Wie feiert man auf dem Härtsfeld 50 Jahre Eingemeindung?
Dass Eingemeindungen der letzte Schrei waren, ist schon Jahrzehnte her. Damals, man nannte es Gebietsreform, wurden die regionalen Landkarten zunächst auf dem Reißbrett und dann in langen, zähen Verhandlungen neugestaltet. Man wollte kleine Verwaltungseinheiten zusammenfassen und vieles total vereinfachen.
Noch heute schwirren Vokabeln umher, die seinerzeit entstanden. Wenn man von „Eingemeindungsgeschenken“ spricht, ist meist von Turn- und Festhallen die Rede, die auch im Landkreis im Dutzend entstanden. Größtenteils sei es aber „keine Liebesheirat“ gewesen, wird bis heute oft gegrummelt. So ist es eben manchmal auf dem Land: Liebe vergeht, Hektar besteht.
In Dischingen ist eine gewichtige Eingemeindung bald 50 Jahre her: Zum 1. Januar 1974 wurden Ballmertshofen, Demmingen, Dunstelkingen, Eglingen und Frickingen eingemeindet. Trugenhofen hatte sich schon zwei Jahre vorher zu Dischingen bekannt. 50 Jahre – das bedeutet, dass die Zahl derer, die sich noch aktiv an das Vorher erinnern, gering ist. Dass mancher eine gelebte Unabhängigkeit zu vermissen glaubt, ist wohl eher dem Reich der Folklore zuzurechnen.
Festabend bei den Heimattagen?
Wie aber sollen diese Eingemeindungsjubiläen gefeiert werden? Diese Frage brachte Anton Scherer (Freier Wählerblock) nun im Dischinger Gemeinderat auf. Man könne doch einen Abend im Zusammenhang mit den „Heimattagen Baden-Württemberg“ gestalten. Offenbar tauchte die Frage nicht zum ersten Mal auf, denn Scherers Fraktionskollege Stefan Kragler erinnerte sich an die Anregung aus der Verwaltung, jede Ortschaft könne eine eigene Feier abhalten.
Kragler sah das fundamental anders, und daraus entspann sich eine denkwürdige Diskussion. „Nicht die Geschenke sollten feiern, sondern der Beschenkte“, sagte der Demminger, was zu erstem Glucksen im Gremium führte.
Scherer erwiderte: „Sieben Arme ergeben keinen Reichen.“ Wer denn in diesem Fall der Beschenkte gewesen sei? Auch Bürgermeister Dirk Schabel war mit der Definition erst einmal nicht ganz einverstanden: „Es war halt ein Zusammenschluss von alten Bauerndörfern, da war keiner reich.“ Kragler möge doch ausführen, warum Dischingen beschenkt war.
Wald, Wiesen und bereichernde Menschen
Kragler war darauf vorbereitet: „Damals ist die Gemeinde Dischingen entstanden, das ist quasi die Mutter, die viele Kinder dazubekommen hat.“ Und weiter: „Das war nicht nur Fläche, sondern auch Wald und eine Wasserfassung und eine unheimliche Bereicherung an Menschen.“ Der Bürgermeister wandte ein: „Das waren nicht nur Quellen und Ländereien, da sind auch Aufgaben dazugekommen.“ Dischingen hat heute 100 Kilometer Feldwege, die ständig auf Pflege warten. Nur mal so.
Als sich die allgemeine Heiterkeit wieder gelegt hatte, ließ Schabel über den Vorschlag abstimmen, im Rahmen der Heimattage einen Festabend zum Jubiläum zu gestalten. Bei einer Enthaltung ging die Idee durch. „Dann muss aber auch Input aus den Ortschaften kommen“, betonte Schabel. Da sind die „Geschenke“ also doch gefordert.