Ein närrisches Dasein ist eine ernste Angelegenheit und hat seine wesentlichen Grundlagen: Spaß am Fasching und am Schabernack mit den Zuschauern – ohne das geht es für eine echte Hexe nicht. Die Ludlberg-Hexa aus Eglingen machen als Neulinge da keine Ausnahme und erfüllen diese Vorgaben für den Straßenfasching wie ihre zahlreichen Artgenossinnen und –genossen von überall her.
Mit dem Schlachtruf „Ludlberg!“ – „Hexa!“ beim Dischinger Faschingsumzug
Erfahrungen sammelten die Eglinger Hexen schon in der vorigen Saison, als sie erstmals in prächtiger, geschnitzter Holzmaske und Häs zum Schlachtruf „Ludlberg!“ – „Hexa!“ unter anderem auch im Dischinger Faschingsumzug ihre Besen schwangen. Dass sie das als „e. V.“ machen konnten, war kurz zuvor möglich geworden, denn Ende November 2023 wurden sie ins Vereinsregister aufgenommen. „Der Verein dient dem Erhalt der Tradition des Faschings in der Gemeinde Dischingen, Teilort Eglingen, und leistet dadurch einen Beitrag zum kulturellen Leben in der Gemeinde“, zitiert die stellvertretende Vorsitzende Tabea Bäurle aus der Satzung. Doch zuvor war es für die Ludlberg-Hexa ein langer Weg.
Schon seit fünf Jahren hätten sie und ihre Stellvertreterin im Kopf gehabt, eine Hexengruppe zu gründen, erzählt die Vereinsvorsitzende Vera Steinhauer. Sie waren zuvor schon in verschiedenen Faschingsgruppen unterwegs, so bei den Härtsfelder Waidäg und der Jugend Demmingen, schildern die beiden 30-jährigen Frauen. „Dann haben wir irgendwann gesagt: Wir machen was Eigenes mit Häs und Maske.“ Corona unterbrach diese Überlegungen, aber danach war für sie klar: „Jetzt ziehen wir es durch“, erzählt Tabea Bäurle.
Und warum sollten es gerade neue Hexen werden? Immerhin gibt es davon im Landkreis Heidenheim ja schon eine ganze Menge. „Eine Hexengruppe, weil das am interessantesten ist“, befindet die Vorsitzende. „Wir wollten einfach eine schöne Maske mit einer großen Nase und langen Haaren. Daraus ergab sich die Hexe“, so Tabea Bäurle. Dass die beiden Initiatorinnen den Vorsitz des geplanten Vereins übernehmen würden, stand fest. Und ebenso der Name der künftigen Faschingstruppe aus Eglingen: die Ludlberg-Hexa.
Was es mit dem „Ludlberg“ auf sich hat
Doch was hat es mit diesem Namen auf sich? Ist das einfach ein Fantasieprodukt oder gibt es in Eglingen womöglich einen „Ludlberg“? Das Internet kennt einen solchen Berg im Dischinger Teilort jedenfalls nicht. „Wir haben uns Gedanken über einen Namen gemacht, der Bezug zum Dorf hat“, sagt Vera Steinhauer. Und ihre Stellvertreterin ergänzt: „Den Ludlberg gibt es bei Eglingen.“ Dabei handele es sich um einen Hügel, der seinen Namen im Ort schon lange habe und mittlerweile eingezäunt sei: „Heute ist es ein Grünabfall-Sammelplatz“, berichten die Oberhexen lachend.
Zunächst galt es aber, weitere Mit-Hexen und -Hexer auch für den Vorstand des Vereins zu finden und manches bürokratische Hindernis zu überwinden. Ab Januar 2023 machten die beiden gebürtigen Eglingerinnen – im Alltagsleben Altenpflegerin und Bürokauffrau – im engeren Familien- und Freundeskreis Werbung für ihre närrische Idee, die sich dann auch in der Nachbarschaft und darüber hinaus rasch verbreitet habe. Ein erstes Treffen zu Hause bei Vera Steinhauer, bei dem im März vorigen Jahres schon rund ein Dutzend Interessierter zusammenkam, wurde zur Gründungsversammlung mit Vorstandswahl.
Viele weitere Treffen folgten, denn es musste unter anderem die Satzung für die Eintragung ins Vereinsregister ausgearbeitet werden. Parallel dazu machten sich die Ludlberg-Hexa mit ihren angefertigten Entwürfen an die Suche nach einem Schnitzer für die bunten, aber nicht allzu furchteinflößenden Masken sowie nach Häs-Nähern. Im Sommer 2023 konnte dann der Antrag auf den e.-V.-Status eingereicht werden.
Masken und Kostüme waren im Januar 2024 fertig – rechtzeitig für die im Gange befindliche närrische Saison. Vera Steinhauer: „Dann ging es für uns richtig los.“ Die erste Veranstaltung für den neuen Verein war der Nachtumzug in Kösingen. „Und auch beim dorfeigenen Faschingsball muss man sich natürlich blicken lassen“, lacht Tabea Bäurle. Ein Höhepunkt war eine Woche später der Umzug des Dischinger Faschingsvereins, den die Ludlberg-Hexa selbstverständlich auch 2025 nicht auslassen werden und sich schon jetzt darauf freuen.
Sechs neue Hexen „getauft“
Die fünfte Jahreszeit hat für den Eglinger Verein aber längst begonnen. Vor wenigen Tagen erst wurden sechs neue Hexen „getauft“ und damit aufgenommen. Damit zählen die Ludlberg-Hexa derzeit rund 40 Mitglieder, von denen 18 als Hästrägerinnen und Hästräger aktiv sind. Hinzu kommen acht Kinder, die noch ohne Maske unterwegs sind, denn die gebe es erst ab 14 Jahren, erklärt Vera Steinhauer. Und längst nicht alle der zwischen ein und 59 Jahre alten Mitglieder kommen aus Eglingen – einzelne „Ludlberger“ stammen aus Dischingen, Heidenheim, Giengen, Dunstelkingen und Bollstadt. Die Vorsitzende schmunzelt: „Und Frauen sind noch in der Überzahl.“
Wo die Ludlberg-Hexa 2025 zu erleben sind
Der Terminkalender der Ludlberg-Hexa aus Eglingen verzeichnet für 2024/2025 insgesamt 17 Veranstaltungen – von der bereits erfolgten „Taufe“ neuer Vereinsmitglieder bis zu einem noch nicht festgelegten Kehraus. Ihr erster öffentlicher Auftritt in der aktuellen Saison steht am Sonntag, 5. Januar 2025, beim Narrenbaumstellen und Brauchtumsabend der Narrenzunft Heuberghexen in Zöschingen auf dem Programm. Umzugsteilnahmen sind in der näheren Umgebung, aber auch bis Waldhausen, Höchstädt und Pfahlheim vorgesehen.