Es ist kompliziert: Für kaum eine kommunale Aufgabe gilt dieser Satz so sehr wie für die Kinderbetreuung. In einer Gesellschaft, in der von Eltern immer mehr Flexibilität im Beruf erwartet wird, erwarten Eltern immer mehr Flexibilität von Betreuungseinrichtungen. Das ist vollkommen logisch und verständlich. Doch die Flexibilität hat ihre Grenzen: spätestens dann, wenn schlichtweg nicht genug Betreuungspersonal da ist, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Oder dann, wenn der Verwaltungsaufwand, der damit verbunden ist, zu hoch wird. Ja, die Kinderbetreuung gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Kommunen, doch sie ist eben nicht die einzige.
Insofern ist die Diskussion in Gerstetten eine völlig berechtigte. Es ist die originäre Aufgabe eines Gemeinderats, zu entscheiden, was sich eine Gemeinde künftig leisten kann und was nicht. Wie diese Diskussion aber in Gerstetten abgelaufen ist und abläuft, ist alles andere als ideal: Offenbar haben dem Gemeinderat beim ursprünglichen Beschluss wichtige Informationen gefehlt, es gab Missverständnisse und Unklarheiten. Das mag man zum einen der Verwaltung ankreiden, zum anderen aber dem Gemeinderat selbst: Ein Beschluss, der so viele Eltern und Kinder betrifft, sollte nur dann erfolgen, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen und jeder die Thematik auch wirklich verstanden hat. Wenn Monate nach dem ursprünglichen Beschluss im Gremium die Frage auftaucht, für welche Einrichtungen dieser eigentlich gelte, dann läuft etwas gründlich schief.
Es ist absehbar, dass der Gemeinderat in einer der kommenden Sitzungen seinen Beschluss vom November wieder zurücknehmen wird – mit kleinen Anpassungen. Ob diese ausreichen werden, um das Personal in den Einrichtungen zu entlasten und damit langfristig zu halten, wird man sehen.
Bis dahin sind lediglich viele Eltern in Gerstetten und den Teilorten verunsichert worden. Das war vollkommen unnötig.