Verbesserung für Fahrradfahrer

Das Gerstetter Radverkehrskonzept steht kurz vor dem Abschluss

2021 hat der Gerstetter Gemeinderat ein Radverkehrskonzept in Auftrag gegeben. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Was wünschen sich die Gerstetter Radfahrerinnen und Radfahrer?

Die Hälfte aller Gerstetter Schülerinnen und Schüler schwingt sich nach einer repräsentativen Umfrage des Planungsbüros VIA aus Köln„sehr gerne aufs Fahrrad“. 42 Prozent beantworten diese Frage mit einem „gerne“, während acht Prozent dem Fahrradfahren nur wenig Begeisterung entgegenbringen. Diese und viele weitere Zahlen finden sich in einem 45 Seiten umfassenden Radverkehrskonzept wieder, das die Gemeinde 2021 in Auftrag gegeben hat. Nachdem VIA-Mitarbeiterin Andrea Fromberg dem Ausschuss für Umwelt, Bauwesen und Verkehr die Ergebnisse der Untersuchung präsentiert hat, werden die Konzeption und ein erstes Maßnahmenpaket nun auch dem Gemeinderat zur Zustimmung vorgelegt. Die Sitzung findet am Dienstag, 19. März (18 Uhr), im Vereinsraum der Dettinger Lindenhalle statt.

Hinter der Konzeption locken für Verbesserung und Neubau des Radwegenetzes Fördermittel in Höhe von 80 bis 90 Prozent der anfallenden Kosten. Welche Ergebnisse brachte die Untersuchung? An vorderer Stelle stehen die Risiken des Fahrradverkehrs. Die Zahl verunglückter Radfahrer und Radfahrerinnen hält sich mit 28 Ereignissen in den drei vergangenen Jahren zwar in Grenzen, aber wenn: „dann sind es Unfälle mit Schwerverletzten“, gab Fromberg zu bedenken. Betroffen sei vor allem der Kernort Gerstetten.

Was ist Radfahrern in Gerstetten wichtig? An erster Stelle: Sicherheit

Fragt man die Radfahrer und Radfahrerinnen nach ihren Wünschen, dann steht die Sicherheit mit 28 Prozent an oberster Stelle, gefolgt von manchen Lücken im Wegenetz. 13 Prozent beklagen bauliche Mängel und unwohl ist es manchen Fahrradfahrern, wenn ihr teures Stück bei Einkehrpausen abgestellt und möglicherweise Dieben ausgesetzt wird. Das gleiche Grummeln empfinden auch Schüler und Schülerinnen, wenn sie auf Schulhöfen parken und spezielle Diebe anlocken. Manche Eltern verbieten ihren Kindern aus Sicherheitsgründen darüber hinaus, das Fahrrad auf dem Weg zur Schule zu benutzen.  

Mit der Beschilderung der Fahrradtrassen ist man auf der Gerstetter Alb zufrieden, würde sich aber eine Verbesserung dann wünschen, wenn es um Anschlussstrecken in benachbarte Landkreise geht. Vorbildcharakter hat für Andrea Fromberg die Wegstrecke zwischen Gerstetten und Gussenstadt, die neben der Bahnlinie verläuft. Auch zwischen Heldenfingen und Dettingen fährt der Pedalist angenehm. Straßenbegleitende Wegstrecken aber gibt es für Fromberg kaum, und wenn, dann stimme das Regelmaß von zwei Metern nicht. Ärgerlich seien auch Oberflächenschäden auf Land- und Waldwegen.

Die Grundlage für den Radverkehr sei neben der Straßenverkehrsordnung die neu verfasste „Empfehlung für Radverkehrsanlagen“ (ERA) von 2010. Ein besonderes Kapitel ist der Mischverkehr auf Kreis- und Landstraßen mit wichtigen Abstandsregeln. Zu berücksichtigen sei die zunehmende Anzahl der Fortbewegungsarten. Neben Rädern mit Elektromotorhilfen kämen auch Lasten- und Liegeräder sowie solche für Behinderte zum Einsatz. 

Zebra-Streifen an allen Kreisverkehren?

Das Netzkonzept „Alternative Führungen“ gab Fromberg den Ausschussmitgliedern als Richtschnur für die nächsten zehn Jahre auf den Weg, wobei sie, angesichts der Größe des Markungsgebiets, den Fahrradstraßen außerorts Vorrang einräumte. Dort gehe es um Geh- und Radwegbreiten von 2,5 Metern. Innerorts reichten zwei Meter. Die Geschwindigkeiten ums Rathaus herum würde sie auf Tempo 20  reduzieren und dem Kreisverkehr in Gerstetten verordnete sie an allen Aus- und Einfahrten Zebra-Streifen. Für die Schulen empfahl sie überdachte und verschließbare Fahrradparkplätze. Vorbild seien hier die Netto-Märkte in Gerstetten und Dettingen.

Addiert man alle anstehenden Maßnahmen zusammen, kommt man am Ende auf eine Summe von 2,3 Millionen Euro. Für die Räte im Ausschuss aber steht fraglos die Verkehrsregelung der Oststraße auf der Dringlichkeitsliste ganz vorne. Dort gelte es anzusetzen, meinte Werner Häcker (FWV). Sigrun Nagel (Grüne) gefielen die Vorschläge für die Schulwegsicherheit besonders gut und Paul Großhans (FWV) die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Bürgermeister Roland Polascheck stellte fest, dass manche der Vorschläge mit wenig Mitteln umsetzbar seien.

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