Was das Debüt der Band "Skull & Crossbones" aus dem Landkreis Heidenheim auszeichnet
Wenn langgehegte Ideen greifbar werden, ist das ein aufregender Moment. Das erleben gerade die Musiker von „Skull & Crossbones“: Über mehrere Jahre hinweg haben sie auf die Veröffentlichung ihres ersten Albums „Sungazer“ hingearbeitet, jetzt liegt es bald offiziell vor. Zehn Songs wurden auf CD gepresst und für Streamingportale bereitgestellt, außerdem gibt es eine limitierte Erstauflage von 300 Exemplaren in gelbem Vinyl. Jetzt müssen nur noch die potenziellen Fans anbeißen.
Bis zum Veröffentlichungstag am 8. September ist zwar noch ein bisschen Zeit, aber die ersten Reaktionen der Fachmedien trudeln bereits ein. Bange ist es der Band deshalb aber nicht: „Wir haben bislang nichts Negatives gehört und sind guten Mutes“, sagt Bassist Jürgen Wannenwetsch aus Gerstetten und strahlt. „Wir wollen einfach mit diesen Songs überzeugen“, sagt er.
"Skull & Crossbones" löst sich von der Vergangenheit
Wannenwetsch ist mit seinem Bandkollegen und Schlagzeuger Marc Oppold zum Gespräch gekommen. Beide spielen auch bei der Heidenheimer Coverband „Cold Shot“, beide gehörten zusammen mit den Gitarristen Volker Schmietow und Tobi Kipp zur „Stormwitch“-Besetzung, die das Album „Bound to the Witch“ aufnahm. Nach der Trennung von Sänger Andy Mück machten sie als „Skull & Crossbones“ weiter, zunächst gehörten „Stormwitch“-Songs auch zum Markenkern der Band. Mit „Sungazer“ setzen sie nun gewissermaßen den Stift an, um einen Haken unter die Vergangenheit zu machen.
Das Album lässt tatsächlich aufhorchen. Dem Quintett, zu dem seit Anfang des Jahres auch Sänger Tobi Hübner aus Horb am Neckar gehört, gelingt in rund einer Dreiviertelstunde die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Zwar atmen die Stücke den melodischen Metal der 1980er-Jahre aus jeder Note, aber „Skull & Crossbones“ ist keine dumpfe Retro-Band, sondern hat sich zusammen mit Produzent Marc Ayerle ein sehr knackiges und sattes Klangbild erarbeitet: Die Gitarren brutzeln angemessen, Bass und Schlagzeug erzeugen Druck, und Sänger Hübner hat viel Raum bekommen, den er glänzend zu nutzen weiß.
Oppold und Wannenwetsch verhehlen ihre Begeisterung über das noch relativ neue Bandmitglied gar nicht: Sie hätten anfangs ein paar Mal geprobt, dann schickten sie Hübner ein paar rohe Songaufnahmen – und einen Tag später schickte er den Text und die Gesangsmelodien zu „Midnight Fyre“ zurück. „Da war es dann geritzt“, sagt Wannenwetsch. Weil die Melodien förmlich aus dem Sänger heraussprudelten, machten sich auch die Gitarristen daran, ihre Riffs luftiger zu gestalten.
Die Songs strotzen vor Melodien
Was an „Sungazer“ tatsächlich verblüfft, ist die schiere Überfülle an Melodien. Praktisch jeder Song steuert im Refrain auf einen Höhepunkt zu, wie ihn viele andere Bands vielleicht ein, zwei Mal pro Album hinbekommen. Beispiel „Manhunter“: Im Refrain schraubt sich Hübner mehrstimmig in höchste Tonlagen hinauf, während Oppold die Doublebass bollern lässt. Das gipfelt dann in einem klassisch angehauchten Solo, wie man es von „Accept“ kannte, bevor noch ein kleines, dreckiges Rock'n'Roll-Solo folgt. Bei „Tyrant’s Rule“ schließt sich an ein Intro, das an Bruce Dickinsons Solowerke erinnert, ein kratzbürstiges Riff an, bevor Schmietow und Kipp für den Refrain quasi den Vorhang aufreißen und viel Luft hereinlassen.
Eine Ballade wie „Live your dreams“ war nach Ablauf des letzten Jahrtausends kaum mehr zu erwarten gewesen – melancholisch, gleichzeitig energiegeladen und in einem überaus gelungenen Solo gipfelnd. In ihrer Gesamtheit klingen die zehn Songs eindeutig nach internationalem Niveau. Kein Wunder, dass mit dem süddeutschen Label Massacre Records nicht gerade die kleinste Plattenfirma der Branche zugegriffen hat. „Skull & Crossbones“ hat damit nicht nur einen weltweiten Vertrieb ihres Albums gewonnen, sondern wird auch zumindest ein weiteres Album für Massacre aufnehmen dürfen. Spätestens Ende 2024, hoffen sie, wird der Nachfolger für „Sungazer“ in den Shops stehen. Erste Songideen gibt es bereits, und die kreative Motivation der Musiker ist enorm hoch.
Release-Party im Heuchlinger Schlicker
Jetzt steht aber erst einmal die Live-Taufe für die neuen Songs an. Am 9. September tritt die Band beim „Umsonst & Draußen“ in Bisingen zwischen Hechingen und Balingen auf. Die regionalen Fans kommen eine Woche später, am Samstag, 16. September, ab 20 Uhr im Heuchlinger Schlicker zum Zuge. Dort will „Skull & Crossbones“ sechs Songs vom Debüt spielen und einige „Stormwitch“-Klassiker anschließen.