Nahversorgung

Wie es im Dorfladen „Tante-M“ in Dischingen nach den ersten vier Monaten läuft

Vor Ort fast rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche den täglichen Bedarf einkaufen können – das ist die grundlegende Idee des Nahversorgungskonzepts „Tante-M“. In Dischingen gibt es seit Mai ein solches Geschäft. Einiges hat sich inzwischen schon verändert. Die Betreiber sind bislang zufrieden, hoffen aber auf weitere Kunden.

Seit mehr als vier Monaten gibt es mittlerweile in Dischingen ein etwas anderes Einkaufserlebnis: Anfang Mai eröffnete in einer Doppelgarage Am Baumwolf auf 52 Quadratmetern die erste „Tante-M“-Filiale in Ostwürttemberg. Das weitgehend personalfreie Nahversorgungskonzept bietet an allen sieben Tagen der Woche – also auch am Sonntag – jeweils von 5 bis 23 Uhr die Gelegenheit zum Einkauf des täglichen Bedarfs direkt vor Ort.

„Der Betrieb läuft gut“, bilanziert Aron Wörrle, der das kleine Einzelhandelsgeschäft im Rahmen der Wörrle Handelsgesellschaft zusammen mit seinem Vater Franz führt. Allerdings hofft er auch, dass es noch besser wird. Es gebe noch zu viele Leute, die das Angebot nicht kennen. „Ich hätte gerne doppelt so viele Kunden bei mir im Laden.“ Doch das sei ein langer Weg. Täglich komme es im Durchschnitt zu etwa 30 bis 40 Einkäufen im Dischinger „Tante-M“, in der Schulzeit, wenn auch die Kinder aus der benachbarten Egauschule als Kunden da sind, deutlich mehr. „Der Sonntag ist aber der Tag, an dem am meisten bei uns eingekauft wird.“

Positives Echo auf „Tante-M“ in Dischingen

Die Menschen müssten sich natürlich erst an das neue Geschäft und sein Konzept gewöhnen, erzählt der 31-Jährige. „Man merkt mittlerweile, dass das Angebot von Monat zu Monat mehr genutzt wird.“ So steige der Umsatz seit Mai jeden Monat. „Und von den Kunden kommt zu fast 100 Prozent ein positives Echo.“

Manches hat sich seit der Eröffnung des „Tante-M“ verändert. So wurden vor dem Eingang ein paar Sitzgelegenheiten aufgestellt. Aron Wörrle: „Wir haben jetzt auch eine Pergola, unter der man sich bei Wind und Wetter aufhalten kann. Es ist wie ein kleiner Treff geworden.“

Die Bargeldzahlung gibt es inzwischen nicht mehr

Größte Veränderung gegenüber der Eröffnung ist, dass die Zahlmöglichkeit mit Bargeld abgeschafft wurde. „Das musste ich nach einem Monat einstellen“, schildert der 31-Jährige. Das Bargeld habe durch Abrechnung und Prüfung viel Mehrarbeit erfordert. Und es habe am Monatsende in Einzelfällen auch nicht ganz gepasst, was die Leute bezahlt haben, denn bei „Tante-M“ kassieren die Kunden sich selbst ab. Nun könne nur noch mit Karte oder aufladbarer Kundenkarte bezahlt werden.

Der Großteil der bei ihnen Einkaufenden sei ehrlich, betont Wörrle. „Nur so überlebt dieses Konzept auch im Dorf.“ Dennoch komme es schon vor, dass etwas gestohlen wird: „Nicht mehr als in anderen Einzelhandelsgeschäften, aber ich schaue mir jeden Tag die Überwachungsvideos an.“ Im Fall eines Falles werde die Polizei eingeschaltet und die Täter würden auch erwischt.

Mehr vegetarische und vegane Produkte im Sortiment

Was das Sortiment angeht, so liege die Größenordnung weiterhin bei etwa 1000 Artikeln, doch einige Produkte mit geringerer Nachfrage seien ersetzt worden. Inzwischen gebe es viel mehr vegetarische und vegane Lebensmittel. Auch Getränke hätten am Verkauf einen großen Anteil. „Das Eis lief im Sommer bombastisch.“ Beim Blick ins Geschäft mit seinen ansprechend präsentierten Waren betont Vater Franz Wörrle den hohen Stellenwert, den die regionalen Produkte im Sortiment einnehmen – von frischem Obst und Gemüse bis zu Nudeln und Eiern.

Funktioniert das Konzept eines weitgehend personalfreien Betriebs? Das selbstständige Abkassieren klappe hervorragend, sagt Aron Wörrle. Aber natürlich gebe es weiterhin Servicezeiten, in denen für kurze Zeit jemand vor Ort ist – er selbst oder seine Eltern. Schließlich müsse auch saubergemacht, die Regale aufgefüllt und bisweilen etwas erklärt werden. Für die Zukunft kann sich der 31-Jährige auch eine über die 18 Stunden hinausgehende Öffnungszeit vorstellen, allerdings mit einer Zugangskontrolle als Sicherheit. Für diese längeren Zeiten gebe es manchmal Nachfragen, beispielsweise von Varta-Schichtarbeitern.

Was die Wirtschaftlichkeit betrifft, so sagt Wörrle, dass es bislang noch jeden Monat etwa null auf null aufgehe. „Wir sind aber derzeit auch immer noch ständig am Investieren.“ Mehr könne er erst sagen, wenn mal ein ganzes Jahr des Betriebs vorbei ist: „Ich bin nach wie vor hoch motiviert, weil ich das Potenzial sehe.“

Interesse aus anderen Gemeinden

Bei Letzterem steht der 31-Jährige wohl nicht alleine da. Nach der Eröffnung des Dischinger „Tante-M“ seien viele Gemeinden unter anderem aus dem Kreis Heidenheim und der Umgebung auf ihn zugekommen, um sich über das Nahversorgungskonzept zu informieren. Und mittlerweile war ja aus Söhnstetten zu hören, dass dort über eine „Tante-M“-Filiale als Nachfolge für den geschlossenen Dorfladen nachgedacht wird.

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