Sechs Wochen noch – dann sollen die Gerüste in und um die Kapelle „Großer Herrgott“ wieder fallen. Die Sanierung des denkmalgeschützten Wallfahrtskirchleins auf einer Anhöhe an der Straße zwischen Eglingen und Demmingen ist schon gut vorangeschritten: Die Zimmererarbeiten zur Instandsetzung des durch eingedrungene Feuchtigkeit und Schädlingsbefall stark geschädigten Dachstuhls sind seit wenigen Tagen abgeschlossen. Damit ist auch das Hauptproblem für den Erhalt des historischen Bauwerks behoben. Dieser Tage wurde das Dach wieder mit den alten Biberschwanzziegeln eingedeckt. Und auch was die Finanzierung der Sanierung angeht, gibt es neue positive Nachrichten.
Fast 38.000 Euro von der Denkmalstiftung für die Eglinger Kapelle
Der Hauptanteil der Finanzmittel bei den auf 390.000 Euro kalkulierten Kosten für die Instandsetzung stammt aus dem Solidarfonds aller katholischen Kirchengemeinden der Diözese, während die Kirchengemeinde Eglingen als Auftraggeber 19.000 Euro an Spenden und 70.000 Euro aus ihrem Haushalt aufbringen muss. Das Land steuert über das Denkmalförderprogramm 37.710 Euro bei. Nicht nur der katholische Dekan und Dischinger Pfarrer Dr. Dietmar Horst freut sich, dass nun die Denkmalstiftung Baden-Württemberg nochmals dieselbe Summe aus Mitteln der „Glücksspirale“ als Zuschuss gewährt hat.
Diese zusätzlichen 37.710 Euro würden helfen, den Haushaltsanteil der Kirchengemeinde zu reduzieren, so der Pfarrer. „Wir sind sehr dankbar dafür. Das entlastet uns sehr.“ Eglingen sei eine kleine Gemeinde mit knappen Mitteln. „Der Bruttohaushalt liegt bei 70.000 bis 80.000 Euro pro Jahr.“ Bei Sanierungen wie an der Kapelle „Großer Herrgott“ sei man daher auf Zuschüsse angewiesen.
Der Toto-Lotto-Regionaldirektor Frank Ackermann überbrachte jetzt zusammen mit Prof. Dr. Claus Wolf, Vorstandsmitglied der Denkmalstiftung und Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, den Fördervertrag bei einem Treffen an der Kapelle. Pfarrer Horst unterzeichnete den Vertrag und nahm einen symbolischen Scheck entgegen.
Die Wallfahrt zum „Großen Herrgott“ gibt es noch heute
Der Pfarrer schilderte den Gästen, dass es im Juli immer noch eine traditionelle Wallfahrt von Demmingen her zur Kapelle „Großer Herrgott“ gebe und sonntags im Sommer eine kleine Gruppe Katholiken von Eglingen aus zum Beten zu dem Kirchlein ziehe: „Die Wallfahrt ist durchaus lebendig hier.“ Prof. Wolf würdigte das Bauwerk als eine „Landmarke“: „Es ist gut, dass die Zukunft für diese Kapelle weitergehen kann.“ Auf den ersten Blick handele es sich um eine unscheinbare Landkapelle, doch für die Region sei sie wichtig.
Das Gebäude sei wohl um das Jahr 1777 errichtet worden, um darin ein monumentales Holzkreuz unterzubringen, berichtete Werner Stolz vom Langenauer Architekturbüro Weber, der sich als Projektleiter um die Sanierung und Renovierung kümmert. Das samt Sockel über vier Meter hohe Kruzifix mit einer Tafel, auf der die Jahreszahl 1715 steht, trägt eine spätgotische und etwa lebensgroße Christusfigur. Eine Reihe regionaler Legenden ranken sich um diesen „Großen Herrgott“.
Die Decke im Inneren der Kapelle sei stark durchgehängt, weshalb der eigentlich nicht zugängliche Dachstuhl begutachtet werden musste und man dabei die Schäden an den Balken festgestellt habe, so Stolz. Gleichzeitig wurde entdeckt, dass hier das eher ungeeignete Birken- und Pappelholz Verwendung gefunden hatte. Nach dem Motto „so viel Substanz erhalten wie möglich“ seien die Balken ausgebessert oder ersetzt worden – mit Einverständnis des Denkmalamts durch Fichtenholz. Außerdem seien Stahlträger zur Sicherung im Dach eingezogen und neue Regenrinnen angebracht worden. Eine neue Bockshaut – eine Putzschicht, die von oben die Decke an den Dachlatten hält – kam auch hinzu: „Die Decke ist jetzt von oben gesichert“, sagte der Projektleiter.
Viel Arbeit für den Restaurator im Innenraum
In den nun folgenden letzten Wochen der Sanierung werde sich Restaurator Meinrad Kopp im Inneren um den Deckenstuck und die Raumschale kümmern, so die beratende Restauratorin Jeannie Moses vom Büro Weber. „Am Stuck wird er einiges zu tun haben“, ergänzte Stolz. In kleinen Abschnitten müsse jetzt im Inneren der Feinputz an der Decke gesichert werden, dann könne stückweise die stützende Weichsprießung entfernt werden.
Hohlräume im Verputz und Risse werden verfüllt. Die Wände werden gereinigt und bei Bedarf mit weißer Farbe neu gefasst. Dann sollen auch die vier gereinigten barocken Figuren wieder in der Kapelle aufgestellt werden. Ein Glasrestaurator übernimmt das neue Lackieren der Fenstergitter und das Ausbessern gebrochener Scheiben der Bleiverglasung. Von außen wird die Kapelle wieder einen gräulichen Anstrich erhalten.
Alles sei bei der Eglinger Kapelle „Großer Herrgott“ noch ziemlich authentisch und ursprünglich, schwärmte Jeannie Moses. So seien auch ein hochwertiges, vollständiges Gestühl und die alten Dachziegel vorhanden. Von neuem Putz abgesehen, sei die Kapelle historisch erhalten: „Es ist für mich ein kleines besonderes Objekt.“