Es soll ein stilles und friedliches Zeichen werden. Am Mittwoch, 6. März, laden der Gerstetter Freundeskreis Integration sowie die örtliche evangelische Kirchengemeinde zur Teilnahme an einer Menschenkette ein. Für Menschlichkeit und Vielfalt, gegen Hetze und Gewalt – so das Credo der Organisatoren. Die Aktion ist unter anderem eine Reaktion auf die rassistischen Parolen und Hakenkreuze, die Ende vergangenen Jahres an einem Wohncontainer für Flüchtlinge und Obdachlose an der Ecke Bismarck-/Jahnstraße aufgetaucht waren.
Die Schmierereien sorgten innerhalb der Gemeinde für Empörung. Anfang Januar wollte die Initiative „Gerstetten ist bunt“ mit einem Plakat und einer Mahnwache ein Zeichen gegen Rechts setzen. Die Aktion wurde letztlich von der Gemeindeverwaltung nicht gestattet. Man wolle anderen Gruppierungen und Parteien, die möglicherweise eine andere Sichtweise als die der Initiative haben, keine Steilvorlage liefern, so die Begründung der Gemeinde, zumal die Mahnwache auf Gemeindegrund angedacht war. Aktionen auf öffentlichem Grund wolle man jedoch jederzeit unterstützen.
Bei den Beteiligten sorgte die Haltung der Gemeindeverwaltung seinerzeit für Enttäuschung, weckte laut Dr. Helga Ströhle vom Gerstetter Freundeskreis Integration jedoch gleichzeitig das Bedürfnis, ein Zeichen für Menschlichkeit, für das Füreinander und das Miteinander zu setzen. Ein Treffen zwischen dem Freundeskreis, Pfarrer Jürgen Bobzin von der evangelischen Kirchengemeinde sowie Dr. Bernadette Kriening im Namen der Aktion „Gerstetten ist bunt“ sollte schließlich die Frage klären: Wie kann in Gerstetten ein Zeichen für Frieden und Menschlichkeit gesetzt werden? Die Idee einer Menschenkette war geboren.
Unterstützung der Aktion durch Gemeinde Gerstetten
Diese erfährt Unterstützung durch die Gemeindeverwaltung. Bürgermeister Roland Polaschek hat seine Anwesenheit als Privatperson zugesagt. „Das akzeptieren wir und wir freuen uns über seine Teilnahme“, erklärt Ströhle.
Die Menschenkette selbst soll keine „laute Aktion“ werden – damit wolle man lediglich zeigen, dass es Menschen gebe, die für das Miteinander stehen und füreinander einstehen. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, daraus keine politische Veranstaltung zu machen“, erläutert Ströhle. So soll die Menschenkette keine Demonstration sein, auch seien politische Parolen sowie entsprechende Plakate nicht erwünscht. Stattdessen sollen Teilnehmerinnen und Teilnehmer Lichter oder Kerzen mitbringen.
Eine Veranstaltung ohne politische Agenda, die gleichzeitig ein Zeichen gegen Rechts setzen soll – das scheint sich gegenseitig auszuschließen. Eine Schlussfolgerung, die auch Helga Ströhle nachvollziehen kann: „Natürlich wollen wir damit eine Botschaft senden.“ Allerdings eine, so Ströhle, die für Menschlichkeit und Frieden stehe. Politische Statements soll es auch bei der Abschlussversammlung nicht geben.
Keine politischen Parolen bei Menschenkette erwünscht
Sollten vereinzelte Teilnehmer etwa dennoch mit Plakaten aufkreuzen, so ist laut Ströhle geplant, diese zu bitten, jene Plakate wieder zusammenzurollen. Auch aus diesem Grund werden diverse Helferinnen und Helfer im Einsatz sein, eine Auflage des Landratsamts Heidenheim und der Polizei. Genutzt werden sollen insbesondere Gehwege, der Verkehr soll möglichst wenig behindert werden.
„Momentan haben wir noch keine Vorstellung davon, wie viele Menschen teilnehmen werden. Es könnten 50 oder 200 sein“, mutmaßt die Organisatorin. Beginn ist am 6. März um 18.30 Uhr am Marktplatz in Gerstetten. Von dort aus soll sich die Menschenkette Hand in Hand und sternförmig in die Böhmenstraße, die Bismarckstraße und die Karlstraße ausbreiten. Gegen 19 Uhr soll die Menschenkette für einige Minuten symbolisch geschlossen werden. Auf dem Seeplatz folgt gegen 19.30 Uhr ein kurzer gemeinsamer Abschluss unter anderem mit einem gemeinsamen Lied. Ein Jeder und eine Jede ist eingeladen, teilzunehmen.
Sind die Container schon bewohnt?
Vorhänge in den Fenstern der Wohncontainer für Obdachlose und Asylbewerber an der Ecke Bismarck-/Jahnstraße haben auch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zur Nachfrage veranlasst, ob schon erste Bewohner in die Unterkunft eingezogen sind. „Es dauert noch“, lautete die Antwort von Bürgermeister Roland Polaschek. Wie Ortsbaumeister Bernd Müller ausführte, waren die Vorhänge, Küchen und Elektro-Heizungen schon in den Containern zu finden, als diese noch als Übergangslösung für den Gussenstadter Kindergarten genutzt wurden.
Im nächsten Schritt soll der Einbau der Sanitäranlagen folgen. Die bisherigen Waschbecken und Toiletten sind laut Müller für Kinder, nicht aber für Erwachsene geeignet. Auf die Lieferung der Duschen müsse man noch einige Wochen warten. Auch die Außenanlagen sollen vor dem Einzug der Bewohner noch gerichtet werden.
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