Zuletzt hat sich Georg Schabel vor drei Tagen ein schmackhaftes Mahl aus selbst gesammelten Pilzen zubereitet. „Es war ein tolles Menü aus gebratenen Trometenpfifferlingen und Steinpilzen“, sagt der Experte. Groß, schön und madenfrei waren sie. Und Schabel hat noch einen Kochtipp: Parasole, auch Riesenschirmpilze genannt, erst wie ein Schnitzel panieren und dann braten. „Das schmeckt einfach klasse und man findet sie jetzt auch noch. Dass es im November noch so frische und knackige Pilze gibt, ist für unsere Region ungewöhnlich.“
Ungewöhnlich früh hat die Pilzsaison in diesem Jahr auch begonnen. Bereits im April hat Schabel Spitzmorcheln gefunden. „Und die sind hier auch eher selten“, sagt der 70-Jährige. Sommersteinpilze standen bereits Ende Mai in den Wäldern. „Das ist für die Ostalb sehr früh, aber die ersten Funde konnte man kaum verwenden, weil sie stark von Maden befallen waren.“ Insgesamt sei es ein vielversprechender Auftakt in die Sammelsaison gewesen. „Nach so vielen Jahren der Trockenheit, war das toll. Der Regen hat geholfen. Ohne Wasser, keine Pilze.“
Sommerflaute auf der Ostalb
Doch dann folgte das Sommerloch. Aus ganz Deutschland habe er positive Rückmeldung von Pilzfreunden erhalten. „Sie sind überall gewachsen, nur auf der Ostalb nicht. Das war schon frustrierend“, sagt Schabel. „Offiziell hat es zwar viel geregnet, aber für den Karstuntergrund war es zu wenig. Es gab schon Stellen, wo Pilze gewachsen sind, aber insgesamt war im Wald tote Hose.“ Erst Anfang Oktober setzte dann vermehrt das Pilzwachstum ein. „Als ich vor 30 Jahren mit dem Sammeln angefangen habe, war September der Hauptmonat, mittlerweile ist es der Oktober.“
Leberversagen nach Verzehr von Knollenblätterpilzen
Als Pilzsachverständiger von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ist sich Georg Schabel der Gefahren, die von Pilzen ausgehen, sehr bewusst. Seit Jahren nimmt er Giftnotrufe entgegen. Hunderte Menschen müssen in Deutschland jedes Jahr wegen Pilzvergiftungen behandelt werden. Im Oktober erhielten in Essen und in Münster zwei Erwachsene und zwei Kinder sogar eine Spenderleber. Sie waren nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen mit akutem Leberversagen in Kliniken gebracht worden.
„Das passiert, weil die Leute Pilze sammeln, die sie nicht kennen“, sagt Schabel. Immer mehr Menschen nutzen zur Pilzbestimmung Apps. „Davon halte ich nichts. Entweder ich kenne den Pilz, oder ich kenne ihn nicht. Aber anhand einer App würde ich niemals einen Pilz verzehren.“ Wer sich unsicher ist und einen Pilz bestimmen lassen möchte, kann telefonisch mit Georg Schabel einen Termin unter 0176.10166497 vereinbaren. „Dafür braucht man aber nicht einen ganzen Korb voller Pilze ausrupfen. Zwei oder drei reichen. Außerdem darf man sie zur Bestimmung nicht abschneiden. Man braucht den ganzen Pilz mit Basis.“