Was könnte im Rahmen der Heimattage passender sein als ein Kabarett mit dem Titel „Sternhagelschwäbisch“? Werner Koczwara, bekannt für seinen scharfen Witz rund ums Schwäbische, Juristische und allgemein Menschliche, betrat die Bühne in der ausverkauften Arche und legte los. Gleich die Schocknachricht zu Beginn sorgte für großes Gelächter: „Mehr als 75 Prozent der Deutschen verstehen kein Schwäbisch!“ Was Koczwara nicht daran hinderte, gerade in diesem Dialekt weiter zu schwätzen.
Er berichtete von abendlichen Selbstversuchen mit zwei Pils, zwei Jägermeistern, vier Schnäpsen und den daraus gewonnenen Erkenntnissen („Am Ende ist es völlig egal, in welcher Reihenfolge man das trinkt, man kriegt nicht mehr mit, was im Fernsehen läuft“), von erneut verlorenen Führerscheinen, deren Wiedergewinnung man doch gerade ausgiebig gefeiert hatte, von VHS-Vorträgen über seine „Lieblingsepoche vom Urknall bis zur Gegenwart“ und „Wie aus Affen Bausparer wurden“.
Er erzählte von Nachbarn, mit denen er sich zu abendlichen Beratungen treffe, von seinem Anwalt (wegen des erneuten Führerscheinverlustes), dem frustrierten katholischen Pfarrer auf der verzweifelten Suche nach neuen Kirchengliedern („76 Prozent der Kirchenbesucher sind japanische Touristen“), dem dicken Dieter, der als bewährter „Müllverdichter“ den Schwaben Geld spare („er bekam durch mehrmaliges Runterhüpfen vom Dach mit seinen 140 Kilo eine ganze Sofagarnitur in die Mülltonne“) und dem abergläubischen Unternehmer, der kein 13. Monatsgehalt auszahlen könne.
Humorführung am roten Faden
Gekonnt und sehr witzig führte Koczwara das Publikum immer wieder an die Anfänge seiner Erzählung zurück, spann den roten Faden weiter von Nachbar zu Nachbar und Pointe zu Pointe. Das Publikum war sichtlich entzückt. Auch die schwäbischen Kosenamen („mein Igelschnäuzele, mein Häschen“), die während einer nachbarschaftlichen Auseinandersetzung mühelos in Schimpfwörter übergehen können („Seggl“, „Bachl“, „Daggl“), riefen lang anhaltendes Gelächter hervor.
Nach 45 Minuten Dauerpointen hatten alle vom Lachen hochrote Köpfe, eine Pause war notwendig. Im zweiten Teil wurde es abenteuerlich. Es gab herrliche Erzählungen aus seiner „armen, aber schönen Kindheit“, von sadistischen Lehrern und seiner sexuell vollkommen unaufgeklärten Pubertät („Wir haben überall Mini-Schlüssellöcher gebohrt, durch die wir nicht das Geringste gesehen haben, aber die Geschichten, die wir uns erzählt haben, wie das zwischen Mann und Frau läuft, waren dafür umso spannender.“).
Nach einem für Koczwara-Kenner herrlichen Schlenker zu „Seitenbacher“ erfuhr man dann von seinem Albtraum, wie er dem depressiven und schwer alkoholkranken Tod begegnet, den niemand willkommen heißt, sondern mit absurden Argumenten zum Aufschub bewegen will, und wie er mit diesem in die Hölle fuhr, um dort einen restlos überforderten Teufel anzutreffen. Vollkommen absurd und zum Totlachen. Als Koczwara schließlich aus dem Sprachführer „Schwäbisch für Anfänger“ Redensarten, Besonderheiten der Grammatik und vielseitig anwendbare Kosenamen oder wahlweise Beleidigungen vortrug, gab es kein Halten mehr.
Wiedersehen nicht unwahrscheinlich
Das begeisterte Publikum entließ den Kabarettisten Werner Koczwara nach seinem DIschinger Auftritt mit tobendem Applaus und erst nach seiner Antwort auf die wichtigste Frage des Abends: „Kommen Sie wieder?“ Kocwara versicherte strahlend: „Natürlich!“