Tarifverhandlungen

Deshalb drohen bei Gardena in Heuchlingen Warnstreiks

Die Tarifverhandlungen in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie betreffen auch die Mitarbeiter des Heuchlinger Gardena-Werks. Nachdem die zweite Runde ergebnislos zu Ende gegangen ist, drohen laut IG Metall jetzt Arbeitsniederlegungen.

Arbeitsniederlegungen bei Gardena? Am Heuchlinger Werk des Gartengeräteherstellers könnte das schon bald Wirklichkeit werden. Hintergrund sind Tarifverhandlungen in der baden-württembergischen holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie, die am Donnerstag in Öhringen in der zweiten Runde gescheitert sind. Im dortigen Verhandlungslokal dabei waren insgesamt 100 Arbeitnehmer, darunter auch 15 Mitarbeiter von Gardena. „Die Arbeitgeber haben es verpasst, ein tragfähiges Angebot vorzulegen“, sagt Tobias Bucher, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim, zum Ausgang der Gespräche. „Nun bleibt uns keine andere Wahl, als die Beschäftigten zeitnah zu Warnstreiks aufzurufen.“

Einen konkreten Termin für die Arbeitsniederlegungen nennt der Gewerkschafter freilich nicht. Dass sich im Fall des Falles zahlreiche Mitarbeiter aus Heuchlingen daran beteiligen werden, ist Bucher zufolge aber gewiss. „Bei Gardena ist die Bereitschaft hoch“, das habe sich bereits im Dezember bei einer sogenannten Bekenneraktion im Heuchlinger Werk gezeigt. Mehr als zwei Drittel der insgesamt rund 330 Mitarbeiter hätten sich per Unterschrift hinter die Tarifverhandlungen gestellt.

IG Metall zum Angebot der Arbeitgeber: „völlig unzureichend“

Von der IG Metall gefordert werden 8,5 Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie, die jeder Mitarbeiter unabhängig vom Gehalt in gleicher Höhe ausbezahlt bekommt. Von Arbeitgeberseite angeboten wurde am Donnerstag eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro sowie eine Lohnerhöhung um 3,3 Prozent für eine Laufzeit von 25 Monaten. Die IG Metall Baden-Württemberg schreibt in einer Pressemitteilung von einem „völlig unzureichenden Angebot“, nach nur 30 Minuten seien die Verhandlungen ergebnislos zu Ende gegangen. Bei der nächsten Verhandlung erwarte man eine „ordentliche Verbesserung des Angebots“. Bis dahin werde man in den Betrieben weiter Druck machen.

Zuletzt haben Arbeitnehmer bei Gardena im Herbst 2021 die Arbeit niedergelegt. Jeweils deutlich mehr als 100 Mitarbeiter haben sich damals an zwei Streikaktionen beteiligt, die Produktion hat währenddessen stillgestanden. Am Ende, so erinnert sich Tobias Bucher, habe man sich auf einen Kompromiss geeinigt. Zwei Jahre lang lief seither der damals ausgehandelte Tarifvertrag. Diesen hat jetzt die Tarifkommission Baden-Württemberg beim Arbeitgeberverband gekündigt und neue Verhandlungen gefordert.

Sorgen der IG Metall: Fachkräftemangel, Anschluss an andere Tarifgruppen

Die Erwartungshaltung der Mitarbeiter an die Gespräche sei auch diesmal groß, sagt Bucher. Aus Sicht des IG-Metallers sollten aber auch die Arbeitgeber ein Interesse daran haben, dass ihre Angestellten zufrieden sind - vor allem angesichts des vorherrschenden Fachkräftemangels in der Branche. „Man darf auch den Anschluss an andere Tarifgruppen nicht verlieren“, sagt Bucher, der Abstand zur Metall- und Elektrobranche dürfe nicht größer werden.

Das Niederstotzinger Gardena-Werk ist von den Tarifverhandlungen nicht betroffen, da die Mitarbeiter dort dem Tarif Metall- und Elektroindustrie angehören. Andere Firmen im Kreis Heidenheim sind ebenfalls nicht betroffen. Laut Tobias Bucher ist das Heuchlinger Gardena-Werk der einzige hier ansässige tarifgebundene Betrieb der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie. In Baden-Württemberg zählt die Branche rund 30.000 Beschäftigte.

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