Als ihr „Hobby“ bezeichnet Andrea Stritzelberger aus Demmingen die Gaststätte am Härtsfeldsee, die sie nach deren Umbau und Erweiterung am 1. April 2022 als Pächterin eröffnet hat. Denn eigentlich ist sie gelernte Krankenschwester und arbeitet im Hauptberuf mit einer Teilzeitstelle bei der Sozialstation in Dillingen. Die 53-Jährige steht aber trotzdem nicht unbedarft hinterm Tresen des Lokals bei Dischingen: Zehn Jahre hat sie schon nebenbei im einstigen Kiosk mit angepackt und kennt sich dementsprechend gut aus.
„Gastronomie mache ich einfach gern“, bekennt die Demmingerin. So nutzte sie die Gelegenheit, als der Wasserverband Egau, der Eigentümer der Gaststätte am See ist, nach der großen Umgestaltung einen neuen Betreiber oder eine neue Betreiberin suchte. Gesundheitliche Gründe hätten hier zu einem Wechsel geführt, doch der frühere Pächter arbeite immer noch als Angestellter mit, erzählt sie. Die berufliche Doppelbelastung bewältige sie gut und so bereue sie den Schritt nicht. Personalprobleme, wie sie in der Gastronomie derzeit häufig vorkommen, gibt es bei ihr nicht: „Ich habe ein sehr gutes und fleißiges Team. Sonst würde es nicht funktionieren.“ Und Unterstützung kommt auch von Seiten ihrer Familie.
Weitere Mitarbeitende sind in der Gaststätte am Härtsfeldsee gesucht
Insgesamt 25 Beschäftigte vom Minijob bis zur Vollzeitstelle gehören zum Lokal. Dass Andrea Stritzelberger derzeit aber weitere Mitarbeitende sucht, liegt am Erfolg. Die Ausflugsgaststätte mit deutscher Küche erlebt seit der Wiedereröffnung einen Boom bei den Besucherzahlen – Tendenz stetig steigend. „Die Auslastung ist sehr gut. An Wochenenden stoßen wir an unsere Grenzen“, schildert die Wirtin. Die Parkplätze seien bei gutem Wetter voll und Hunderte Menschen kämen ins Lokal. Ihre Erwartungen bei der Anzahl der Besucher seien um ein Vielfaches übertroffen worden, freut sie sich. „Die Gäste sind sehr zufrieden mit dem, was hier gemacht worden ist.“
Den Grundstein für diese positive Entwicklung hatte der Wasserverband Egau mit der Neugestaltung gelegt. Ein großzügiger, zum See hin verglaster Neubau entstand an der Ostseite des alten Kioskgebäudes. Erstmals verfügt die Gaststätte damit über einen witterungsunabhängigen Gastraum und so kann auch der vom Verband gewünschte Ganzjahresbetrieb gewährleistet werden. Etwa 70 Plätze gibt es im Inneren, auf der Terrasse im Freien davor sind es weitere ungefähr 150 Sitzplätze. Hinzugekommen seien außerdem eine komplett neue Küche und neue, von innen und außen zugängliche Toilettenanlagen, berichtet Verbandsvorsteher Alfons Jakl.
Deutlich gestiegene Kosten bei der Neugestaltung
Das alles hat natürlich seinen Preis. So stiegen die vom Verband für die Umgestaltung anvisierten Gesamtkosten von 600.000 auf brutto 806.354 Euro. Ein Zuschuss von 200.000 Euro wurde aus dem Leader-Förderprogramm bewilligt, sei aber selbst zwei Jahre nach Fertigstellung und Eröffnung noch nicht ausbezahlt, zeigt sich Jakl verärgert. Grund dafür seien Verzögerungen bei der Prüfung der Baukosten.
undefinedundefinedAuch die Pächterin hat in ihr Lokal investiert: Auf gut 50.000 Euro schätzt Andrea Stritzelberger ihre Ausgaben für den mobilen Teil der Geräteausstattung und weitere Teile wie zusätzliche Kühlzellen für Lebensmittel und Getränke. Eine davon steht bereits auf der Südseite des Gebäudes nahe der Küche auf einer vom Verband dafür vorbereiteten Fläche, ein weiterer Kühlraum wird benötigt, da der Betrieb so gut läuft.
Eine neue Lagerhalle ist in Planung
Mit dem enormen Interesse der Besucher, zu denen neben vielen Stammgästen auch Ausflügler und zahlreiche Gesellschaften von Geburtstagen über Weihnachtsfeiern bis zu Hochzeiten zählen, hat auch der Verband nicht gerechnet. „Das zwingt uns zum Handeln“, so Vorsitzender Jakl. Weil die Pächterin dringend mehr Platz für Vorräte brauche, plant der Wasserverband den Bau eines neun mal sieben Meter großen Lagergebäudes mit Pultdach jenseits des Kiosk-Altbaus. Bei den Kosten geht man von etwa 80.000 Euro aus, die Baugenehmigung solle in Kürze vorliegen. Jakl erwartet, dass der neue Lagerbau noch im Sommer nutzbar sein wird. Das könnte angesichts anstehender Veranstaltungen auch wichtig werden: „Wir denken, dass der Besucherzulauf durch die Heimattage weiter zunimmt.“
Stromversorgung ist noch ein Problem
Natürlich gibt es in der Gaststätte am Härtsfeldsee Strom. Allerdings sei die Versorgung für den inzwischen gestiegenen Betrieb mit vielen zusätzlichen Geräten zu schwach dimensioniert, erklärt Alfons Jakl, der Vorsitzende des Wasserverbands Egau, dem das Lokal gehört. Eine neue Leitung müsste von der Trafostation am Parkplatz her verlegt werden, um etwaige Ausfälle zu verhindern. Die Kosten dafür hätte der Verband zu tragen. Aber sinnvoll wäre Jakl zufolge dann auch, für Beleuchtung entlang des Wegs zum Parkplatz zu sorgen. Zumindest kurzfristig ist das aus finanziellen Gründen aber wohl kein Thema. Dennoch: „Irgendwann wird man in den sauren Apfel beißen müssen“, so Jakl.