Verkehr

Warum der Motorsportclub Gerstetten ein Fahrsicherheitstraining für Elektrofahrräder anbietet

Immer mehr Menschen steigen auf ein Pedelec um. Mit den steigenden Verkaufszahlen nimmt jedoch auch die Unfallhäufigkeit zu. Der Motorsportclub Gerstetten möchte deshalb ein Fahrsicherheitstraining für Pedelec-Fahrer anbieten, das ein sicheres Gefühl auf dem Elektrofahrrad vermitteln soll.

Laut dem Statistischen Bundesamt hat sich die Zahl der Pedelec-Unfälle von 2017 bis 2023 fast verfünffacht. Wie ist die Situation im Kreis Heidenheim? Laut Thomas Hagel vom Polizeipräsidium Ulm kam es 2023 zu insgesamt 44 Unfällen (2017 waren es neun), bei denen Pedelec-Fahrer involviert waren – 31 davon wurden von ihnen verursacht und bei 21 der Unfälle waren keine weiteren Verkehrsteilnehmer beteiligt. „Die Unfallzahlen sind von 2017 bis 2022 gestiegen, waren 2023 aber etwas niedriger als im Jahr zuvor“, sagt Hagel. Woran das liegt, kann die Polizei nicht sagen. Aber: Die häufigsten Unfallursachen sind nicht angepasste Geschwindigkeit und Fahrfehler. „Wenn etwa Bordsteine zu einem Hindernis werden oder der Fahrer im Schotter stürzt.“

Thomas Aiple vom Motorsportclub Gerstetten hat sich im vergangenen Jahr vom ADAC-Württemberg zum Pedelec-Instruktor ausbilden lassen. Sein Eindruck: „Ein nicht unerheblicher Teil ist mit dem Pedelec überfordert.“ Insbesondere bei älteren Menschen beobachtet er im Verkehr Unsicherheiten. „Es ist ja toll, dass heute mehr Senioren mobil sind, aber die Pedelecs sind einfach schnell. Wenn man früher mit dem Rad unterwegs war, ist man 10 oder 12 km/h gefahren, jetzt sind es eben 25.“ Und das sei auch ein Problem für manche Autofahrer. „Viele haben sich noch nicht an so schnelle Radler gewohnt und schätzen die Geschwindigkeit falsch ein“, glaubt Aiple.

Thomas Aiple vom Motorsportclub Gerstetten hat sich im vergangenen Jahr vom ADAC zum Pedelec-Instruktor ausbilden lassen Foto: MSC

Aus diesen Gründen möchte der MSC ein spezielles Pedelec-Fahrsicherheitstraining anbieten. „Das Training soll ein sicheres Gefühl auf dem Rad vermitteln und Spaß machen“, sagt Aiple. Neben Koordinations- und Reaktionsübungen stehen in den gut dreistündigen Kursen Anfahren, Bremsen, Ausweichen und das Verhalten in herausfordernden Verkehrssituationen im Mittelpunkt. Zusätzlich lernen die Teilnehmenden, wie sie Sitz und Lenker ihres Pedelecs optimal einstellen sowie den richtigen Umgang mit dem Akku. 2023 bot der MSC das erste Training dieser Art an, doch es fiel aufgrund starken Regens buchstäblich ins Wasser. In diesem Jahr startete man einen neuen Anlauf, aber: Es gab nicht genügend Teilnehmer. „Wir haben nicht ausreichend Werbung betrieben“, sagt Aiple. „Andere Vereine bieten mehrmals im Jahr so ein Training an und es wird sehr gut angenommen.“ Daher will man 2025 einen weiteren Versuch starten.

Ziel: Sicherheit vermitteln

„Ich habe auch Rückmeldungen bekommen, dass manche das Training nicht bei mir absolvieren möchten, weil ich einfach den Motorsporthintergrund habe“, sagt Aiple lachend. „Aber ich will ja niemanden zum Rennfahrer ausbilden, ich möchte nur Sicherheit vermitteln.“ Wie ist der MSC überhaupt auf das Thema gekommen? „Es wird eine Verkehrswende geben und wir müssen Radfahrer einbeziehen“, sagt Aiple. „Wir fragen uns, wie es mit dem Motorsport weitergeht. Auch der ADAC macht sich darüber Gedanken, wie der Verkehr der Zukunft aussehen wird und hat seine Pannenhilfe auf Radfahrer ausgeweitet.“

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Der Begriff Pedelec steht für Pedal Electric Cycles: Fahrer müssen selbst treten, der Motor hilft bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Wer schneller fahren will, muss stärker in die Pedale treten. Laut ADFC sind Pedelecs dem Fahrrad rechtlich gleichgestellt. 90 Prozent aller Elektroräder sind Pedelecs, heißt es beim ADFC. Wenn man also zum Fahrradhändler geht und ein E-Bike möchte, wird einem in den allermeisten Fällen ein Pedelec angeboten.  Aber eigentlich ist ein E-Bike ein Elektro-Mofa, das Radler auch ohne Treten bis 25 Kilometer pro Stunde unterstützt. Versicherungskennzeichen, Betriebserlaubnis und Mofa-Führerschein sind für eine Fahrt nötig. Rechtlich gibt es also Unterschiede zwischen den beiden Rad-Typen, im Alltag wird nach Angaben des ADFC meist aber nur der Begriff E-Bike verwendet.

Mehr Pedelecs als klassische Fahrräder verkauft

ADAC-Fachleute halten Pedelecs nicht für wesentlich gefährlicher als ein normales Fahrrad. Die Zunahme der Unfallzahlen ist im Wesentlichen auf die starke Zunahme der Fahrzeuge zurückzuführen. Im Jahr 2023 wurden mit einem Anteil von 53 Prozent erstmals mehr Pedelecs als klassische Fahrräder verkauft. Hinzu kommt, dass mit Pedelecs längere Strecken zurückgelegt werden, was wiederum die Gefahr eines Unfalls erhöht. Allerdings empfiehlt der ADAC ein Fahrsicherheitstraining, auch um sich an das andere Fahrgefühl zu gewöhnen.

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