Nach Brand in Gussenstadt

Kreisbrandmeister Zimmermann: Deshalb gestaltet sich die Löschwasserversorgung auf der Alb so schwierig

Wie sieht eigentlich die Löschwasserversorgung im Landkreis Heidenheim aus? Diese gestaltet sich bei Bränden wie dem bei einem holzverarbeitenden Betrieb in Gussenstadt im Juni häufig schwierig. Kreisbrandmeister Michael Zimmermann stellt sich den Fragen.

Ein Notruf: Eine Halle steht in Brand. Sämtliche Kräfte der Feuerwehren in der Region rücken aus. Vor Ort wird den Einsatzkräften klar, dass die Lage noch verheerender ist und gleich mehrere Hallen brennen. Diese müssen ausbrennen. Und die angrenzenden Häuser auch? Am Einsatzort gibt es keinen Hydranten, keine Löschwasserversorgung. Für einen Klein- oder Mittelbrand reicht das Wasser in den Feuerwehrfahrzeugen aus, aber nicht für einen Großbrand. Dieses Bild bot sich den Männern der Feuerwehr am 23. Juni beim Großbrand in Gussenstadt. Kreisbrandmeister Michael Zimmermann äußert sich zu den Fragen zur aktuellen Löschwasser-Situation im Landkreis.

Der Großbrand in Gussenstadt warf die Frage auf, wie die Wasserversorgung im Heidenheimer Landkreis, insbesondere auf der Alb und auf dem Härtsfeld, gerade aussieht. Wo liegen die Probleme?

Zunächst ist laut Zimmermann in Baden-Württemberg nicht genau definiert, wie eine ausreichende Löschwasserversorgung ausgestaltet sein muss. Im innerstädtischen Bereich sind für die Sicherstellung der Löschwasserversorgung die Gemeinden zuständig. „Stellen Bauvorhaben ein außerordentliches Gefahren- bzw. Risikopotenzial dar, so können an die Betreiber entsprechende weitergehende Forderungen in Bezug auf die Vorhaltung von Löschwasser, Sonderlöschmitteln oder auch spezieller Ausstattung für die Feuerwehr gestellt werden“, so Zimmermann.

Da viele Betriebe errichtet wurden, bevor in den 2000er-Jahren sämtliche Baurichtlinien erhoben wurden, decken diese das entsprechende Regelwerk der Löschwasserversorgung nicht ab. Das ist in ländlichen Gebieten wie auf dem Härtsfeld oder der Alb um Gerstetten der Fall. Dort stützen die Gemeinden ihre Löschwasserversorgung laut Zimmermann weitestgehend auf das vorhandene Trinkwassernetz. „Für einen Grundschutz ist dort der Bedarf an Löschwasser in der Regel gedeckt“, sagt Zimmermann. Bei Großbränden, wie im Juni in Gussenstadt, kann das Level an benötigten Löschwasser das vorhandene Trinkwasser der Gemeinde überschreiten.

Hat den Überblick über die Situation der Feuerwehren: Kreisbrandmeister Michael Zimmermann. Foto: Rudi Penk

Wie kann die Wasserversorgung verbessert werden?

Beispielsweise sollten die erforderlichen Löschwassermengen bereits in der Bauleitplanung und der Erschließung von Neubaugebieten Berücksichtigung finden. Sollte dies aus Sicht der Trinkwasserhygiene problematisch sein, wären unterirdische Löschwasserbehälter, Löschbrunnen oder eventuell vorhandene offene Gewässer alternative Lösungen.

Wie muss die Feuerwehr agieren, wenn die Wasserversorgung wirklich sehr knapp ist?

Im Normalfall führt die Feuerwehr laut Zimmermann in den Fahrzeugen genug Löschwasser für Klein- und Mittelbrände mit sich, jedoch ist eine gewisse Grundausstattung an Löschwasser in diesen Fällen vorausgesetzt. Im Fall von Gussenstadt seien die Löschwassertanks im ständigen Wechsel an der Feuerwehr aufgefüllt und wieder zum Brand gebracht worden.

Wird an der Verbesserung bereits gearbeitet und welche Fortschritte gibt es?

„Das Landratsamt sowie ich als Kreisbrandmeister stehen mit den Kommunen im Austausch“, sagt Michael Zimmermann. Einige Kommunen haben bereits die Überprüfung der Löschwasserversorgung an Ingenieurbüros vergeben und erstellen hierzu Konzepte. Auch hierbei unterstützen bei Bedarf die Brandschutzdienststelle sowie das Landratsamt.

Ist die Feuerwehr im Landkreis gut genug ausgestattet, um auf einen Krisenfall zu reagieren?

Laut Zimmermann sind die Feuerwehren der Gemeinden auf die jeweiligen Bedürfnisse und Herausforderungen abgestimmt: „Reicht diese Vorhaltung im Einzelfall nicht aus, so wird entsprechende Unterstützung, auch landkreis- und bundeslandübergreifende Nachbarschaftshilfe, angefordert.“ Auch innerhalb des Landkreises unterstützen sich die Feuerwehren. Wasserförderkomponenten, die über längere Distanzen die Wasserförderung ermöglichen, seien für den gesamten Landkreis abgestellt und können nach Alarmierung eingesetzt werden. Die größte Wasserförderungskomponente ist bei der Feuerwehr Steinheim stationiert und ermöglicht die Wasserförderung durch Pumpen und Schläuche von rund 2000 Metern.

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