Was Ulrich Moeferdt am Dischinger Heimatmuseum verändern will
Die gute Nachricht gleich vorneweg: Das Heimatmuseum in Dischingen kann wieder gefahrlos betreten werden. Der 1000 Kilogramm schwere, gusseiserne Ofen, der seit 1970 im ersten Stock des Gebäudes stand, wurde von Mitarbeitern des Dischinger Bauhofs entfernt. Unterstützt wurden sie dabei von Mitgliedern des Kulturvereins Königsbronn. Der Ofen hatte den Boden eines Raumes im ersten Stock durchgebogen, nun wird der beschädigte Boden durch eine Stütze im Erdgeschoss verstärkt. Die betroffenen Räume im ersten Stock und im Erdgeschoss können vorerst nicht mehr betreten werden.
In den anderen Räumen des Hauses, in den Korridoren und im Treppenbereich, befindet sich eine beachtliche Sammlung, die fast die gesamte Geschichte Dischingens abbildet. Angefangen bei Fossilien aus dem Jurameer, über alamannische Metallerzeugnisse bis hin zu Urkunden und Landkarten aus der Zeit, als Dischingen der Adelsfamilie Thurn und Taxis gehörte. Im Obergeschoss werden bäuerliche Möbel und historische Handwerksutensilien aufbewahrt, zusammen mit manchen Kuriositäten, wie eine Limonadenmaschine oder die Paddel des Dischinger Hochwasserboots.
Vom Kindergarten zum Museum
Der Giengener Ulrich Moeferdt, der sich zusammen mit dem Dischinger Tilo Meyer um das Museum kümmert, hat einige Teile dieser Ausstellung verändert, nicht nur aus Platzgründen, sondern auch um die Exponate besser verständlich zu machen. Moeferdt setzt sich erst seit 2022 für das Heimatmuseum ein, seine Verbindung zum Gebäude reicht allerdings weit zurück: Bis 1965 enthielt es einen Kindergarten, den auch Moeferdt als Kind besuchte. Im Jahr 1966 wurde dann das Heimatmuseum eröffnet und Horst Moeferdt, der Vater von Ulrich Moeferdt, kümmerte sich um Sammlung und Gebäude.
Laut Moeferdt wurde das Museum schnell zur Familienangelegenheit: „Mein Vater hatte zwei linke Hände, deshalb mussten wir alle mithelfen.“ Wahrend seiner Zeit als Tierarzt in Giengen hatte Moeferdt nichts mehr mit dem Museum zu tun, erst im Ruhestand wandte er sich wieder der Ortsgeschichte zu. Nun möchte er die Gelegenheit nutzen, um einige Dinge zu ändern.
Fokus auf lokale Exponate
Da wären zum einen bauliche Makel: In der Nachkriegszeit wurden manche Böden mit Linoleumplatten und der Dachstuhl mit Holzplatten ausgekleidet. Darunter sammle sich allerdings inzwischen Feuchtigkeit, die schlecht für die originale Holzkonstruktion sei, so Moeferdt. Deshalb sollen die Abdeckungen entfernt werden, sobald sich die Gelegenheit ergibt.
Zum anderen hat er bei der Präsentation der Ausstellungsstücke Änderungen vorgenommen. Er erklärt, dass er sich eher um eine Sammlung als um ein Museum kümmere, weil hier eigentlich alle vorhandenen Gegenstände ausgestellt würden und nicht nur eine kleine Auswahl, wie es in einem echten Museum der Fall wäre. Trotzdem hat Moeferdt etwas Spielraum, zum Beispiel gibt er den nicht in Dischingen hergestellten Küchenutensilien weniger Platz, um mehr Raum für die Gemälde von Künstlern zu haben, die einst in Dischingen wirkten.
Sammlung soll aktueller werden
Moeferdt und Meyer haben zudem Ausdrucke vorbereitet, die Erläuterungen zu wichtigen Personen und unüblichen Exponaten bieten. In Zukunft will Moeferdt auch die Lokalgeschichte nach 1966 mit in die Sammlung aufnehmen, um das Museum für Besucherinnen und Besucher verständlicher zu machen. „Früher kamen die Großeltern hier mit ihren Enkeln rein und haben ihnen alles erklärt. Heute sind die Enkel selbst Großeltern und kennen die Exponate nicht mehr aus der eigenen Jugend“, so Moeferdt.
Die große Zeitspanne, die zwischen der Eröffnung des Museums und dem Jahr 2023 liegt, beschreibt Moeferdt anhand der örtlichen Vereine, denen auch ein Raum gewidmet ist: „Denken Sie nur an den Faschingsverein. Den gab es bei der Gründung des Museums noch nicht, und jetzt ist er 50 Jahre alt!“
Damit das Museum noch viele weitere Jahre bestehen kann, brauche es Menschen, die sich langfristig darum kümmern. Da Meyer sich aufgrund seines hohen Alters aus der Betreuung des Museums zurückziehen will und weil das Museum für die Heimattage 2024 in einem guten Zustand sein soll, möchte Moeferdt mit möglichen Interessenten einen Freundeskreis gründen. Dieser soll den Austausch von Ideen erleichtern und gemeinsame Projekte ermöglichen.
Führungen im Oktober
Menschen, die sich für die Dischinger Ortsgeschichte oder für Handwerk, Gebräuche und Wohnkultur vergangener Zeiten interessieren, möchte Ulrich Moeferdt zu einer kostenlosen Führung durch das Dischinger Heimatmuseum einladen. Zwei Führungen sollen stattfinden, eine am 6. Oktober um 18 Uhr und eine am 7. Oktober um 14 Uhr. Im Anschluss an die Führung wird es eine Gesprächsrunde über die Zukunft des Museums „als Ort der Begegnung und der Wissensvermittlung“ geben, so Moeferdt.