Ausstellung

Wie im Schloss Ballmertshofen Ulrike Polifkes „Heilige Stätten der Kindheit“ in Bilder umgesetzt sind

Im Schloss Ballmertshofen findet anlässlich der Heimattage Härtsfeld eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin Ulrike Polifke statt.

Mitte Mai fand in der ländlichen Bildergalerie im Schloss Ballmertshofen die Vernissage zur Ausstellung der Bilderserie „Die heiligen Stätten der Kindheit“ statt. 30 Öl- und Acrylbilder von Ulrike Polifke wurden bei dieser Gelegenheit im Rahmen der Heimattage der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der klassische Gitarrist Lorenz Polifke versetzte das ganze Schloss beim Eröffnungskonzert virtuos in feierliche Stimmung. Hoch erfreut begrüßte Bürgermeister Dirk Schabel die zahlreichen Besucher sowie den Ballmertshofener Ortsvorsteher Werner Koths. Nicht zuletzt seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass es erstmals seit vielen Jahren in der ländlichen Bildergalerie eine Sonderausstellung gibt.

Höhepunkt des Abends war die Lesung aus dem Bilderbuch zur Ausstellung. Mit ihren poetischen Texten entführte Ulrike Polifke das Publikum auf eine emotionale Reise durch ihr ausgestelltes Schaffen. Die Künstlerin ist in Dischingen aufgewachsen, wohnt und arbeitet seit über dreißig Jahren im Fränkischen. Anlässlich der Heimattage hat sie sich künstlerisch mit ihrer Kindheitsheimat auseinandergesetzt und das Ergebnis kann sich sehen lassen, darin waren sich die Anwesenden einig.

Frau Polifke, für Ihre Ausstellung „Die heiligen Stätten der Kindheit“ haben Sie als gebürtige Dischingerin Bildmotive geschaffen, die den Betrachter in Ihre kindliche und jugendliche Heimat entführen. Lassen Sie uns über Ihr kreatives Bildschaffen und Ihre Motivation für die Themenwahl sprechen. Stellen Sie die heiligen Stätten nur bildlich dar oder verbergen sich hinter Ihren Motiven auch Geschichten? 

Natürlich verbergen sich hinter den Motiven Geschichten. Es ist eher sogar so, dass die Bilder jeweils nur ein Kapitel innerhalb einer riesengroßen gemeinsamen Geschichte darstellen. 

Gibt es eine Botschaft oder Erzählung, die Sie mit und in Ihren Bildern vermitteln möchten? 

„Schön ist es, auf der Welt zu sein!“ Daran muss ich mich manchmal selbst erinnern. Meine Arbeiten spiegeln auf verschiedene Weise meine Überzeugung, dass das Leben an sich ein Fest ist. Egal, wie widersprüchlich manches ist. Wenn ich beispielsweise die Erfahrung mache, wie angsteinflößend es sein kann, vor der Klause im Englischen Wald zu stehen und es gleichzeitig trotzdem ein faszinierender Ort ist. Es lohnt sich, über die Angst hinauszugehen, um das Schöne zu finden. 

Auf vielen Ihrer Bilder sind Seifenblasen sichtbar. Welche Absicht steckt hinter diesen immer wiederkehrenden, gestaltenden Akzenten? 

Meine ersten Seifenblasen habe ich auf dem Dischinger Ulrichsmarkt bekommen. Damit verbinde ich ein höchst traumatisches Erlebnis (lacht) und habe ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen. Sie sind ein augenfälliges Symbol für kurze Freude und Vergänglichkeit. Schillernd, facettenreich, entzückend – und dann ist es plötzlich vorbei. Man macht neue, wenn man nicht versehentlich beim Staunen über die erste Seifenblase das Fläschchen ausgekippt hat. Sie können auch für all diejenigen Personen oder Lebewesen stehen, die nicht mehr sind. Wenn man sich darauf einlässt, kann man eigentlich immer Seifenblasenseelen in der Luft schweben sehen. Manchmal überkommt mich das Bedürfnis, Seifenblasen zu positionieren. Beispielsweise zur Dischinger Kirche aus dem Blickwinkel des Marktplatzes gehören für mich einfach Seifenblasen. Wenn ich sie male, platzen sie nicht – das ist gut so! 

