Langsam richtet sich Thomas Walchers Blick wieder in die Zukunft: Nach dem Großbrand in Gussenstadt vor rund zweieinhalb Monaten hat er den Wiederaufbau seines vom Feuer zerstörten Betriebs Holzzentrum Muttscheller und der an Partnerfirmen verpachteten Hallen fest im Sinn. Demnächst werde über die Versicherung das Bereinigen der Brandstelle ausgeschrieben: „Ich gehe davon aus, dass die Gebäudereste bis Weihnachten alle beseitigt sind“, so Walcher, der zusammen mit seiner Mutter auch Eigentümer des Geländes ist. Und die Baugesuchsunterlagen für den Wiederaufbau auf Basis der vier abgebrannten und eingestürzten Hallen würden gerade vorbereitet.
Über eine mögliche Brandursache weiß Walcher bis heute nichts: „Es ist alles spekulativ.“ Die Versicherung habe eine Gruppe von Gutachtern mit der Untersuchung beauftragt. Und die Kripo habe die Sache an die Ellwanger Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Daraus lässt sich allerdings nichts ableiten, denn sämtliche Brandsachen werden von der Polizei bei der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Der Brand in Gussenstadt werde auch nur als eine Brandsache geführt, es sei kein Ermittlungsverfahren anhängig, teilte der für Presseauskünfte zuständige Staatsanwalt Maximilian Adis auf Anfrage mit. Zur Brandursache seien keine verlässlichen Erkenntnisse zu erlangen gewesen und sie könne aufgrund der hohen Brandzerstörung nicht mehr geklärt werden. Adis: „Wir können nicht von Brandstiftung ausgehen.“ Hinweise auf vorsätzliches oder fahrlässiges Verhalten einer Person gebe es nicht.
Vier Hallen brannten am 23. Juni in Gussenstadt ab
Gegen 2.30 Uhr am 23. Juni waren die Feuerwehren aus Gerstetten, Steinheim und Heidenheim zu dem weithin sichtbaren Feuer bei dem holzverarbeitenden Betrieb an der Bühlstraße gerufen worden. Rund 100 Feuerwehrleute bemühten sich die ganze Nacht, die Flammen zu bekämpfen und hatten auch am nächsten Morgen noch mit den Nachwehen des Großbrands zu tun. Die drei teils verpachteten Werkhallen und eine Lagerhalle waren nicht zu retten, schwerst geschädigt wurde auch eine angebaute alte Werkstatt. Geschützt werden konnten jedoch ein Bürogebäude und benachbarte Wohnhäuser.
Die abgebrannten Hallen waren großteils aus Holz, doch habe es auch Bestandteile aus Mauerwerk gegeben, schildert Walcher. Die Produktionsfläche liege bei gut 2500 Quadratmeter zuzüglich rund 300 Quadratmeter Lagerfläche. Auch die angebaute Heizanlage mit Hackschnitzelbunker sei zerstört worden. Die Heizung sei aber nicht in Betrieb gewesen und auch der Hauptschalter für die Elektrik der Großmaschinen sei ausgeschaltet gewesen, so der Eigentümer. Das Feuer habe von der mittleren Halle trotz großem Abstand auf die benachbarten Bauten übergegriffen. „Die Hitze hier war so groß, dass Aluminium und Glas geschmolzen sind. Viele Maschinen sind buchstäblich in Rauch aufgegangen.“
Eine Deckungslücke von 1,5 Millionen Euro wird befürchtet
In ersten Informationen nach dem Großfeuer wurde der entstandene Schaden auf 4,8 Millionen Euro geschätzt. Die genaue Schadenhöhe werde derzeit noch von den Gutachtern ermittelt. Walcher geht mittlerweile aber eher nur von etwas über vier Millionen Euro aus – mit diesem Betrag wird auch für den Wiederaufbau kalkuliert. Allerdings bleibt für den Eigentümer ein finanzielles Problem: „Wenn wir von der Versicherung das Geld erhalten, wie wir es erwarten, ist es so, dass etwa 1,5 Millionen Euro fehlen.“ So werde voraussichtlich ein Kredit erforderlich und manche Maschine werde möglicherweise geleast und nicht gekauft.
Was den aktuellen Betrieb angeht, so fänden die Büroarbeiten statt, die Produktion im Holzzentrum stehe dagegen still: „Zuvor haben wir jede Woche die Bauteile für ein Fertighaus ausgeliefert“, berichtet Walcher. In den verpachteten Bereichen sei die Produktion ausgelagert worden. Und die insgesamt 15 Mitarbeitenden seiner und der Partnerfirmen? Der Großteil werde vorübergehend in anderen Betrieben beschäftigt, einige seien aber auch freigestellt.
2025 soll wieder produziert werden
Kurz nach dem Brand seien Gerstettens Bürgermeister Roland Polaschek, Landrat Peter Polta und Gussenstadts damaliger Ortsvorsteher Werner Häcker vor Ort gewesen und hätten ihre Unterstützung bei einem Wiederaufbau zugesagt. „Das habe ich beachtlich gefunden und bin sehr dankbar dafür“, sagt Thomas Walcher optimistisch. „Mein Ziel ist, möglichst bald im Jahr 2025 wieder in der Fertigung zu sein.“