An einem Tag im Jahr musizieren die vier Musikvereine der Gerstetter Alb gemeinsam und wechseln mit ihren Konzertauftritten unter ihren Ortschaften. Für das musikalische Großereignis, das Albkonzert, stehen den Musikern zwischen Brenz und Hochsträß inzwischen vier moderne Hallen zur Verfügung. Am Samstagabend war der Musikverein Dettingen mit seiner Lindenhalle als Gastgeber an der Reihe, zumal der Dettinger Verein in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden ist und bereits mehrere Feierlichkeiten mit Erfolg absolviert hat. Müde ist das Publikum deshalb nicht geworden. Am Einlass wurden 480 Besucher gezählt.
Unter Applaus marschierten die Jubilare und Jubilarinnen aus Dettingen ein, besetzten die Tribüne und eröffneten mit „Arnehm“, einem majestätisch gesetzten Werk, ihren Part. Die „Trompetensterne“ gefielen nicht minder, zumal die sauber geblasenen Soli von Benjamin Pratz und Sascha Frei die Sterne um so heller blitzen ließen. In „Oregon“ hörte man die Westernloks fröhlich durch die Weiten der USA schnaufen. Mit dem „Bangerl Walzer“ von Matthias Haslinger stimmte Dettingen unter Dirigent Jonas Streit beschwingtere Töne an und versetzten manchen Zuhörer in längst verklungene Walzerseligkeiten. Der Applaus für die Gastgeber war heftig und wohlverdient.
Märsche aus Polen und einer fernen Galaxie
Gussenstadts Musikverein hatte unter Dirigent Patrick Wurzinger mit dem „POS-Marsch“ einen schneidigen Marsch einstudiert, dessen Titel erklärungsbedürftig war. Der Moderator des Abends, Harry Zimmermann, selbst Dirigent und Ausbilder, lieferte die Erklärung dafür. Der Marsch sei eine Anleihe bei der polnischen Armee. Die angekündigte „Supernova“ fiel aus. Statt ihrer servierte Gussenstadt eine musikalische Kutschenfahrt durch das Ungarn der Vergangenheit, Ziehbrunnen und abendliches Glockengeläute inklusive. Lars Bischof legte mit einem geschmeidigen Solo auf dem Flügelhorn ein beredtes Zeugnis seines Könnens ab, ehe Gussenstadt mit einem Medley aus „The Lion King“ den Löwen in der Wüste brüllen ließ.
Nach einer kurzen Pause kletterte der Musikverein Heldenfingen auf die Bühne und leitete sein Repertoire mit dem „Imperial March“ ein. Heldenfingen hatte sich zur Verstärkung seines Orchesters Freunde und Freundinnen aus Bolheim auf die Bühne geholt und erreichte mit „Viva la Vida“, einem leidenschaftlich gesetzten Werk, mühelos auch die hinteren Reihen der großen Halle. Der erfahrene Dirigent Philip Gröber steuerte das Orchester in „Starlight Express“ mit sicherer Stabführung durch alle Tücken der Notenleiter. Als Zimmermann eine Komposition aus Beethovens „An Elise“ ankündigte, ging ein Raunen durchs Publikum. Die „verrockte“ Elise gefiel dem Publikum aber auch in der dargebotenen Form und erhielt lebhaften Beifall.
Finale mit 150 Musikern auf der Bühne
Der Musikverein Gerstetten beeindruckt allein schon durch die Zahl seiner Interpreten und seiner breiten Palette an Instrumenten. Bereits mit der mächtigen Intrade von Scharnagls „Fantastica“ brachten die gut 50 Musikanten unter Dirigentin Kathrin Graf die Halle fast zum Beben. Fein gelang den Gerstettern auch der „October“, in dem der Komponist Eric Whitacre die Herbstfarben musikalisch nachzeichnet und die bunten Blätter rieseln lässt. In „Three Times Blood“ betrachtete das Orchester musikalisch verschiedene Bilder des Erdenrundes und wusste sich bei den Robben im Eismeer ebenso zu Hause wie in den Wüsten Afrikas. Zum viel beklatschen Abschluss seines Parts vollführte das Gerstetter Blasorchester die musikalischen Freudensprünge von „Jump and Joy“.
Natürlich durfte der gemeinsame Auftritt aller vier Kapellen beim Albkonzert nicht fehlen. Über 150 Musiker und Musikerinnen bevölkerten zum großen Finale die Bühne und schmetterten den „Castaldo-Marsch“ und die offenbar unverzichtbaren „Alten Kameraden“ ins Publikum.