Närrische Saison

Wie Anne Hägele mit Pinsel und Farben den Dischinger Fasching prägt

Eine riesige Malfläche, dazu Pinsel, Walzen und Dispersionsfarben – daraus zaubert Anne Hägele Jahr für Jahr die Kulissen für die Dischinger Faschingsbälle. Begonnen hat sie allerdings in viel kleineren Formaten.

Als Anne Hägele von ihrem Gerüst heruntersteigt, wird ihr Hobby mehr als augenfällig: Über und über ist ihre Latzhose mit Farbspritzern bedeckt. Die frischesten stammen diesmal aus dem eher dunklen Teil des Farbspektrums. Was genau Hägele da malt, soll man aber tunlichst noch nicht verraten, auch der Fotograf ist angehalten, das Motiv höchstens im Hintergrund zu streifen.

Der Grund der Geheimhaltung ist ein ganz einfacher: Anne Hägele ist die Kulissenmalerin des Dischinger Faschingsvereins, jede Saison aufs Neue malt sie zum jeweiligen Motto die Kulisse, die bei den Bällen im Bühnenhintergrund zu sehen sein wird. Bei den Bällen, aber keinesfalls davor.

Die riesige Kulisse lässt sich für den Transport nach Dischingen zerlegen

Grob geschätzt 50 bis 60 Quadratmeter misst diese Malfläche, an die große Wand schließen sich links und rechts kürzere Flügel an, sodass später in der Egauhalle auch die Seitenwände des Bühnenbereichs bedeckt sind. Hägele malt freilich nicht auf Leinwand, ihr Untergrund besteht aus einem mit dünnen Holzplatten beplankten Lattengerüst, das sich leicht abbauen und transportieren lässt. Seit etlichen Jahren wird es wiederverwendet. Bevor die Malerin mit ihrer Arbeit beginnt, werden die Wände in der geräumigen Werkstatt eines Bauernhofs in Frickingen montiert.

Wie wird man die Kulissenmalerin für den größten Narrenverein im Landkreis? „Ich habe schon in der Schule gern gemalt“, erzählt Hägele. Später belegte sie Volkshochschulkurse, lernte von Franklin Pühn oder Rudolf Thelen. „Mit Farben umzugehen, ist immer toll“, sagt sie begeistert.

Über Jahre hinweg malte sie vor allem kleinformatig, Aquarelle und Ölbilder. Als sie einmal die Kulisse für die Theatergruppe im heimischen Dunstelkingen gemalt hatte, wurde sie angesprochen, ob sie nicht auch für die Dischinger Narren tätig werden möchte. Sie wollte, und seit rund 20 Jahren lässt sie nun ihrer Kreativität freien Lauf.

Der Fasching begleitet Anne Häfele schon seit Jahrzehnten

Das Faschingswesen war Anne Hägele nicht fremd: Ihr Vater organisierte in den 1960er-Jahren Umzüge in Dischingen, schon als Schülerin bemalte sie ein Karussell für den Fasching. Seit 20 Jahren gehört die Angestellte des Heidenheimer Finanzamts außerdem zur Fußgruppe „Bonder Haufa“.

Der Ausschuss des Dischinger Faschingsvereins hat sich für die laufende Saison auf das Motto „S’Dischegg“ geeinigt. Hinter diesem für Außenstehende rätselhaften Begriff verbirgt sich ein fiktiver, gleichnamiger Tanzclub, in dem sich das Showprogramm abspielen wird. Dazu gehören, so viel kann man dann doch verraten, eine knallbunte Tanzfläche, Showtreppen und blitzende Discokugeln – alles gemalt aus Dispersionsfarben.

Das aktuelle Motto stellte Hägele vor Herausforderungen. „Ich musste dieses Mal viel ausmessen“, erzählt sie. Immerhin müssen im Härtsfeld-Tanztempel alle Proportionen stimmen. In der vergangenen Saison, beim „Rummel-Bummel“, hatte sie mehr gestalterischen Freiraum.

Für jede neue Kulisse braucht die Malerin 80 Stunden

Grundsätzlich genießt Hägele aber die Arbeit am Großformat. „Das ist wie Meditation“, sagt sie. Allzu sehr ins Detail gehen darf sie bei ihrer Kunst aber nicht – sie würde sich sonst zeitlich verzetteln und vieles wäre aus der Tiefe der Egauhalle ohnehin kaum zu sehen. Hägeles Hauptmalzeit ist im November, rund 80 Stunden braucht sie für die jeweilige Kulisse, und dazu zählt noch nicht einmal das Grundieren, also das Übermalen des alten Gemäldes. „Das müssen andere machen“, sagt die Malerin und lacht. Erst wenn die fertig sind, kann sie ihre vorab gezeichneten Skizzen mittels Kreide auf die grundierten Holzplatten übertragen. Und dann kann es losgehen, an mehreren Abenden pro Woche.

Wann ist die neue Kulisse zu sehen?

Der große Eröffnungsball des Faschingsvereins Dischingen beginnt am Samstag, 13. Januar, um 20 Uhr in der Egauhalle. Dann wird auch Anne Hägeles Kulisse zum ersten Mal öffentlich zu sehen sein. Die weiteren Bälle in der Egauhalle sind der Mottoball am Freitag, 19. Januar, ab 20 Uhr, der Kinderball am Sonntag, 21. Januar, von 14 bis 17 Uhr, der zweite Ball am Samstag, 27. Januar, ab 20 Uhr, sowie der Seniorenball am Sonntag, 28. Januar, von 14 bis 17 Uhr.