Neuer Anschluss ans Kanalnetz

Warum das Gussenstadter Abwasser jetzt nach Mergelstetten fließt

Weil die Gussenstadter Kläranlage in die Jahre gekommen war, musste eine Lösung her. Am Dienstag nun wurde diese Lösung in Betrieb genommen: der Anschluss ans Kanalnetz zur Sammelkläranlage in Mergelstetten. Ein interkommunales Projekt.

Warum das Gussenstadter Abwasser jetzt nach Mergelstetten fließt

Gut 50 Jahre hat die Gussenstadter Kläranlage auf dem Buckel. Jetzt hat sie ausgedient. Mit der offiziellen Inbetriebnahme des Abwasseranschlusses an die Sammelkläranlage in Mergelstetten wurde am Dienstag das Ende monatelanger Bauarbeiten gefeiert. Seit Mai waren zum Zweck der Anbindung rund 2,5 Kilometer Kanal verlegt worden. Von der Gussenstadter Kläranlage geht es über das Schützenhaus bis zum Söhnstetter Friedhof. Dort trifft der neue Kanal auf das bereits bestehende Kanalnetz mit Anbindung zur Mergelstetter Sammelkläranlage.

Ein interkommunales Projekt also. Das stellten bei der Inbetriebnahme die drei Bürger- bzw. Oberbürgermeister aus Gerstetten, Steinheim und Heidenheim, Roland Polaschek, Holger Weise und Michael Salomo, heraus. Alle drei waren sie der Meinung, dass die Zusammenarbeit zwischen den Städten und Gemeinden im Kreis Heidenheim in Zukunft noch wichtiger werden wird - angesichts vieler unbesetzter Stellen im öffentlichen Dienst und teils hoher Kosten, die Kommunen allein möglicherweise nicht mehr stemmen können.

Das Gussenstadter Abwasser fließt nun über Söhnstetten nach Heidenheim in die Kläranlage. Markus Brandhuber

Einst sieben Kläranlagen auf Gerstetter Markung

Früher war das noch anders, die Gemeinden blieben für sich, auch bei der Abwasserentsorgung. So erinnerte etwa Roland Polaschek daran, dass die Gesamtgemeinde Gerstetten vor gar nicht allzu langer Zeit noch sieben eigene Kläranlagen betrieben hat. Inzwischen sind Gerstetten, Heldenfingen Heuchlingen und Dettingen längst an die Sammelkläranlage in Mergelstetten angeschlossen. Und seit gestern nun eben auch Gussenstadt. Verbleiben noch die Anlagen in Heuchstetten und Sontbergen, die der Gemeinde Gerstetten laut Polaschek derzeit aber keine Probleme bereiten.

Im Gussenstadter Fall aber wäre eine Instandsetzung der mehr als 50 Jahre alten Anlage, die den heutigen Ansprüchen an die Abwasserreinigung nicht mehr genügt hat, schlicht zu teuer geworden. Groß sei daher die Freude gewesen, so Polaschek, als man mit dem Vorschlag, auch das Gussenstadter Abwassernetz ans Mergelstetter Klärwerk anzuschließen, beim damaligen Heidenheimer Oberbürgermeister Bernhard Ilg quasi offene Türen eingerannt hatte.

Hat's funktioniert? Steinheims Bürgermeister Holger Weise, Gussenstadts Ortsvorsteher Werner Häcker und Heidenheims Oberbürgermeister Michael Salomo beim Blick in den Schacht. Markus Brandhuber

Keine eigene Kläranlage mehr? Die Gussenstadter waren anfangs skeptisch

Weniger dafür bei den Gussenstadtern selbst. "Wir waren anfangs skeptisch", gab Ortsvorsteher Werner Häcker bei der Inbetriebnahme zu. Jetzt aber freue man sich über den Anschluss an Mergelstetten. Die neu geregelte Abwasserentsorgung sehe man als einen letzten Baustein auf dem Weg zu einem modernen Gussenstadt, in dem die Weichen für eine komplette Glasfaser-Abdeckung, die Versorgung aller Haushalte mit regenerativer Energie sowie Ganztagesbetreuung für Schul- und Kindergartenkinder bereits gestellt seien.

Anschluss nach Mergelstetten: Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro

Wie so oft will aber gut Ding Weile haben. So habe die Planungsphase für den Abwasseranschluss mehrere Jahre in Anspruch genommen, wusste Roland Polaschek zu berichten. Mit der baulichen Umsetzung aber sei man schließlich recht schnell vorangekommen. Im ersten Bauabschnitt stand die Neuordnung der Gussenstadter Kläranlage auf dem Programm. Investiert wurden 900.000 Euro, rund 557.000 davon waren durch einen Zuschuss abgedeckt.

Im zweiten Bauabschnitt wurden insgesamt 1,9 Millionen Euro verbuddelt. Der Großteil davon entfällt auf den neuen Kanal, verlegt in 2,2 Metern Tiefe, rund 30 Schachtbauwerke inklusive, Fels zum Trotz. Für 1,6 Millionen Euro musste die Gemeinde Gerstetten aufkommen, unterstützt durch einen Zuschuss in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Ein kleinerer Anteil von etwa 340.000 Euro fiel für die Erweiterung des Abwasserkanals im Bereich des Heidenheimer Tierheims an.