Auffallend häufig steht das Thema Windkraft auf der Tagesordnung des Gerstetter Gemeinderats. Das liegt auch daran, dass die Gemeinde im Grenzgebiet dreier Regionalverbände liegt: Das Gemeindegebiet ist Teil des Regionalverbands Ostwürttemberg, im Westen grenzt es an den Regionalverband Stuttgart und im Süden an den Regionalverband Donau-Iller. Nachdem die Gemeinde bereits zu den Regionalplänen von Ostwürttemberg und Stuttgart angehört wurde, darf sie sich nun auch zu den Planungen des Donau-Iller-Verbands äußern. Drei Vorranggebiete waren Thema in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats:
1. Vorranggebiet „Schalkstetten-Kinzenberg“
Südwestlich von Gussenstadt, zwischen Waldhausen und Schalkstetten, gibt es bereits Windräder. Östlich davon, am Kinzenberg, könnte ein neues Vorranggebiet mit weiteren Anlagen angesiedelt werden. Aus zwei Gründen sprach sich die Gemeindeverwaltung gegen diese Planung aus. „Dadurch ist eine gewisse Umzingelung des Ortsteils Gussenstadt zu befürchten“, so Hannes Bewersdorf, der Leiter des Bauverwaltungsamts. Der Ortschaftsrat Gussenstadt habe bereits zu diesem Thema beraten und sei zu dem Schluss gekommen, dass es nicht zum Nachteil Gussenstadts gereichen dürfe, dass dort die Planungsgrenzen zusammenlaufen.
Als zweiten Grund gegen das Vorranggebiet führte Bewersdorff auf, dass dieses „mitten in ein Landschaftsschutzgebiet hineingeplant“ sei. „Dieser Schutz wird durch den Bau von Windkraftanlagen konterkariert“, so Bewersdorff, auch wenn kein grundsätzliches Verbot bestehe. Zudem seien die zusammenhängenden Landschaftsschutzgebiete „Amstetten“ und „Hungerbrunnental“ im Süden der Gemeinde wichtig für die Naherholung der Bürgerinnen und Bürger von Gerstetten.
2. Vorranggebiet „Rehhalde“
Die „Rehhalde“ liegt direkt südwestlich von Sontbergen in einem Waldstück, das bereits zum Alb-Donau-Kreis gehört. Auch an diesem Gebiet kritisiert die Gemeindeverwaltung, dass es mitten in das Landschaftsschutzgebiet „Hungerbrunnental“ hineingeplant ist.
3. Vorranggebiet „Ballendorf-Rotensohl“
Das Gebiet „Ballendorf-Rotensohl“ liegt südlich von Heuchlingen und nördlich von Ballendorf auf einer momentan landwirtschaftlich genutzten Fläche. Damit befindet es sich laut Bewersdorff knapp außerhalb des Landschaftsschutzgebiets „Hungerbrunnental“. Für die Verwaltung sei allein die Nähe zum Landschaftsschutzgebiet kein Grund für eine Ablehnung: „Irgendwo muss man die Grenze ziehen“, so Bewersdorff. Auch der Ortschaftsrat von Heuchlingen habe dazu beraten und keinen Beschluss dagegen gefasst.
Das sagen die Gemeinderäte
Für den Vorschlag der Verwaltung, gegen die Gebiete „Schalkstetten-Kinzenberg“ und „Rehhalde“ Bedenken vorzubringen und dem Gebiet „Ballendorf-Rotensohl“ zuzustimmen, gab es viel Unterstützung aus dem Gemeinderat. Einzig Frank Schied (Grüne/Unabhängige) schlug im Namen seiner Fraktion vor, die „Rehhalde“ noch einmal zu überdenken: „Da können wir uns schon ein Vorranggebiet vorstellen.“ Man habe partnerschaftliche Beziehungen in den Nachbarlandkreis und könne diese Entscheidung Bräunisheim überlassen.
Dagegen erhob wiederum Gussenstadts Ortsvorsteher Thomas Häcker Einwand. „Wir werden alles dagegen tun, dass wir in Gussenstadt umzingelt werden“, so Häcker. Wenn man nun aber keine Kritik am Vorranggebiet „Rehhalde“ vorbringen würde, würde man damit das Argument gegen eine „Umzingelung“ untergraben. Diese Aussage sah Schied als schlüssig an und zog seinen Antrag für eine separate Abstimmung über die „Rehhalde“ zurück. Der Rat stimmte dem ursprünglichen Vorschlag der Verwaltung einstimmig zu.
Argumente greifen nicht für „Steinhaus“
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats nutzte Bauverwaltungsleiter Hannes Bewersdorff die Gelegenheit, um auf ein Schreiben aus der Bürgerschaft mit Bezug auf das Gerstetter Gewann Steinhaus, wo neue Windkraftanlagen möglich sind, einzugehen. Die Einwände gegen neue Vorranggebiete im Süden des Landkreises könnten hier nicht angewandt werden, da auf dem Gewann Steinhaus nicht in ein Landschaftsschutzgebiet hineingeplant werde. Auch eine Überbelastung oder Umzingelung Gerstettens durch zu viele Windräder sei nicht zu befürchten.