Viel Arbeit und wenig Wertschätzung – darauf müssen sich Gemeinderätinnen und Gemeinderäte manchmal einstellen. In der jüngsten Sitzung des Gerstetter Gemeinderats war es ausnahmsweise einmal andersherum. Denn der wichtigste Tagesordnungspunkt an diesem Abend war die Verabschiedung von zehn Mitgliedern, die in der neuen Legislaturperiode nicht mehr Teil des Gemeinderats sein werden.
Einige von ihnen hatten die Arbeit des Rates über Jahrzehnte geprägt. Zum Beispiel Werner Häcker, der 1980 in den Gemeinderat und in den Gussenstadter Ortschaftsrat einzog und ab 1999 Ortsvorsteher von Gussenstadt war. Zudem war Häcker Fraktionsvorsitzender der Freien Wählervereinigung (FWV) und treibende Kraft hinter der Energiegenossenschaft Gussenstadt.
Bürgermeister Roland Polaschek verabschiedete mit ihm einen langjährigen Weggefährten, teils aber auch Kontrahenten. „Wir hatten es viele, viele Jahre schwer miteinander“, sagte Polaschek, „bis wir erkannten, dass wir gemeinsam sehr viel mehr erreichen können.“ Häcker nahm in seiner Abschiedsrede Bezug auf die Worte des Bürgermeisters und betonte, dass die Konflikte und Diskussionen nur zustande kamen, weil er den Bürgermeister gut und ehrlich beraten wollte.
Laut Häcker hat der Gemeinderat in Gerstetten in den vergangenen 40 Jahren viel erreicht: gute Schulen, mehr Einnahmen durch die Gewerbesteuer, verbesserte Infrastruktur und einen historisch niedrigen Schuldenstand. „Darauf bin ich stolz“, sagte Häcker.
Die stellvertretende Bürgermeisterin verlässt den Gerstetter Gemeinderat
Auch die enge Weggefährtin Elisabeth Dauner verabschiedete Polaschek am Dienstagabend. Dauner war 35 Jahre lang Mitglied im Gemeinderat und 20 Jahre stellvertretende Bürgermeisterin. Polaschek lobte sie für „Zuverlässigkeit, Engagement, absolute Loyalität und Kompetenz“.
Hans Mailänder war seit 30 Jahren Mitglied im Gemeinderat, dazu Teil des Ortschaftsrats Dettingen. Laut Polaschek hatte Mailänder die Belange des Teilorts immer „mit Nachdruck“ vertreten und sich mit großem Engagement für die Partnerschaftsbegegnungen eingebracht.
Gleich vier Mitglieder des Gemeinderats, die dem Gremium 2004 beigetreten waren, verabschiedete Polaschek nach 20 Jahren. Anette Lindenmaier ist neben ihrer Mitgliedschaft im Rat auch Ortsvorsteherin von Dettingen. Im Juni war sie wieder in den Gemeinderat gewählt worden, lehnte das Amt nun aber ab. Für sie wird Harald Häberle nachrücken. Polaschek bewertete ihren Weggang als „unglaublich schade“.
Gerstetter Räte brachten ihre Kenntnisse ein
Der Bürgermeister dankte Manfred Schleicher für die Fachkompetenz in Bau- und Friedhofsfragen und für die Teilnahme an Reisen in die Partnerstadt Pilisvörösvár. Bernd Oberhammer wird Gerstetten zwar nicht mehr im Gemeinderat vertreten, im Kreistag aber weiterhin, was Polaschek sehr freute. Manfred Hoffie trug laut Polaschek durch seine Kenntnisse der Landwirtschaft und Gastronomie zur Weiterentwicklung Gerstettens und Gussenstadts bei.
Von Jörg Eltermann nahm der Gemeinderat nach zehn Jahren Abschied, von Jonas Mauthner und Anette Stümpfig-Leurle nach fünf Jahren. Polaschek dankte allen für das Engagement für die Bürgerinnen und Bürger und das Gemeinwohl und fügte noch einen Wunsch an: „Ich hoffe, dass Sie sich auch in Zukunft in und für Gerstetten engagieren.“
Neuer Gemeinderat tritt zusammen
Die konstituierende Sitzung des neu zusammengesetzten Gemeinderats beginnt am Dienstag, 23. Juli, um 18 Uhr im Sitzungssaal des Gerstetter Rathauses. Bürgermeister Roland Polaschek wird die Gemeinderäte begrüßen und auf die Gemeindeordnung verpflichten. Zudem werden die Ortsvorsteherinnen oder Ortsvorsteher der Teilorte Dettingen, Gussenstadt, Heldenfingen und Heuchlingen gewählt.