Busverkehr im Winter

Warum Schulkinder aus Gussenstadt in Gerstetten stehen gelassen wurden

Der Wintereinbruch führte in der vergangenen Woche zu teils schwierigen Straßenverhältnissen. An zwei Tagen fuhr die Buslinie 75 von Heidenheim nur bis Gerstetten und nicht nach Gussenstadt. Wie die Busgesellschaft SVL das begründet und was es mit dem Winterdienst in Gerstetten zu tun hat:

Warum Schulkinder aus Gussenstadt in Gerstetten stehen gelassen wurden

Für Fahrgäste der Linie 75 von Heidenheim nach Gussenstadt war vergangene Woche an zwei Tagen an der Gerstetter Haltestelle Seeplatz Schluss: Die Busfahrerin fuhr am Dienstag gegen 17 Uhr und am Freitag gegen 14 Uhr nicht weiter nach Gussenstadt und Heuchstetten. Betroffen gewesen sein sollen am Dienstag eine Handvoll Schülerinnen und Schüler, am Freitag waren deutlich mehr Passagiere betroffen, darunter auch Kinder unter zwölf Jahren und ältere Menschen. Laut Werner Häcker, Ortsvorsteher von Gussenstadt, habe ein regelrechter Pendelverkehr mit Elterntaxis eingesetzt. „Zum Glück haben die Kinder alle Handys“, sagt er.

"Katastrophale Straßen"

Grund für den Abbruch der Busfahrten sei der Wintereinbruch auf der Alb gewesen, so Achim Merkle, Leiter des Verkehrsmanagements bei der zuständigen Verkehrsgesellschaft SVL (Süddeutsche Verkehrslinien GmbH & Co. KG). Man habe den Busverkehr nicht komplett ab Heidenheim einstellen wollen, deshalb sei der Bus bis Gerstetten gefahren, dann aber nicht weiter. Nirgendwo gebe es beim Winterdienst so große Probleme wie in Gerstetten, sagt Merkle: „Die Straßen sind katastrophal.“ Dies sei nicht nur durch die Höhenlage der Gemeinde bedingt, seine Busgesellschaft fahre beispielsweise auch Söhnstetten, Böhmenkirch oder Dischingen an, dort seien die Winterdienste wesentlich besser vorbereitet. Dass man Schülerinnen und Schüler in Gerstetten habe stehen lassen, sei „keine optimale Situation“, so Merkle. Allerdings stehe man als Busunternehmen immer vor der Entscheidung, ob man weiterfahre oder Unfälle riskiere. „Das war ein Notfall“, meint Merkle.

Unverantwortlich gehandelt?

Ortsvorsteher Häcker ist da anderer Meinung: „Sollen die Kinder nach Hause laufen? Das ist doch unverantwortlich“, sagte er im Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt des Heidenheimer Kreistags. Michael Felgenhauer, Leiter des Dezernats für Umwelt und Mobilität im Landratsamt, gab ihm recht: „Es muss sichergestellt werden, dass die Kinder nach Hause kommen.“ Laut Felgenhauer gebe es „Unstimmigkeiten zwischen der SVL und der Gemeinde Gerstetten.“

Rudolf Stang, Leiter des Gerstetter Ordnungsamts, berichtet, dass sich der Bauhof in Gerstetten in der vergangenen Woche sehr bemüht habe, aber an manchen Stellen „hat es geklemmt“. Insofern hat er auch Verständnis für die Position der Busgesellschaft, bei der es auch um die Sicherheit der Fahrgäste gehe. „Die Runde durch Gerstetten war vergangene Woche sicher nicht einfach zu fahren“, so Stang. Für die Landesstraße nach Gussenstadt allerdings sei der Gerstetter Bauhof nicht verantwortlich, hier räumt die Straßenmeisterei des Landkreises. Warum der Bus nicht nach Gussenstadt fuhr, bleibt also offen.
Am kommenden Dienstag soll es ein Treffen zwischen Verantwortlichen der SVL und der Gemeinde Gerstetten geben, bei dem die Situation besprochen werden soll. „Wir hoffen, die Dinge so regeln zu können, dass so etwas nicht mehr passiert“, sagt Ordnungsamtsleiter Rudolf Stang.

SVL fährt mehrere Linien im Landkreis Heidenheim

Die SVL (Süddeutsche Verkehrslinien GmbH & Co. KG) hat nach einer Ausschreibung durch den Landkreis seit 1. August 2019 für zehn Jahre das sogenannte Linienbündel West im Landkreis Heidenheim übernommen. Dieses umfasst beispielsweise die Buslinien nach Gerstetten, Gussenstadt, Steinheim und Böhmenkirch. Seit August 2020 fahren die Busse der in Leipheim ansässigen Verkehrsgesellschaft auch die Strecken des Linienbündels Nord/Ost (Königsbronn und Härtsfeld).

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