Archäologische Grabungen haben Vorrang

Kreisbau plant 48 Wohneinheiten auf „Filetstück“ in Gerstetten

Die Kreisbau will auf dem Grundstück zwischen Seestraße und Bismarckstraße in Gerstetten bauen. Trotz archäologischer Grabungen soll das Projekt zügig voranschreiten. Die geplante Bebauung umfasst fünf Gebäude mit insgesamt 4800 Quadratmetern vermietbarer Fläche.

Seit Jahren wird ein gut 6300 Quadratmeter großes Grundstück zwischen Seestraße und Bismarckstraße in Gerstetten als „Filetstück“ für eine künftige Wohnbebauung gehandelt – jetzt scheint tatsächlich Bewegung in die Sache zu kommen: Am Dienstag stellte der neue Kreisbau-Geschäftsführer Jürgen Schipek Pläne für die Fläche im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr (UBV) des Gerstetter Gemeinderats vor. Sein Ziel: Fünf Gebäude, 4800 Quadratmeter vermietbare Fläche.

Bis auf dem Areal westlich der Nikolauskirche tatsächlich Bagger und Betonmischer anrollen, wird es freilich noch eine Weile dauern. Vorläufig wird dort nämlich noch mit feineren Werkzeugen gegraben. Schon vor gut einem Jahr war klargeworden, dass Voruntersuchungen des Landesdenkmalamts Hinweise auf früh- und hochmittelalterliche Besiedlung ergeben hätten. In der Folge wird das Areal nun archäologisch untersucht.

Landesdenkmalamt sucht nach Spuren des Mittelalters

Dabei sei, so Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek in der Ausschusssitzung, auch „Habhaftes“ entdeckt worden. Genaueres will das Landesdenkmalamt dem Vernehmen nach in Kürze bekannt geben. Daher müsse man davon ausgehen, dass die gesamte Fläche untersucht werde. Dass man archäologische Grabungen auf der Alb mittlerweile recht kritisch sieht, wollte Polaschek auch diesmal nicht verhehlen. Schon jetzt seien der Gemeinde Kosten in Höhe von 400.000 Euro entstanden, die Untersuchungen des gesamten Geländes werde sich wohl auf rund eine Million Euro summieren. Die der Gemeinde aufgebürdete Belastung sei „ungeheuer“, die Funde gehörten danach aber dem Land.

Abseits dieses Frusts herrschte im Bauausschuss beinahe Feierstimmung. Am Vorabend, so Polaschek, hatte der Aufsichtsrat der Kreisbaugesellschaft einen einstimmigen Baubeschluss gefasst. Dieser umfasse, dass die Gemeinde Gerstetten das gesamte Grundstück an die Kreisbau verkaufe.

Das Modell der Kreisbau zeigt angrenzend an die Bismarckstraße (oberer Bildrand) ein Reihen- und ein Mehrfamilienhaus, nach Süden schließen sich zwei weitere Mehrfamilienhäuser an, bevor ein weiteres Reihenhaus entlang der Seestraße den Abschluss bildet. Jens Eber

Geschäftsführer Schipek brachte nicht nur ein Modell der geplanten Bebauung mit, sondern auch Architekt Manuel Plösser vom gleichnamigen Architekturbüro aus Friedrichshafen, mit dem Kreisbau und Gemeinde in den vergangenen Monaten das Projekt ausgeknobelt hatten. Auf die lange Bank, das wurde rasch klar, will niemand das Projekt schieben. Ab Juni, so Schipek, könne sich bei der Kreisbau ein Projektleiter schwerpunktmäßig um das Gerstetter Vorhaben kümmern.

Kreisbau will 48 Wohneinheiten in Gerstetten bauen

Die laufenden Untersuchungen der Denkmalbehörde sind aus Plössers Sicht kein Hindernis. Eine Teilfläche sei bereits untersucht, dort könnte demnach mit dem Bau begonnen werden. Vorgesehen sind drei Mehrfamilienhäuser mit je zwölf Wohneinheiten. Hinzu kommen zwei Reihenhäuser mit je sechs Einheiten. Geplant ist auch ein Quartierplatz, der den Bewohnerinnen und Bewohnern zur Verfügung stehen soll. In einer bisherigen Planung waren elf einzelne Gebäude geplant gewesen.

Um die Neubauten in die Umgebung zu integrieren, wollen Architekten und Investoren auf die derzeit weit verbreiteten Flachdächer verzichten und ortstypischere Satteldächer bauen lassen. Um ausreichend Parkplätze zu schaffen, will die Kreisbau die Flächen zum Teil mit einer Tiefgarage versehen. Zugleich regte Schipek einen möglichst niedrigen Stellplatzschlüssel an, um nicht mit hohen Kosten Stellplätze zu bauen, die womöglich nicht gebraucht würden.

„Wir können mit der Lösung sehr gut leben.“

Roland Polaschek, Bürgermeister

Eine Ausführung in Holzbauweise sei derzeit nicht zu bezahlen, räumte Schipek ein, zumal die Baupreise allgemein immer noch auf hohem Niveau seien. Vorgesehen sei allerdings eine Ziegelbauweise ohne Einsatz von aufgeklebter Styropor-Dämmung.

Bürgermeister Polaschek konstatierte, die Planer hätten aus dem Grundstück, das Maximale herausgeholt, dabei den größtmöglichen Abstand zur Nachbarschaft eingehalten und auf die Wirtschaftlichkeit geachtet. Ihm sei wichtig, dass auch soziale Aspekte im Blickpunkt stünden. Dazu trage bei, dass die Kreisbau eine „kommunale Familie“ sei und die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund stehe. „Wir können mit der Lösung sehr gut leben“, stellte Polaschek fest. Aus den Reihen der Ausschussmitglieder gab es da keinen Widerspruch.

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