Am gelben Helm und an seiner gelben Jacke ist er leicht zu erkennen. Und zusätzlich ist das Wort „Einsatzleiter“ auf dem Rücken seiner Jacke zu lesen. Hartmut Müller ist seit 2014 Kommandant der Feuerwehr Dischingen. In dieser Funktion ist der 58-Jährige Chef der sechs Abteilungen Ballmertshofen, Demmingen, Dunstelkingen, Eglingen, Frickingen und Dischingen selbst. Mit insgesamt 212 aktiven Feuerwehrleuten ist es eine der größten Wehren im Landkreis Heidenheim. Hinzu kommen noch 64 Mitglieder in der Jugendfeuerwehr und 78 in der Altersabteilung. Und für alle gilt es, als Kommandant da zu sein. Müller verdient mit seinem Amt aber nicht etwa seinen Lebensunterhalt, denn es handelt sich um eine Freiwillige Feuerwehr und insofern um ein Ehrenamt. Eigentlich arbeitet der gebürtige Dischinger in Oberkochen bei Zeiss.
Erlernt hat der 58-Jährige ab 1982 bei Siemens in Heidenheim den Beruf des Mechanikers. Weitere Stationen waren dann Beschäftigungen im Egauwasserwerk, bei Epcos und ab 2001 bei Varta in Dischingen, wo er aufgrund seiner Berufserfahrung als Entwicklungstechniker tätig war. Als sein Arbeitsplatz 2007 im Zuge von Restrukturierungen wegfiel, wechselte er zu Zeiss auf einen Posten als Qualitätsfachkraft.
Auch James Bond spielte bei Hartmut Müller schon eine Rolle
Hartmut Müller ist von seiner interessanten Arbeit sehr angetan: „Ich arbeite bei Zeiss in einer Nische. Wir bauen Objektive für die Film- und Fernsehproduktion.“ Als Beispiele nennt er stolz unter anderem die „Herr der Ringe“-Filme oder auch James-Bond-Abenteuer. Filmplakate zieren die Wände seines Büros. Müllers Aufgabe ist es, die Qualität der angelieferten Bauteile für die Objektive zu kontrollieren.
Ich habe es geschafft, dass es in allen Abteilungen ein wasserführendes Fahrzeug und einen Mannschaftstransportwagen gibt
Hartmut Müller, Kommandant der Feuerwehr Dischingen
Im Privatleben ist der Dischinger aktives Mitglied der Bulldog- und Schlepperfreunde Härtsfeld, die sich dieses Jahr wieder an der Frickinger Sichelhenke beteiligen werden. Sein ganzer Enthusiasmus gilt aber natürlich der ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Feuerwehr, für die er den Großteil seiner freien Zeit zum Wohl der Härtsfeldgemeinde und ihrer Einwohner aufbringt.
Seit 43 Jahren gehört Hartmut Müller der Wehr an: Zum 1. Januar 1981 ist er der Abteilung Dischingen beigetreten. Ein wichtiger Gedanke war dabei Hilfsbereitschaft und die Tätigkeit zum Schutz und Wohl der Bevölkerung. Außerdem hat Müller ein großes Interesse an Technik und genießt die Kameradschaft: „Man muss mit Begeisterung dabei sein, und das gilt auch für mich.“
Unzählige Ausbildungen im Dienst für Dischingens Feuerwehr
Im Lauf der folgenden Jahrzehnte hat er im aktiven Dienst eine Vielzahl von Stationen und Ausbildungen durchlaufen: Truppführer, Sprechfunker, Atemschutzgeräteträger, Maschinist für Löschfahrzeuge, Gruppenführer, Motorsägenlehrgang, Zugführer, Defibrillator-Kurs, Kommandantenlehrgang, patientengerechte Unfallrettung, um nur eine Auswahl zu nennen. Da ist ein großes Engagement vonnöten. Wie viele Einsätze – von der Brandbekämpfung bis zur technischen Hilfeleistung – er über die Jahre mit absolviert hat, kann er nur schwer schätzen, aber eine Zahl von 650 hält er durchaus für realistisch. Und mancher Ernstfall wie etwa ein tödlicher Unfall ging auch ihm als langjährigem Aktiven nahe: „Da schläft man nicht so leicht ein, wenn man heimkommt.“
Im Rahmen seiner Karriere bei der Dischinger Wehr war Hartmut Müller von 1999 bis 2014 Abteilungskommandant in Dischingen, am 14. März 2014 wurde er dann erstmals zum Kommandanten der Gesamtwehr gewählt, mit Wiederwahlen 2019 und 2024. Seit 2015 lautet sein Dienstgrad Leitender Hauptbrandmeister. Und auch dem Ausschuss des Kreisfeuerwehrverbands Heidenheim gehört der 58-Jährige an.
