Warum St. Martinus in Dunstelkingen zur Baustelle wird
Glocken sind ein wesentlicher Ausstattungsbestandteil eines Kirchengebäudes und ihr Läuten bedeutet neben allgemeiner chronologischer Information auch geistliche Orientierung für viele Gemeindemitglieder. In Dunstelkingen muss die katholische Kirchengemeinde allerdings gerade die Erfahrung machen, dass das für die Klänge nötige Schwingen der Glocken im Turm auch ziemliche Probleme verursachen kann. Der Chorflankenturm, der die alte Ortsmitte mit seiner Zwiebelhaube prägt, ist aus diesem Grund zur Zeit von einem Baugerüst umgeben.
Seit etwa zwei Jahren sei bekannt, dass im Turm von St. Martinus nicht alles in Ordnung ist, schildert der Dekan und Pfarrer Dr. Dietmar Horst. Nach der regelmäßig stattfindenden Bauschau habe der Architekt festgehalten, dass dringender Handlungsbedarf besteht. "Die Glocken sind eine bewegte Masse", so Horst. Weil sich die Schwingungen des vierstimmigen Geläuts in Dunstelkingen auf das Mauerwerk übertragen, schwinge der Turm etwas mit. "Ein Gutachten besagt, dass der Turm zu stark in Schwingung geraten ist." Dadurch seien Schäden entstanden, die es zu beheben gilt. Und dies hat die Kirchengemeinde mit der Planung für eine umfassendere Renovierung und Sanierung des Gebäudes verbunden, die voraussichtlich mindestens bis Juni 2024 dauern wird.
Wie die Finanzierung der Arbeiten in St. Martinus in Dunstelkingen ablaufen soll
Im Januar 2023 sei der Finanzierungsplan für die Arbeiten von der Diözese genehmigt worden, berichtet der Pfarrer. Die veranschlagten Kosten liegen bei 1,145 Millionen Euro, von denen 1,015 Millionen - also 88,6 Prozent - als Anteil der Diözese zugesagt seien. Horst: "Wir brauchen den Ausgleichsstock der Diözese, in den die Kirchengemeinden einzahlen. Dunstelkingen wäre nicht in der Lage, so etwas zu finanzieren." Dennoch muss die als finanzschwach geltende Kirchengemeinde 130.000 Euro aufbringen - 80.800 Euro über Spenden und Eigenleistungen und den Rest aus dem Haushalt. "Es wird nicht einfach, dieses Ziel zu erreichen", fügt er mit Blick auf die sehr kleine Kirchengemeinde an, deren Mitgliederzahl er auf etwa 400 Katholiken schätzt. "Wir müssen jetzt überlegen, welche Aktionen wir für die nötigen Spenden angehen wollen", sagt der Pfarrer und erwähnt als Möglichkeiten einen Spendenbrief und ein Gemeindefest.
Begonnen haben die Sanierungsarbeiten bereits vor ein paar Wochen mit dem Einrüsten des Kirchturms. Während am Glockenstuhl dem Pfarrer zufolge nichts verändert werden soll, wird nun das poröse Mauerwerk des Turms ausgebessert und stellenweise neu ausgemauert. Außerdem werden vorhandene Risse verpresst. Zur Renovierung abgenommen sind die Metallkugel auf der Turmspitze unterhalb des Kreuzes sowie die Zifferblätter und Zeiger der Turmuhr. Auch der Zeigerantrieb wird erneuert.
Was im Inneren der Dunstelkinger Kirche gemacht werden muss
Wenn Mitte bzw. Ende November das Gerüst um den Turm abgenommen wird und die Außenarbeiten enden, geht es im Inneren des Gebäudes weiter. Ab 13. November wird St. Martinus für mindestens ein halbes Jahr geschlossen. Die Bänke und die Heizung darunter werden - möglichst in Eigenleistung - ausgebaut, die Bänke überarbeitet und die Heizung sowie die Lautsprecheranlage erneuert. Hinzu kommen weitere Elektroarbeiten. Im Dach des Kirchenschiffs seien kleinere Schäden zu beseitigen, sagt der Pfarrer. Einzelne tragende Balken müssten hier ersetzt werden. Außerdem soll gegen eine Versalzung in der Sockelzone der Wände vorgegangen, die Blitzschutzanlage verbessert und die Orgel schimmelbehandelt und neu intoniert werden. Leitungsschlitze für ein automatisches Öffnen der Fenster zur Belüftung in der Kirche werden ebenfalls angelegt. Eine Umsetzung dieser Automatik müsse aber wie auch die erwünschte großflächige Reinigung der Raumschale aus finanziellen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden, so Horst. Doch selbst ohne diese Aufgaben bleibt die jetzige Sanierung eine umfangreiche Maßnahme mit vielen Teilen.
Was die Gottesdienste während der Schließungsphase der Kirche betrifft, so sollen sie wie gewohnt sonntags um 9 Uhr stattfinden, allerdings in Frickingen. Der Werktagsgottesdienst in Frickingen ist nach Ankündigung am Dienstag um 19 Uhr vorgesehen, der Freitagsgottesdienst soll entfallen. An Heiligabend soll Pfarrer Horst zufolge ein Gottesdienst im Freien gefeiert werden.
Die Dunstelkinger Pfarrkirche St. Martinus
St. Martinus entstammt der Spätgotik und wurde 1354 erstmals erwähnt, könnte als Martinskirche aber auch älter sein. Die heutige Dunstelkinger Pfarrkirche geht auf eine grundlegende Umgestaltung in barocker Form zwischen 1705 und 1716 zurück, im Chor finden sich aber auch noch spätgotische Elemente sowie steinerne Grabdenkmäler einstiger Ortsherren. Frühere Renovierungen erfolgten 1935, 1958 bis 1963 sowie 1985.