Als eine „zwingende Angelegenheit“ hat Bürgermeister Dirk Schabel es in der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend eingestuft: Dischingen braucht einen Feuerwehrbedarfsplan. Zuschüsse würden künftig nur positiv bewertet, wenn ein solcher Plan vorliegt. Und das war in der Härtsfeldgemeinde bislang nicht der Fall. Doch mittlerweile ist diese Planung erstellt worden, zu der die Räte bereits im Juli 2023 einen Auftrag an die Firma Lülf+ Sicherheitsberatung erteilt hatten. Berater Thomas Raible stellte das Ergebnis jetzt im Rat vor.
Als eine schwierige Situation für die Dischinger Feuerwehr bezeichnete Raible die Tatsache, dass 72 Prozent der Beschäftigten mit Wohnsitz Dischingen Auspendler seien. In Baden-Württemberg werde verlangt, dass die Rettungskräfte in bebauten Gebieten binnen zehn Minuten am Einsatzort sein sollen. Dies stelle dennoch aufgrund der Struktur der Wehr in Dischingen derzeit kein Problem dar. Zur Beurteilung seien unter anderem Gefahrenklassen für alle Teilorte im Brandfall erhoben worden, und die Verkehrswege, besondere Gebäude, die kommunale Entwicklung, die Einsatzzahlen der Wehr und auch der Fahrzeug- und Gebäudebestand sind untersucht worden: „In Dischingen sind tatsächlich Brandalarme noch in der Mehrzahl.“
Viel Lob für die Dischinger Gesamtfeuerwehr
Raible hob hervor, dass bei der Wehr in der Gemeinde eine „ordentliche Nachwuchsarbeit“ geleistet werde. „Es war überraschend für uns, wie stark die Feuerwehr in den kleinen Teilorten ist. Das Gemeindegebiet ist von den Standorten her hervorragend abgedeckt.“ In fast allen Fällen habe die Einsatzzeit von zehn Minuten – fünf Minuten bis zum Ausrücken und fünf Minuten Fahrzeit – bei Bränden eingehalten werden können. Auch die interkommunale Zusammenarbeit mit anderen Feuerwehren wurde positiv beurteilt. Das Fazit des Beraters: Dischingen verfüge über eine zuverlässige Wehr.
Kritisch sah Raible vor allem das Feuerwehrhaus in der Muttergemeinde Dischingen: Das gemietete Gebäude sei „eine bessere Garage“. Hier herrsche Handlungsbedarf zugunsten der ehrenamtlichen Kräfte. Auf Nachfrage von Gemeinderat Silvio Mundinger (ÖDP) sagte der Berater unter anderem, dass es dort zu wenige Alarmparkplätze gebe, die Ausleuchtung um das Haus nicht ausreichend sei, keine Duschen vorhanden seien und auch die Verkehrsregelung vorm Gebäude problematisch sei. In der Halle sei „alles sehr eng und auf Kante genäht“. Gerade bei der stets mitalarmierten Abteilung Dischingen sei dies nachteilig. In Bezug auf Sicherheit gebe es klare Vorschriften, so Raible.
Zwei Standorte für ein neues Feuerwehrhaus in Dischingen untersucht
Im Feuerwehrbedarfsplan seien daher zwei mögliche Standorte für ein neues Feuerwehrhaus untersucht worden: direkt neben dem bestehenden Bau sowie beim Dischinger Bahnhof oberhalb des Faschingsvereinsheims. In Bezug auf ihre zeitliche Erreichbarkeit würden beide Plätze etwa gleich bewertet, sagte Raible. Im Fall des neuen Standorts am Bahnhof müsse die Wehr auf dem Weg zum Einsatz aber nicht durch den ganzen Ort fahren. Außerdem könnten von dort aus mehr Einsatzorte im Süden wie etwa Ballmertshofen oder Trugenhofen in der richtigen Zeit erreicht werden.
Sollte für den nördlichen Gemeindebereich einmal über eine Zusammenlegung der Wehren von Dunstelkingen, Frickingen und Eglingen nachgedacht werden, wäre ein Standort in Dunstelkingen anzuraten. In einem solchen Fall gelte es aber auch, aufzupassen, dass man die ehrenamtlichen Einsatzkräfte dadurch nicht etwa verliert, betonte der Berater.
Zum Fahrzeugbestand sagte Raible, dass es sehr gut gefallen habe, dass alle Abteilungen über einen Mannschaftstransportwagen verfügen: „Es wurde in Dischingen bisher mit Sicherheit sehr gut gewirtschaftet.“ Empfohlen werde, den Dischinger Rüstwagen durch einen Gerätewagen Logistik zu ersetzen.
Die Rolle der Jugendfeuerwehr
Frickingen sei der einzige Teilort ohne Jugendfeuerwehr, schilderte Gemeinderat Richard Faußner (CDU). Er erkundigte sich, wie viel Prozent einer Jugendwehr später in die aktive Wehr wechseln würden. Hierzu erklärte Raible, dass dieser Wechsel in eine Zeit des Umbruchs bei den Jugendlichen falle, die Arbeits- oder Studienbeginn, Umzug und anderes mehr bedeute. Statistisch gesehen bliebe im Land etwa ein Drittel aus der Jugendwehr der Feuerwehr erhalten: „Die Jugendfeuerwehr ist eine lohnende Sache.“
Nach den konkreten Empfehlungen fragte Holger Mack (Bürgervereinigung Gemeinde Dischingen, BGD). Raible antwortete, dass die Standortfrage für ein Dischinger Feuerwehrhaus mit ihren Folgen, was Anträge und Zuschüsse angeht, Priorität habe: „Das wäre für mich das Wichtigste.“ Die Fahrzeugbeschaffung sei nachrangig.
Wie lange der Bedarfsplan relevant bleibt, wollte Günter Burger (FWB) wissen. Die Personalzahlen sollten etwa alle fünf Jahre überarbeitet werden, andere Teile nicht so schnell, sagte Raible. Anton Scherer (FWB) hob hervor, dass Überlegungen für ein Feuerwehrhaus in Dischingen seit 15 Jahren angestellt würden: „Es sollte jetzt irgendwann mal dringend angegangen werden.“ Der Berater ergänzte, dass Förderungen mittlerweile weniger in Richtung Fahrzeuge, sondern zu baulichen Maßnahmen gehen würden. Raible: „Ich würde mir wünschen, dass in Dischingen in zehn Jahren ein neues Feuerwehrhaus steht.“
Dem Feuerwehrbedarfsplan wurde vom Gemeinderat dann einhellig zugestimmt. Bürgermeister Schabel: „Das war der wichtige erste Schritt.“
Die Abteilungen der Dischinger Wehr
Die Feuerwehr Dischingen besteht aus insgesamt sechs Abteilungen: Dischingen selbst, ferner Ballmertshofen, Demmingen, Dunstelkingen, Eglingen und Frickingen. Kommandant der Gesamtwehr ist der Dischinger Hartmut Müller. Die Zahl der aktiven Feuerwehrmitglieder liegt bei 212. Dischingen verfügt damit über eine der größten Wehren im Landkreis Heidenheim. Den Jugendfeuerwehren gehören 64 junge Leute an, der Altersabteilung 78 Personen. Diese Angaben beziehen sich auf den Stand Juli 2024.