Sie sind als Paar ein perfektes Team: Inge Grein-Feil, die von Anfang an bei Freunde schaffen Freude (FSF) gern im Licht der Öffentlichkeit stand, und ihr Mann Siggi Feil, der im Hintergrund organisierte, Dinge regelte und dafür sorgte, dass alles läuft. „Ohne ihn wäre da gar nichts gegangen“, erzählt die heutige FSF-Ehrenvorsitzende, die den Verein 1984 zusammen mit ihrem Siggi in Demmingen gründete und wie er seit Ende April 2024 offiziell im Ruhestand ist. Gemeinsam ist ihnen auch eine christliche Grundeinstellung, die sie zu einem Eckpfeiler bei den „Freunden“ gemacht haben.
Am Sonntag kann Siggi Feil nun seinen 70. Geburtstag feiern. Vieles hat er in den vergangenen Jahrzehnten erlebt und geleistet, das Meiste davon lässt sich nur schwer von seiner Frau abtrennen. Höhen und Tiefen hat er erlebt, zuletzt mit einer Krebserkrankung. Unterkriegen ließ er sich davon jedoch nicht. Bei FSF kümmerte er sich von Anfang an auch um die bild- und textliche Darstellung der Aktion und ihrer Veranstaltungen in diversen Publikationen und in den Medien. Sein einst erlernter Beruf bot dafür die passende Grundlage.
Siggi Feil ist gelernter Fotograf
Der gebürtige Ellwanger Siegfried Feil, Siggi genannt, absolvierte eine Ausbildung zum Fotografen und arbeitete dann als Porträt-, Industrie- und Werbefotograf bei einer Firma in Aalen. Und auch für den Sportteil der Aalener Presse machte Siggi Feil Bilder. Als er 1975 im Alter von 21 Jahren seine spätere Frau Inge kennenlernte, änderte sich einiges.
„Er war meines Erachtens der schönste Mann in Aalen und hatte einen großen Vollbart“, schildert die Ehefrau schmunzelnd. „Sie hat mich nach einem Dubliners-Konzert angesprochen, wir haben uns unterhalten und kennen und lieben gelernt“, ergänzt Siggi Feil.
Die Beobachtung von Straßenhändlern bei einer Brasilienreise, die Lederhandarbeiten anboten, inspirierte die beiden 1977 zur Gründung ihres Geschäfts „Schönes aus aller Welt“. Sie fertigten selbst Lederprodukte wie Geldbörsen, Armbänder und Handtaschen und verkauften sie auf diversen Märkten, bisweilen auch für gemeinnützige Zwecke. 1978 zog das Paar nach Demmingen um.
„Dann ist Inge krank geworden“, erinnert sich Siggi Feil an das Jahr 1980. Zwei Jahre später folgte der schwere Schlag der Diagnose MS. Nun musste er das Geschäft nahezu alleine führen, was ihm mit viel Aufwand noch bis 1985 gelang. „Das ist die Zeit, die auf die Gründung der Freunde hinführt.“
Wie es in Dischingen zur Idee für Freunde schaffen Freude kam
Das Paar suchte nach einem Weg aus der Verzweiflung. Und den erkannte Siggi Feil darin, dass die kranke Partnerin es genoss, anderen Menschen zu begegnen, sie zusammenzuführen und ihnen zu helfen: Die Idee der „Freunde“ war geboren. „Es war Hilfe zur Selbsthilfe.“ 1986 heirateten Inge und Siggi.
Die ersten vier Jahre war der Ehemann ehrenamtlicher Kassierer des Vereins. Da sich das Paar komplett der neuen Aktion widmete, lebten die beiden vom zuvor Ersparten und Verdienten. Von 1987 bis 1995 übernahm Siggi Feil aber auch zusätzlich als hauptamtlicher Angestellter die Geschäftsführung beim „Bund ohne Namen“, einem Verein mit ähnlichen soziokulturellen Anliegen wie FSF, und verdiente so etwas zum Lebensunterhalt dazu.
Das als Verein hinzukriegen, ist eine starke Leistung.
Siggi Feil
Vielfältige Aufgaben waren es, die der Mitgründer bei den „Freunden“ übernahm und 40 Jahre lang betreute: die Vorbereitung und Umsetzung unzähliger Veranstaltungen, Teamleitung und Gruppenbegleitung, die Gewinnung ehrenamtlicher Mitarbeiter und vieles mehr. Ein zentraler Bestandteil wurde ab 1994 der Bau der soziokulturellen und integrativen Begegnungsstätte Arche an der Rosenbachstraße in Dischingen. Hier begleitete Siggi Feil die komplette Projektleitung und -abwicklung „mit viel Unterstützung“, wie er betont. Dass die heute weit über den Landkreis Heidenheim auch für ihre Kabarettabende hinaus bekannte Einrichtung im Jahr 2000 schuldenfrei eingeweiht werden konnte, ist auch mit sein Verdienst: „Das als Verein hinzukriegen, ist eine starke Leistung“, blickt er stolz zurück.
Eine Festanstellung bei den „Freunden“
Im Zusammenhang mit der Finanzierung der Arche wurde es aus Zuschussgründen nötig, bei FSF eine hauptamtliche Stelle einzurichten – so wurde Siggi Feil zum Festangestellten der „Freunde“, blieb aber gleichzeitig der „Mann für alles“. Und mit seinen beachtlichen darstellerischen Talenten sorgte er mit Ehefrau Inge bei Hunderten von öffentlichen Auftritten für Spaß, sei es als Klinik-Clown, Theaterpädagoge oder in jüngerer Zeit als „Melissa“ in Kabarett-Videos an der Seite seiner Partnerin „Boriss“. Siggi Feil: „Das habe ich gern gemacht. Es war wirklich schön, Menschen zu erleben, wie sie aufgehen und sich ihr Gesicht öffnet.“ 2022 wurde das große Engagement des Paars mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande gewürdigt.
Diagnose Prostatakrebs
Seine Gesundheit gehört dagegen sicher zu den Dingen, bei denen es sich der FSF-Mitgründer besser vorstellen könnte. 2016 bekam er die Diagnose Prostatakrebs. Die folgende Operation verlief gut und sieben Jahre galt er als problemfrei. Doch 2023 wurden neue Krebszellen bei Siggi Feil entdeckt. Inzwischen hat er 40 Bestrahlungen im Klinikum Heidenheim und eine Reha hinter sich. Derzeit ist er beschwerdefrei. Und bleibt Optimist.
Die „Freunde“ haben ihren „Schaffer“ im vergangenen April zum Ehrenmitglied ernannt. Und jetzt freut sich das Ehepaar schon sehr auf Siggis 70. Geburtstag am Sonntag. Gefeiert wird mit Nachbarn, Familie – und natürlich mit Freunden.