Reduzierte Prognose

Warum Varta jetzt für 2024 mit weniger Umsatz rechnet

Die Varta AG steckt seit einiger Zeit in einer Krise. Jetzt hat das Unternehmen mit Sitz in Ellwangen seine im vorigen Jahr abgegebene Umsatzprognose für 2024 deutlich nach unten reduziert. Welche Gründe Varta dafür nennt.

Bei „mindestens 900 Millionen Euro“ lag der von der Varta AG im August 2023 prognostizierte Umsatz für das Jahr 2024. In den vergangenen Monaten aber entwickelte sich die Situation bei dem kriselnden Batteriehersteller mit Sitz in Ellwangen und auch einem Produktionswerk in Dischingen nicht allzu positiv. Zuerst ein Cyberangriff auf die IT-Systeme der AG im Februar, der die Produktion für einige Zeit stilllegte, dann Einbußen beim Aktienkurs sowie im April die Erkenntnis, dass der begonnene Sanierungsprozess nicht weit genug greift. Und jetzt folgte am Donnerstagabend die Mitteilung, dass die Umsatzprognose fürs laufende Jahr reduziert werden muss.

Die Prognose für 2024 fällt nun deutlich niedriger aus. In der Meldung, zu der das Unternehmen bei Umsatzveränderungen verpflichtet ist, heißt es: „So geht das Ellwanger Technologieunternehmen nunmehr von einem Umsatz von 820 bis 870 Millionen Euro aus.“

Varta stellt Rückgang bei der Nachfrage nach Energiespeichern fest

Die Varta AG macht in ihrer Mitteilung „eine weitere deutliche Verschlechterung des Marktumfeldes für
Energiespeicher, insbesondere im zweiten Quartal des laufenden Jahres“ verantwortlich. „Neben einem spürbaren Rückgang der Gesamtmarktnachfrage verliert im Heimatmarkt insbesondere das Marktsegment für AC-(Wechselstrom)-Energiespeichersysteme, das Varta mit seinen Bestandsprodukten
bespielt, momentan an Marktanteil.“ Außerdem wirken sich „Verzögerungen im Zusammenhang mit der Produkteinführung des DC-(Gleichstrom)-gekoppelten Hochvoltspeichers Varta.wall, mit dem
Varta den Markteintritt in das volumenmäßig größte Marktsegment (DC-Systeme) plant“, negativ auf die Umsatzentwicklung 2024 aus.

Noch Mitte der Woche hatte es in einer Pressemitteilung der AG zum Produktionsstart für die modularen DC-Hochvoltspeicher „Varta.wall“ in Neunheim bei Ellwangen geheißen, dass Varta damit „sein Produktportfolio im stark wachsenden Energiespeichermarkt“ erweitere. Auf diesen vermeintlichen Widerspruch bei der Markteinschätzung angesprochen, erläuterte Emanuel Sican, Leiter Investor Relations bei Varta, dass hier zwischen lang- und kurzfristig unterschieden werden müsse: „Langfristig ist der Markt für die dezentralen Energielösungen ganz intakt.“

Für das Jahr 2024, also kurzfristig betrachtet, haben die Großhändler aber erhöhte Lagerbestände an Energiespeichern und es erfolge jetzt ein Abbau dieser Bestände, so Sican. Der Neuabsatz sei daher geringer. „Der Markt soll Analysen zufolge aber 2025 wieder anziehen.“ Dies vorausgesetzt, könne also wohl auch bei Varta wieder von einer steigenden Nachfrage und damit steigendem Umsatz im kommenden Jahr ausgegangen werden.

Einstieg in die Produktion von DC-Energiespeichersystemen bei Varta

Das Ellwanger Unternehmen habe bisher Energiespeicher nur im AC-Bereich produziert, schilderte Sican. „Varta.wall“ sei der erste DC-Speicher von Varta und werde als „Schlüsselprodukt“ angesehen. DC-Systeme werden an Marktanteilen zulegen, so Sican.

Die Probleme auf dem Markt für Energiespeicher haben keine Auswirkungen auf die Werke des Batterieherstellers, so etwa den für Consumer Batteries zuständigen Standort Dischingen, so Sican. Und in Bezug auf die Cyberattacke sagte er, dass Varta wieder vollkommen produktionsfähig sei und „im indirekten Bereich“ mittels Übergangslösungen große Teile wiederhergestellt seien. Weitere Erkenntnisse gebe es in der Sache derzeit nicht.

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