Beim „Vereinigten Lachwerk Süd“ in der Dischinger Arche saß jede Pointe
Werner Koczwara und Ernst Mantel, beide mehrfach preisgekrönt und auch als „Vereinigtes Lachwerk Süd“ ein unschlagbares Duo, wurden im voll besetzten Saal der Arche mit Jubel empfangen. Die beiden – was sind sie eigentlich genau? Komiker? Kabarettisten? Herausragende Musiker? Mundartmeister? – legten verschmitzt und umwerfend komisch los mit ihren „Welthits auf Schwäbisch“.
Abbas „Dancing Queen“ heißt in Wirklichkeit „Depp vom Dienst“ und „Riders On The Storm“ von „The Doors“ in Wahrheit „Reiserechtsreform“. Beide spielten und sangen herrlich dieses „Klagelied eines schwäbischen Reisenden“, weil er trotz eines verregneten Urlaubs sein Geld einfach nicht zurückbekomme und deshalb in diesem „Justizskandal“ vor Gericht ziehen wolle. Jede Pointe saß.
Von Mantel selbst geschrieben folgte eine Ode über die letzten wahren Helden: „Männer mit Bausparvertrag“ – die einzigen, die Frauen noch etwas zu bieten haben, da muss man auch nicht gut aussehen, Hauptsache, Schwäbisch Hall oder Wüstenrot sind auf der hohen Kante. Weiter ging es mit Parkplatzsuchen, Männern, die in die Zukunft schauen können, dann ganz allgemein und stets hingebungsvoll interpretiert: „Der Mensch is bleed!“ sowie, mit großem Jubel bedacht, „Das Lied von der Schlutt“ (ein ganz schlimmes Wort!). Schwäbische Beschimpfungen wurden genüsslich in aufsteigender Reihenfolge und Beleidigungsqualität vorgeführt und das Publikum strahlte: „So viele schöne schwäbische Wörter habe ich schon lange nicht mehr gehört.“
Eigenkompositionen und schwäbische Welthits
Ob alleine oder zusammen, musikalisch oder im Textvortrag, mit Eigenkompositionen oder schwäbischen Welthits – die Bälle flogen nur so hin und her und der so fein- wie scharfsinnige Humor der beiden gefiel dem Publikum sichtlich. Ob es um das „Pilotprojekt von ADAC und FDP“ ging, eine Trauergruppe für Menschen, die ihren Führerschein verloren haben und dort Wanderlieder singen, oder die hinreißend vorgetragene Ode über die „grüne Lichtgestalt“ Winfried Kretschmann, jedes einzelne Lied war klug, pointiert und absolut mitreißend. Nach der Pause ging's genauso munter weiter. Koczwara trug höchst überzeugend ein Lied aus dem 19. Jahrhundert vor, natürlich ins schwäbisch Moderne übertragen, in dem es hingebungsvoll um die Zubereitung von Spätzle ging. Das Duo schlüpfte musikalisch in die verschiedensten Rollen, und dies jedes Mal mit großem Vergnügen und ebensolchem Können.
Umwerfend komisch waren die „Ode an den Schwarzwurstring“ oder der Vortrag Koczwaras zu der mathematischen Schulaufgabe „Ein Bauer hat zehn Kühe“ – und wie sich diese im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat. Komisch und klug. Das Publikum kam aus dem Lachen und Jubeln nicht mehr heraus. Es folgten der Klassiker über „verlorene Sponsoren“ mit „Seitenbacher“ und ein ebenso mitreißender Vortrag über ein schwäbisches Telefonat im ICE – mit so viel Verve von Mantel vorgetragen, dass das Publikum kaum noch Luft bekam.
Fünf Zugaben mussten her
Zum Dahinschmelzen der Vortrag aus dem Film „A Star Is Born“ in den Rollen von Bradley Cooper (Koczwara) und Lady Gaga (Mantel) das umgedichtete Lied „Shallow“ oder das Lied des schwäbischen Seemanns, der auf der Alb partout keinen Heringsschwarm oder Oktopusse findet. Erst nach fünf (!) Zugaben, davon ein Herzenswunsch von Inge Grein-Feil über einen Opa und seinen Enkel Anthony beim Arzt, und dem endgültigen Schlusssong frei nach „Should Auld Acqaintance“ („Der Abend is jetzt endlich rum, des is jetz lang scho Zeit!“) entließ das begeisterte Publikum die beiden Allrounder schweren Herzens von der Bühne. Erneut ein fantastischer Abend in der Arche.
Bei der nächsten Veranstaltung dort am 3. Dezember erklärt Michael Altinger: „Auch das Christkind muss dran glauben!“