in einem zylindrischen Behälter aus Kupfer, der Dekan und Pfarrer Dr. Dietmar Horst zufolge ursprünglich Teil des Fallrohrs einer Dachrinne gewesen sein könnte. Und diese "Zeitkapsel" war wiederum verborgen in der Metallkugel auf der Kirchturmspitze, die kürzlich zwecks Neuvergoldung abgenommen und geöffnet wurde.

Aus welchem Jahr die Kapsel stammt, dürfte feststehen: "Das eine Ende ist luftdicht verschlossen. Hier ist die Jahreszahl 1974 zu finden", schildert Pfarrer Horst. Somit gab es über die bekannten Renovierungsdaten der Kirche 1935, 1958 bis 1963 und 1985 hinaus wohl andere Zeiten, zu denen die Turmkugel geöffnet worden ist. "Das andere Ende hat einen Deckel, der verlötet war", so der Pfarrer weiter. Durch Erwärmen habe der Deckel durch die Syrgensteiner Spenglerei Oberschmid fachmännisch aufgemacht werden können.

Was aber barg die vom Pfarrer inspizierte Zeitkapsel nun und aus welchen Zeiten? Außer dem Inflationsgeld verschiedener Herausgeber mit Scheinen von 500 und 100.000 Mark bis zu zehn Millionen und eben einem Schein über 20 Milliarden Mark war auch ein Geldschein aus dem Jahr 1910 sowie Geld von 1914 bis 1922 enthalten, ferner Notgeld vom Ende des Zweiten Weltkriegs und Besatzungsgeld.

Das in Latein verfasste Dokument des Pfarrverwesers Alois Volz, das in der Zeitkapsel gefunden wurde, stammt aus dem Jahr 1927. Kirchengemeinde Dunstelkingen

Historisch interessant ist besonders ein enthaltenes, von Pfarrverweser Alois Volz in lateinischer Sprache verfasstes handschriftliches Dokument über eine Kirchenrenovierung, das in der deutschen Übersetzung mit den Worten "Im Jahr des Herrn 1927" beginnt. Erwähnt werden neben Volz eine ganze Reihe weiterer Personen jener Zeit, so der Ortskirchenrat Josef Egetenmeyer aus Dunstelkingen und Johannes Mayer aus Katzenstein, Wilhelm Bahmann als Verwalter der "zeitlichen Güter der Kirche" und die Mitglieder des damaligen kirchlichen Bauausschusses, ebenso die Schulleiter Guido Bullinger (Dunstelkingen) und Franz Bader (Frickingen) und die Bürgermeister Ignaz Behnle aus Dunstelkingen und Anton Greissing aus Frickingen.

Was im lateinischen Dokument zu lesen ist

Im Text heißt es: "... am Fest des Heiligen Antonius, des Patrons unseres Ortes und seiner Bruderschaft ..." wurde "... diese Kugel wiederhergestellt und vom Maler Rupp aus Neresheim vergoldet auf dem Dach des Kirchturms aufgesetzt, und zugleich wurde der Turm von Roeder und Beck, Dachdecker aus Nördlingen, wiederhergestellt und restauriert, und die Mauern des Turms und der Kirche wurden von Josef Eggert, Baumeister aus Neresheim, restauriert ...".

Auch zu dem enthaltenen Geld gibt es eine Aussage im Dokument: "... das Geld, das in der Pyxis dieser Kugel geweiht und überliefert ist, bezeugt unsere schlechtesten miserablen bitteren Zeiten nach dem Weltkrieg 1914-1918 und mahnt die späteren Bürger zu Geduld und Großzügigkeit auch im Leben der Ängste, diese Renovierung konnte nämlich durch die finanziellen Beiträge und die Spenden der Pfarreimitglieder vollzogen werden."

Die Inhalte der Dunstelkinger Zeitkapsel aus dem Jahr 1949

Ein weiteres Mal wurde die Kugel wohl 1949 geöffnet, denn auch aus diesem Jahr fanden sich Dokumente in der Zeitkapsel. Ein Schreiben des Pfarrers Frei aus diesem Jahr – Vorderseite handschriftlich, auf der Rückseite ein Gedicht in Maschinenschrift – befasste sich mit der Renovierung der Kuppel des Turms 1949. Hinzu kamen unter anderem Dokumente der damaligen Handwerker Schlossermeister Lorenz Pappe aus Dunstelkingen und Dachdeckerbetrieb Fritz Lanz aus Nördlingen, außerdem ein Blatt mit Unterschriften.

Und schließlich anno 1974, jenes Jahr, aus dem der Kupferzylinder aufgrund seiner Jahresprägung wohl stammt. Aus jener Zeit fand Pfarrer Horst im Inneren eine Schriftrolle "Sankt-Martins-Kirche" mit Unterschriften, eine Heidenheimer Tageszeitung vom 24. Mai 1974, ein "Katholisches Sonntagsblatt" vom 12. Mai 1974 sowie ein Heft "Mission aktuell" vom Mai/Juni 1974.

Nachdem all die entdeckten Gegenstände begutachtet und katalogisiert sind, werden sie wieder in die Zeitkapsel zurückgelegt, ergänzt um ein paar Dinge aus dem Jahr 2023 wie etwa eine aktuelle Heidenheimer Zeitung, ein Dischinger Amtsblatt, eine Urkunde mit Unterschriften der an der Renovierung Beteiligten sowie ein Datenträger mit Bildern von Dunstelkingen, so der Pfarrer. Im Anschluss soll der Zylinder mittels Löten wieder luft- und feuchtigkeitsdicht verschlossen werden. Ende November wird er in die Metallkugel zurückgelegt, die dann erneut ihren Platz auf der Kirchturmspitze einnehmen wird. Damit endet auch die Außenrenovierung des Bauwerks und das Gerüst um den Turm wird abgebaut.

Die Renovierung von St. Martinus

Wegen der Arbeiten an der Dunstelkinger Kirche St. Martinus bleibt das Gotteshaus voraussichtlich bis Juni 2024 geschlossen. Die Kosten für die Sanierung werden auf 1,145 Millionen Euro veranschlagt. 130.000 Euro davon muss die Kirchengemeinde selbst aufbringen, davon 80.800 Euro über Spenden und Eigenleistungen, der Rest aus dem Haushalt. Die Gottesdienste finden während der Schließung vorrangig in Frickingen statt.