Alle Parkplätze rund um das Rathaus waren in den Abendstunden des vergangenen Dienstags belegt. Im Sitzungsaal herrschte drangvolle Enge. Der Grund für den Auflauf vorneweg: Zwölf Gemeinderäte stimmten in ihrer Sitzung für die Verpachtung zweier gemeindeeigener Waldgrundstücke im „Steinenhaus“ und in den „Frühmessmähdern“ an die Stadtwerke Heidenheim AG, dies zur Entwicklung eines Windparks. Neun Räte stimmten gegen das Vorhaben und drei enthielten sich ihrer Stimmen. Damit war der Weg frei für den Bau zweier Windkraftanlagen im Nahbereich von rund 750 Metern Luftlinie zu den Weilern Heutenburg und Erpfenhausen.
Das Vorhaben der Heidenheimer Stadtwerke hat nicht nur bei den Bewohnern der beiden Weiler Wellen geschlagen. Sie und ein großer Teil ihrer Anhänger mussten am Dienstag zu ihrem Ungemach auch noch mit Stehplätzen vorliebnehmen. Der große Ansturm veranlasste Bürgermeister Roland Polaschek den Punkt zwei der Tagesordnung, den Grundsatzbeschluss zur Verpachtung der beiden Grundstücke, vorzuziehen. Bereits im Mai hatte der Gemeinderat die Verkürzung des Siedlungsabstandes von 1000 auf 750 Meter beschlossen, um die Planung für einen möglichen Windpark voranzubringen und damit ein erstes Zeichen gesetzt.
Vertrauen ist verloren gegangen
In Abweichung von den Sitzungsregeln schlug Bürgermeister Roland Polaschek am Dienstag daher vor, einem der betroffenen Anlieger, Dieter Bosch aus Erpfenhausen, das Wort zu einer Stellungnahme zu erteilen. Bosch legte jedoch zu Beginn Wert darauf, im Namen aller Betroffenen in Heutenburg, den Mäder-und Hardthöfen und Erpfenhausen zu sprechen. Zunächst klagt er darüber, dass es im Vorfeld der Verhandlungen mit den Heidenheimer Stadtwerken keine öffentlichen Informationsveranstaltungen mit den Betroffenen gegeben habe. Alle Informationen habe man der Zeitung oder kurzfristig den Sitzungsvorlagen entnehmen müssen. Durch die „Nichtöffentlichkeit“ sei Vertrauen verloren gegangen.
Einer der künftigen Standorte für die Windkraft, das Steinenhaus, sei die Heimat „von uns Anwohnern“. Diese würden ihr angestammtes Zuhause liebten und schätzen. Manches auf der Welt könne man nicht ersetzen, gab der Theologe zu bedenken, man könne es „nur zerstören“. Der Wald in unmittelbarer Nähe der Windkraftstandorte sei „unbezahlbar und unersetzbar“. Den erhofften Pachteinnahmen stünden immense ökologische Schäden gegenüber.
Wie viel Wald würde durch Rodung, Zuwegung, für die Fundamente, für den Platz, für die Kräne, für die Wege zur Anlieferung des Materials und der Leitungen vernichtet, fragte sich Bosch. Er unterstrich, dass die Anlieger immer schon ökologisch wirtschafteten und auch der Pferdehaltung und der Kultur Platz bieten würden. Den Mischwald im Steinenhaus hätten die Vorfahren der Anwohner als ihr „Tafelsilber“ gehegt und gepflegt. „Wir sind keine Windkraftgegner“, behauptete Bosch im weiteren Verlauf seiner Rede, die Hauptlast für die Energie vor Ort wolle man aber auch nicht tragen.
Leiter des Bauverwaltungsamtes schildert Entwicklung
Der Leiter des Bauverwaltungsamtes Hannes Bewersdorff hatte sich gründlich vorbereitet. Er schilderte die Entwicklung von den ersten Kontakten mit dem künftigen Partner, kam auf die Erkundigungen der Stadtwerke im Jahr 2023 mit dem Windatlas als Grundlage zu sprechen, denen im Juli die ersten konkreten Kontakte gefolgt seien. Eingehend befasste sich Bewersdorff auch mit den im Vertrag fixierten Rückbauverpflichtungen, mit den vereinbarten Pachterlösen und mit der anfallenden Gewerbesteuer. Die Stadtwerke empfinde er als seriöse Vertragspartner, fasste Bewersdorff zusammen.
Gemeinderat Sebastian Jäger (Grüne) vermisste eine, wie er es bezeichnete, rechtzeitige Beteiligung des Gemeinderats. Gerne wäre er ein Teil des Verfahrens geworden. Er werde sich daher seiner Stimme enthalten. Ehe abgestimmt wurde, verlas Bürgermeister Roland Polaschek Auszüge aus dem vereinbarten Grundsatzpapier mit den Stadtwerken.