Leserbrief

Gesunder Buchenwald wird geopfert

Leserbrief zu zwei geplanten Windkraftanlagen beim Steinheimer Weiler Dudelhof:

In der Gemeinderatssitzung am 28. Januar wurde mit einer Gegenstimme beschlossen, die Planungen für Windkraftanlagen im Gebiet Reißhalde weiterzuführen, obwohl der Regionalverband das Gebiet verworfen hat. Die Begründung war von Seiten der Bauamtsleitung, dass man einen Beitrag zur Energiewende leisten wolle, die Begründung von Gemeinderäten war dann doch das Geld für Pachteinnahmen. Die eine Gegenstimme begründete ihr Nein damit, dass der Abstand von 750 Metern zum Dudelhof zu gering sei. Dass auch hier wieder gesunder Buchenwald einer fragwürdigen Energiewende geopfert werden soll, kam nicht zur Sprache.

Die Strategie mit Zuckerbrot und Peitsche, mit der die Bundesregierung eine Energiewende durchbekommen will, funktioniert: Die 1,8 Prozent, die jede Region bereitstellen muss, ist bereits übererfüllt, nun aber lockt das Zuckerbrot, nämlich Pachteinnahmen im sechsstelligen Bereich. Sie sollen die Kassen der Kommunen füllen. Es wäre aber gut, sich zu überlegen, wo diese Gelder herkommen, wenn sie doch in unserem vergleichsweise windarmen Gebiet von den Betreibern am Markt nicht erwirtschaftet werden können. Sie stammen aus Subventionen, d. h. unseren Steuern und einem hohen Strompreis. Dabei heißt es doch: „Wind und Sonne schicken keine Rechnung.“

Das ist scheint einleuchtend, stimmt aber nicht. Denn bei Dunkelflaute müssen wir den französischen Atomstrom teuer kaufen, und bei Hellbrise Österreich viel Geld bezahlen, damit es uns den überschüssigen Strom abnimmt. Es ist die Frage, ob diese Art der Energiegewinnung auf Dauer gutgeht und im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Die Energiekosten sind ein Grund für die Abwanderung deutscher Unternehmen. Erste Anzeichen sprechen dafür, dass man umzudenken beginnt. NRW will wohl Genehmigungsverfahren für Gebiete außerhalb der Regionalplanentwurfsflächen stoppen. Vielleicht ändert sich bald die Energiepolitik. Der Wald in der Reißhalde ist aber zerstört. „D‘hoimed verkauft mr ned“, hieß es einmal. Das war einmal.
Karlheinz Böhler, Gerstetten

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