Seinen 90. Geburtstag feierte dieser Tage Maurermeister Georg Jooß in Gerstetten. Auf arbeitsreiche Jahrzehnte kann der Jubilar zurückblicken. Zusammen mit seinen Brüdern Gerhard und Helmut leitete Georg Jooß das weit über Gerstetten hinaus bekannte Bauunternehmen Jooß. Bis zu ihrer Betriebsaufgabe im Jahr 2003 beschäftigte die Firma 90 Mitarbeiter. Zimmerei, Hoch- und Tiefbau und ab 1964 auch der Straßenbau zählten zu den Aufgabengebieten, mit denen die Firma seit ihrer Gründung 1947 die bauliche Entwicklung der Gerstetter Alb prägte.
Sein beruflicher Weg war vorgezeichnet
Nach einer Lehre als Zimmermann ließ er diesem Werdegang eine Ausbildung zum Maurer folgen. Im Alter von 26 Jahren legte er die Meisterprüfung ab. Sein beruflicher Weg war fortan vorgezeichnet. Der väterliche Betrieb brauchte ihn. „Wenn wir ein Paar werden wollen, dann musst du nach Gerstetten ziehen“, eröffnete er seiner Partnerin. Gerlinde willigte ein und im Mai 1960 standen sie vor dem Traualter. Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor.
Die sechziger Jahre waren für das Baugewerbe gute Jahre. Die Firma richtete an der Albuchstraße ein umfangreiches Lager ein und erbaute drei Jahre später eine große Getreide- und Maschinenhalle. Für die Fremdarbeiter wurde in der Albuchstraße ein Wohnheim gebaut und nicht weit davon entstand das Zentrum des Betriebes, ein moderner Bürotrakt. Fast 100 Beschäftigte fanden „beim Jooß“ Arbeit und Lohn. So ist beispielsweise das Fabrikationsgebäude der früheren Büromaschinenfabrik Walther größtenteils ein Werk der Firma Jooß. Die Entwicklung der einstigen Vorzeigefabrik ging in mehreren Bauabschnitten so zügig voran, „dass wir unseren Kran praktisch hätten stehen lassen können“, erinnert sich der Meister. Aber auch Häuser, Straßen, Kanäle und Schulen trugen die Jooß’schen Firmenschilder. 2003 aber schwiegen die Maschinen. Die Augen werden feucht, wenn sich Georg Jooß an die Betriebsaufgabe des einst florierenden Unternehmens erinnert. Auch der Tod seiner beiden Brüder belastet ihn.
Fast 20 Jahre im Gemeinderat
Die Vita des Jubilars wäre nicht vollständig, wenn nicht auch sein kommunalpolitisches Engagement zur Sprache käme. 19 Jahre lang saß er für die „Freien Wähler“ im Gemeinderat und erlebte drei Bürgermeister. Angesichts seiner Kompetenz und seiner beruflichen Erfahrung wurde sein Rat beim Zweckverband Wasserversorgung Ostalb geschätzt und ein Herzensanliegen war ihm darüber hinaus das Schicksal des Bahnhotels, dessen Kommission er angehörte und dessen „Renaissance“ er derzeit mit Freude verfolgt. In stiller Zuneigung weiß sich Georg Jooß auch der evangelischen Kirchengemeinde verbunden. Über zwei Wahlperioden hinweg gehörte er dem Kirchengemeinderat an. Unter dem Leitwort, jeder nach seinen Gaben, begleitete er unter anderem den Neubau des Gemeindehauses an der Schillerstraße.