Medizinische Versorgung

Dettingen soll 2026 wieder eine Allgemeinarztpraxis bekommen

Dr. med. Klaus Kumpe, Matthias Wohlrab und Dr. med. Johannes Schmid von der Allgemeinarztpraxis Altheim/Alb wollen ab dem 1. Januar 2026 eine Zweigpraxis in Dettingen betreiben. In welchem Gebäude diese angesiedelt werden soll.

Im Jahr 2021, mitten in der Corona-Pandemie, schloss das Ärzteehepaar Palzer seine Praxis in Dettingen, weil sie keinen Nachfolger dafür finden konnten. Ihre Patienten vermittelten die Palzers nach Gerstetten und Altheim. Fünf Jahre später soll die Versorgungslücke in Dettingen nun wieder geschlossen werden: Dr. med. Klaus Kumpe, Matthias Wohlrab und Dr. med. Johannes Schmid von der Allgemeinarztpraxis Altheim/Alb wollen ab dem 1. Januar 2026 eine Zweigpraxis im Erdgeschoss des Rathauses in Dettingen betreiben, mit einer Sprechstundenzeit von 25 bis 30 Wochenstunden.

Im Austausch standen die Allgemeinarztpraxis Altheim/Alb und die Gemeindeverwaltung Gerstetten bereits seit 2023, damals allerdings wegen der möglichen Ansiedlung einer Arztpraxis im Dettinger Gebiet Heinzenwiese, die Teil des „Gesundheitszentrums Dettinger Park“ werden sollte. Diese Idee hat sich laut Gemeindeverwaltung jedoch „aufgrund der bisher erfolglosen Investorensuche auf unbestimmte Zeit verschoben“.

Altheimer Arztpraxis soll in Richtung des Landkreises Heidenheim expandieren

Im Dezember vergangenen Jahres sei die Ärzteschaft der Allgemeinarztpraxis Altheim/Alb dann erneut auf die Gemeindeverwaltung zugekommen. Auf Nachfrage erklärt Dr. Kumpe die Gründe dafür: „Wir sind zurzeit in Räumlichkeiten, die für zwei Ärzte geplant waren – dort arbeiten wir zu viert.“ Man sei infrastrukturell am Limit. Auch die Zahl der Patienten in Altheim habe sich seit 2021 fast verdoppelt; ein Drittel der Gesamtanzahl komme aus dem Landkreis Heidenheim. „Also wollen wir die Räumlichkeiten dahin erweitern, wo die Patienten herkommen“, so Dr. Kumpe.

Der Arzt geht davon aus, dass er bis 2026 einen oder zwei neue Kollegen gewinnen kann, um so die 25 Sprechstunden in Dettingen, täglich wohl von 8.15 bis 13 Uhr, zu stemmen. Längere Öffnungszeiten kann sich Dr. Kumpe ebenfalls vorstellen, aber dafür wäre noch mehr Personal nötig. „Der limitierende Faktor sind die Ärzte, nicht die Patienten“, sagt er. Trotzdem soll sich die Praxis neben dem bestehenden Kundenstamm, der nach der Schließung der Arztpraxis Palzer nach Altheim kam, auch um weitere Patienten aus den umliegenden Orten kümmern.

Viel Zustimmung in Dettingen und Gerstetten

Nach den ersten Gesprächen lag der Ball wieder bei der Gemeindeverwaltung. Anfang Januar 2025 stellten Mitarbeitende zusammen mit Dettingens Ortsvorsteherin Silke Schock der Ärzteschaft das Erdgeschoss des Rathauses in Dettingen vor. Die Räumlichkeiten fanden bei den Ärzten Zustimmung, ebenso die Idee eines barrierefreien An- und Umbaus sowie der energetischen Sanierung des Rathauses im Ortschaftsrat Dettingen. Der Gerstetter Gemeinderat stimmte dem Vorhaben in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig zu.

Man habe das Thema bis jetzt bewusst bedeckt gehalten, so Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek: „Wenn du in Dettingen sagst, dass du einen Arzt herkriegst, und es dann nicht klappt, dann gehörst du der Katz.“ Nun aber seien die Gespräche weit fortgeschritten und ein Mietvertrag sei bereits in Abstimmung, sodass die Arbeiten am Gebäude eventuell schon im Mai beginnen könnten.

Nur sechs Monate Bauzeit anvisiert

Diese Arbeiten sollen recht umfangreich werden: „Wir werden das Gebäude von oben bis unten und von vorne bis hinten generalsanieren“, so Polaschek. Die Raumstruktur im Erdgeschoss, wo die Arztpraxis einziehen soll, und im Obergeschoss, wo die Ortschaftsverwaltung neue Räume erhalten soll, wird angepasst. Ein Treppenhaus und ein Aufzug sollen so angebracht werden, dass sich Praxis und Verwaltungstrakt nicht in die Queere kommen.

Auf Wunsch der Ärzte soll das Gebäude auch Solaranlagen auf dem Dach und eine Wärmepumpe erhalten. Auf einem anliegenden Grundstück, welches bereits der Gemeinde gehört, soll ein Parkplatz mit 13 oder 14 Stellplätzen zur Nutzung durch die Besucher der Praxis entstehen.

Für die Arbeiten gibt es laut Polaschek bereits eine grobe Kostenschätzung des Ortsbauamtes, die sich auf 750.000 Euro beläuft. Vermutlich werde man dafür auch Mittel aus dem Sanierungsprogramm des Landes erhalten, man habe bereits erste Gespräche mit dem Regierungspräsidium geführt.

Bis zum November 2025 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Ein ambitionierter Zeitplan? „Ja“, sagt Polaschek, „aber das Ortsbauamt weiß, dass das Projekt Priorität 1 hat“. Man habe den Ärzten versprochen, dass das Gebäude zum 1. Januar 2026 bezugsfertig sein werde und müsse den Zeitplan nun auch einhalten.

Platz für Erweiterung mit eingeplant

Die Sanierung des Rathauses sei ein lang gehegter Wunsch des Ortschaftsrats, so Dettingens Ortsvorsteherin Silke Schock. Das Gebäude erhalte mit der Einrichtung der Arztpraxis im Erdgeschoss und der Ortschaftsverwaltung im Obergeschoss eine hundertprozentige Auslastung, so Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek.

Das Erdgeschoss des Rathauses verfügt über eine Gesamtfläche von circa 115 Quadratmetern und wird aufgeteilt in zwei Behandlungszimmer, ein Wartezimmer, Labor, Personalraum, Sanitärräume und einen Empfangsbereich. Die Baumaßnahmen werden so geplant, dass eine spätere Erweiterung des Gebäudes in Richtung Osten möglich ist, falls die Praxis zu einem späteren Zeitpunkt mehr Platz brauchen sollte.

Die Ortschaftsverwaltung wird sich nach Abschluss der Baumaßnahme im Obergeschoss befinden, zugänglich über einen Aufzug und eine Treppe. Räumlichkeiten mit insgesamt drei Arbeitsplätzen, Sanitärraum, Foyer, Trauzimmer und Sitzungssaal sollen dort geschaffen werden.

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