Hohe Auszeichnungen für Hartmut Müller
Sitzungen und viel Verwaltungsarbeit bestimmen weitgehend Müllers Tätigkeit als Kommandant. Und der Kontakt zur Gemeinde ist wichtig: „Ich bin jeden Donnerstag im Rathaus.“ Für die sechs Abteilungskommandanten ist er das Verbindungsglied zur Gemeinde. „Es gilt, den Umgang mit den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln zu beherrschen“, sagt er mit Blick auf das Budget. Mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze 2015 und in Silber 2021 - abgesehen von der Auszeichnung in Gold die höchsten Würdigungen bei der Feuerwehr – wurde sein Engagement bereits gewürdigt.
Täglich hat er mindestens eine Stunde mit Angelegenheiten der Wehr zu tun. Hinzu kommen Versammlungen, der Besuch von Übungen und auch immer noch die Teilnahme an Einsätzen, wenn auch nicht mehr an jedem. Wie man das alles unter einen Hut kriegt? „Ein Kalender ist wichtig“, lacht Müller. Und die Entscheidung, was wird gemacht und was lässt man bleiben. Elf Jahre gehörte er früher dem Elferrat des Dischinger Faschingsvereins an, inzwischen ist er nur noch passives Mitglied. Doch beim Faschingsumzug ist er alljährlich im Verkehrssicherungsdienst der Feuerwehr mit dabei.
Eine besondere Bedeutung hat für den Kommandanten das lange Planung erfordernde Thema Fahrzeuge. „Mein Steckenpferd ist es, die Fahrzeugbeschaffungen für die Wehren hinzukriegen.“ Und da kann Müller auf eine ganze Menge Erfolge zurückblicken: „Ich habe es geschafft, dass es in allen Abteilungen ein wasserführendes Fahrzeug und einen Mannschaftstransportwagen gibt“, schildert er erfreut. Und stolz sei er auch auf jede der sechs Dischinger Wehren.
Ein großer Wunsch: ein neues Feuerwehrmagazin für die Dischinger Wehr
Was wünscht sich der Feuerwehrchef dann noch? „Den lang diskutierten Neubau eines Feuerwehrmagazins in Dischingen“, bekennt Müller ohne langes Überlegen. Es gehe darum, den heutigen Vorschriften nachkommen zu können. Seit vielen Jahren ist die Abteilung nur zur Miete untergebracht. Und ein Feuerwehr-Bedarfsplan werde gerade erstellt. Auch daran sind der Kommandant und die anderen Führungskräfte natürlich beteiligt.
Ob all dieses Engagement neben dem eigentlichen Beruf auch mit einer Familie noch machbar wäre, kann der alleinstehende Hartmut Müller nicht wirklich beurteilen. Es darf aber getrost bezweifelt werden.
Die HZ-Sommerserie
Der nächste Beitrag der Sommerserie erscheint am Montag, 5. August. Silja Kummer berichtet, wie sie ganz nebenbei ihre Pflanzen vermehrt.