Welche kulturellen oder persönlichen Einflüsse prägen Ihre malerische Ästhetik? 

Claude Monet steht für mich in der Malerei ganz weit vorne. In der Musik ist es Mozart und in der Literatur Schiller, besonders seine Balladen, auch das Werk von Hermann Hesse und nicht zuletzt alle Kinderlieder, die ich jemals gesungen habe. Einfluss hat auch mein Aufwachsen im katholischen Umfeld und sicher auch (lacht) die Hitparade in den 70er Jahren. 

Gibt es eine spezielle Farbpalette, die Ihre künstlerische Identität am besten repräsentiert? 

Irgendjemand hat mal gesagt: „Bunt ist meine Lieblingsfarbe!“. Dieses Statement könnte von mir sein. Kobalt-türkis oder Ultramarinblau dürfen nie ausgehen. Bei den Rottönen ist es Krapplack, dazu noch Zitronengelb. Aus diesen Farben mische ich ganz viele andere Töne. Hinzu kommen gerne noch exotischere Farben und die klassischen Erdpigmente Siena, Umbra, Ocker. Bei Aquarellen sind es ähnliche Töne, da fasziniert mich das durchscheinende Papierweiß am meisten. 

Wie nutzen Sie die Transparenz und Leichtigkeit der Aquarellmalerei, um Emotionen in Ihren Werken einzufangen? 

Oh, wow (lacht). Transparenz und Leichtigkeit benutzen mich! In dem Moment, wo ich einen Pinsel auf Papier oder eine Spachtel auf Leinwand bringe, bin nicht mehr ich es, die malt, es geschieht etwas in und mit mir, auf neudeutsch könnte man es „Flow“ nennen. Auf der vorher leeren Fläche entsteht etwas, was ich zuvor nicht wahrgenommen habe und ich komme in Kontakt damit. 

Frau Polifke, ich finde, Sie haben eine inspirierende Sprachbegabung. Sie arbeiten innerhalb Ihrer Werke oft mit Worten, schaffen dazu bildhafte Aussagen, heben einerseits sprachlich den mahnenden Zeigefinger, andererseits führen fröhliche Worte zu guter Laune. Wie und wo finden Sie Motiv und Worte für Ihre Schöpfungen? 

Schlagartig. Es gibt keine krampfhafte Suche nach irgendetwas, sondern es taucht in mir auf, macht einfach „plopp“ und dann muss es in irgendeiner Form in die Welt. Das gilt für meine Bilder wie für meine Texte. Natürlich sind es auch mahnende Zeigefinger (lacht), danke für diese so schön formulierte Frage, ich hoffe aber, dass ich nie in Besserwisserei verfalle. Meine Malerei soll eher in die Weite führen und Möglichkeiten schaffen, den eigenen Blickpunkt zu verlassen, ohne das Gesicht zu verlieren. Eigentlich geht es immer ums Staunen. Wenn ich es mit betrübten Menschen zu tun bekomme, muss ich feststellen, dass sie das Staunen verlernt haben. Wenn ich dann mit meinen Bildern das Staunen wieder wecken kann, wenn sich Fröhlichkeit entwickelt, sich der Mundwinkel des Betrachters zum Ohr hin verzieht, dann habe ich es richtig gemacht.

Können Sie mir verraten, wie es für Sie ist, wenn andere Menschen Ihre Kunst interpretieren? 

Auf jeden Fall interessant. Also tatsächlich gibt es Leute, die etwas anderes sehen, als das, was ich meine gemalt zu haben. Dies ist ein Beweis dafür, dass ich es eigentlich gar nicht bin, die da gemalt hat. Es gibt immer mehrere Ebenen und ich bin sozusagen ein Werkzeug dafür, sie alle sichtbar zu machen, ohne die alleinige Deutungshoheit zu beanspruchen.

Bis September zu sehen

Ulrike Polifke zeigt in ihrer Ausstellung im Schloss in Ballmertshofen Werke mit Bezug zu ihrer Heimat und ihren Wurzeln auf dem Härtsfeld, die sich liebevoll und auf vielfältige Weise mit der Landschaft und den besonderen Bauten des Egautals auseinandersetzen. Die Bilder sind bis 29. September zu sehen, jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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