„Wenn’s notwendig ist, werden wir uns nochmal in den Regen stellen.“ Mit dieser Kampfansage von Gewerkschaftssekretär Phillip Boyer war vergangene Woche der Warnstreik bei Gardena in Heuchlingen zu Ende gegangen. Wahrmachen müssen die IG Metall und die Beschäftigten ihre Drohung nun aber nicht. In der mittlerweile dritten Verhandlungsrunde am Montag haben sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf einen neuen Entgelttarif in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie geeinigt.
Wie die IG Metall in einer Pressemitteilung schreibt, sollen die Beschäftigten in Baden-Württemberg ab September 2024 fünf Prozent mehr Lohn erhalten, ab Juni 2025 weitere drei Prozent mehr. Darüber hinaus sicherten die Arbeitgeber die Auszahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2300 Euro zu. Auszubildende und Beschäftigte in Altersteilzeit sollen eine Prämie über 1150 Euro erhalten. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags wurde auf 23 Monate festgelegt.
Verhandlungsführerin der IG Metall spricht von fairem Kompromiss
Der Abschluss sei ein großer Erfolg für die rund 30.000 Beschäftigten der Branche, lautet das Fazit von IG-Metall-Verhandlungsführerin Yvonne Möller. Das Ergebnis der Gespräche stelle sicher, dass die Arbeitnehmer angemessen an den Erfolgen der Branche beteiligt werden. Weiter spricht sie von einem fairen Kompromiss.
Denn freilich handelt es sich um einen Mittelweg: Gefordert hatte die Gewerkschaft ursprünglich 8,5 Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von zwölf Monaten sowie eine Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro. Das Angebot der Arbeitgeber wiederum hatte bei 3,3 Prozent mehr Lohn für 25 Monate und einer Prämie von 1000 Euro gelegen.
Letzteres hatten die IG Metall und nicht zuletzt auch die Gardena-Beschäftigten als völlig unzureichend und „unterirdisch schlecht“ abgelehnt. Um ihrem Standpunkt Nachdruck zu verleihen, fanden daraufhin landesweit Aktionen und Warnstreiks statt. So auch in Heuchlingen, wo mehr als 100 Mitarbeiter zeitweise die Arbeit niederlegten.