Die Situation der Varta AG bleibt anhaltend schwierig. 2023 hatte der in Ellwangen ansässige Batteriehersteller ein Restrukturierungskonzept aufgelegt, mit dem das Unternehmen dem Umsatzrückgang, dem Gewinneinbruch und den gestiegenen Kosten entgegenwirken wollte. Einer aktuellen Pressemitteilung von Varta zufolge reichen die umgesetzten Maßnahmen aber nicht mehr aus, um das erklärte Ziel, auf einen „profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“, bis Ende 2026 zu erreichen.
Die realisierten Maßnahmen des Restrukturierungskonzepts von 2023 betrafen in erster Linie eine Kapitalerhöhung durch eine Anteilsausgabe an den Mehrheitsaktionär sowie Einsparungen im Personalbereich. Bei damals etwa 4700 Beschäftigten war ein Stellenabbau von rund 800 genannt worden. „Es mussten weniger als 800 Stellen abgebaut werden“, sagte Varta-Pressesprecher Dr. Christian Kucznierz nun auf Nachfrage. Aufgrund eines Freiwilligenprogramms und von Fluktuation sei es gelungen, die gedachten finanziellen Einsparungen im vorigen Jahr zu erreichen. Im Dischinger Werk habe es so gut wie keine Personalreduzierung gegeben.
Varta muss „nachschärfen“
„Wir gehen jetzt in die nächste Phase der Restrukturierung“, so Kucznierz. Das Unternehmen müsse „nachschärfen“, um ans Ziel zu kommen. Seitens Varta werden eine ganze Reihe von Gründen genannt, die dies erforderlich machen. So ist in der Mitteilung die Rede von einer „weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die verschiedenen Geschäftsbereiche der Varta-Gruppe“. Die prognostizierten Abnahmemengen durch Kunden vor allem bei kleinen Lithium-Ionen-Zellen seien schwankend und es bestehe auch ein „unerwarteter erheblicher Rückgang der Nachfrage“ bei den Energiespeicherlösungen etwa für PV-Anlagen bei Endverbrauchern und wegen hoher Lagerbestände im Handel. Hinzu kämen eine „aggressive Preispolitik von Wettbewerbern“ sowie Lieferkettenprobleme.
Die finanzielle Situation habe sich durch den Cyberangriff vom 12. Februar 2024 auf die IT-Systeme der Varta AG mit mehrwöchigem Produktionsstillstand nochmals verschlechtert. Dessen „operative und
finanzielle Folgen“ würden „sich noch nicht vollständig abschätzen lassen“ und er bedinge unter anderem eine Verschiebung der Veröffentlichung des Konzernabschlusses 2023.
Ergebnisoffene Suche nach Lösungen
Mit einem neuen Sanierungsgutachter soll es bei dem Batteriehersteller nun zu einer „Analyse und Aktualisierung“ des der Restrukturierung zugrunde liegenden Gutachtens kommen. Außerdem würden hier weitere Berater eingebunden. Zu daraus resultierenden weitergehenden Maßnahmen könne „noch keine verlässliche Aussage“ gemacht werden. „Es wird ergebnisoffen nach guten Lösungen gesucht“, erklärte der Pressesprecher. „Wir arbeiten jetzt an der Finanzierung des neuen Konzepts.“ Man sei sich sicher, die bestmögliche Lösung zum Weiterbestand der Varta AG zu finden. Der Vorstand erwartet das neue Gutachten bis Mitte des Geschäftsjahrs 2024.
„Es gibt aber auch positive Signale“, betonte Kucznierz. So sei die Wiederaufnahme der Produktion nach der Hacker-Attacke gelungen. „Und es gibt Kunden, die die Zusammenarbeit mit uns ausbauen wollen.“
Die Produktion läuft wieder
Ein paar Wochen nach dem Cyberangriff auf die IT der Varta AG laufe die Produktion an den deutschen Standorten Dischingen, Ellwangen und Nördlingen wieder vollständig und ebenso die Lieferung, so der Unternehmenssprecher. Einschränkungen gebe es noch in einigen Bereichen der Verwaltung, was daran liege, dass der Produktion bei der Wiederherstellung der Funktionalität Priorität eingeräumt wurde. Ebenso funktioniere an den ausländischen Produktionsstandorten noch nicht wieder alles in vollem Umfang. Doch daran werde gearbeitet. Zu Hintergründen der Attacke machte das Unternehmen mit Verweis auf ermittlungstaktische Gründe keine weiteren Angaben.