Direkt vom Hof

Wie auf dem Biohof Dauner in Sontbergen Milch von glücklichen Kühen im Automaten landet

Manuel Dauner führt gemeinsam mit seinen Eltern Annemarie und Ernst den gleichnamigen Biohof in Sontbergen mittlerweile in neunter Generation. Die Hauptrolle spielen hier die 80 Milchkühe, die den Frühling und Sommer draußen auf der Weide verbringen dürfen. In Teil drei unserer Serie „Direkt vom Hof“ besuchen wir einen Bauernhof, der sich mit sehr viel Tradition im Rücken auf den Weg in die Zukunft gemacht hat.

Schon mal glückliche Kühe über die Weide rennen sehen? Das Idealbild, das man aus der Fernsehwerbung kennt, kommt in der Realität sicherlich seltener vor, als es suggeriert wird. Doch es gibt diese Kühe und es gibt sie auch hier in der Region auf vielen Bio-Höfen. Einer dieser Betriebe ist der Hof der Dauners in Sontbergen.

Am Tag des Besuchs herrscht typisches Schmuddelwetter: Es nieselt, es windet – die Gerstetter Alb im frühen Herbst eben. Manuel Dauner ist das relativ egal und seinen Kühen augenscheinlich auch. Sie sind es gewohnt. Ein Teil der 80 Tiere hat es sich im warmen Stall gemütlich gemacht, das Jungvieh steht draußen auf der 13 Hektar großen Weide und genießt den frischen Wind und das grüne Gras. Dauner ruft zwei-, dreimal und die Tiere kommen angetrottet, um die Besucher in Augenschein zu nehmen und sich von ihnen kraulen zu lassen.

Mit der neuen Generation kam die Umstellung auf Bio

Manuel Dauner ist 30 Jahre alt und arbeitet in neunter Generation auf dem Hof. Dass er den Betrieb von seinen Eltern übernehmen würde, hatte er beschlossen, als der Realschulabschluss bevorstand. Danach hat er die klassische Ausbildung zum Landwirt absolviert. Für seine Eltern war dann auch klar, dass sie den Hof von der konventionellen Landwirtschaft auf Bio umstellen würden. „Sie hatten selbst schon vorher mit dem Gedanken gespielt“, sagt Manuel Dauner. „Aber die Umstellung hat rund 100.000 Euro gekostet.“ Eine Investition, die man verständlicherweise nur dann tätigt, wenn man weiß, dass der Familienbetrieb eine Zukunft haben wird.

Unter dem Siegel Bio sind auf dem Hof der Dauners mehrere Merkmale zusammengefasst: Die Tiere haben ausreichend Auslauf, drinnen wie draußen. Ab März kommen die Kühe auf die Weide, sie fressen im Sommer zu 80 Prozent Gras und nur zu einem sehr geringen Anteil Kraftfutter. Die Kälber bleiben zunächst bei den Mutterkühen, „wenn das funktioniert“, grenzt Dauner ein: „Es gibt durchaus auch Kühe, die sich gar nicht für das Kalb interessieren und es nicht an das Euter lassen.“ Auch nach der Trennung von der Mutter wird der Nachwuchs mit der Rohmilch der Kühe gefüttert.

Frisches Grün gibt es auch für die Kälbchen auf dem Hof. Foto: Rudi Penk

Auch die männlichen Kälber, die kleinen Bullen, behalten die Dauners. Sie werden kastriert und im Alter von zwei bis drei Jahren geschlachtet. Das wiederum geschieht ganz in der Nähe, etwa 20 Minuten Fahrtzeit entfernt, um die Tiere so wenig wie möglich stressen zu müssen. Das Fleisch wird regional verkauft, an die Gastronomie beispielsweise oder auf dem Hof der Dauners direkt. Regelmäßig gibt es vor Ort einen Verkaufstag, immer am ersten Samstag des Monats. „Es können Pakete vorbestellt werden oder man kommt einfach spontan vorbei und sucht sich etwas aus“, erklärt der Landwirt. Seit einigen Jahren gibt es zudem einen Verkaufsautomaten, in dem unter anderem auch Wurst verkauft wird, die aus dem Rindfleisch der Dauners hergestellt wird.

Rohmilch aus dem Automaten

Neben dem Verkaufsautomaten steht ein Milchautomat, aus dem 24 Stunden täglich Rohmilch, also nicht pasteurisierte Milch, bezogen werden kann. „Wir haben den Hinweis ausgehängt, dass die Milch vorher abgekocht werden sollte“, sagt Dauner. Das betreffe aber hauptsächlich Schwangere. Für die Rohmilch gilt die Auflage, dass sie nur direkt am Hof verkauft werden darf. Zum Abfüllen stehen Milchflaschen bereit. „Hier haben aber auch schon die wildesten Gefäße Verwendung gefunden“, sagt Dauner und lacht: „Von Flaschen über Milchkannen bis Tetrapacks. Eine Frau, die hier in der Nähe wohnt, kam schon mit dem ganzen Thermomix vorbei, um einen halben Liter Milch zu holen.“

Links der Milchautomat, rechts der Verkaufsautomat. Wurst, Käse, Joghurt, Eier und Co. gibt es rund um die Uhr. Foto: Rudi Penk

Überhaupt, die Dorfgemeinschaft: Sontbergen ist winzig, hat gerade einmal etwas mehr als 50 Einwohnerinnen und Einwohner. Auf dem Hof der Dauners arbeiten die Familie und zwei Azubis. Doch immer wieder packen auch Freunde und Nachbarn an. „Auch die Landwirte untereinander unterstützen sich hier immer“, lobt Dauner. Keine Spur also von Neid oder Missgunst.

Ganz besonders vor drei Jahren war diese Unterstützung für die Dauners Gold wert: In den Morgenstunden des 18. Juli 2021 brannte die große Maschinenhalle auf dem Hof ab. Ein enormer Schaden entstand. Hilfe und Unterstützung bekam die Familie auch von den Landwirten der umliegenden Höfe. Der Schock von damals ist weitestgehend verdaut, der zähe Kampf mit der Versicherung ist gekämpft und mittlerweile steht auch eine neue große Halle auf dem Hof.

Die Landwirtschaft ist ein 24-Stunden-Job, Zeit für Urlaub bleibt nicht viel. Ein wenig Erholung ist für den 30-jährigen Landwirt, seine Frau und die anderthalbjährige Tochter dennoch ab und zu drin – dank der Eltern, die nach wie vor im Betrieb arbeiten. Mittelfristig ist vorgesehen, einen Auszubildenden zu übernehmen und fest anzustellen.

Eine Kuh gibt 6000 Liter Milch pro Jahr

Zweimal am Tag, morgens und abends, werden die Milchkühe gemolken – immer acht gleichzeitig. Die Milch, 6000 Liter pro Kuh und Jahr, wird entweder im Automaten verkauft, von einer mobilen Käserei zu Käse verarbeitet oder geht zur Molkerei Schrozberg, einer unabhängigen Genossenschaftsmolkerei von Demeter-Bauernhöfen.

Manuel Dauner bei seinen Kühen und in seinem Element. Der 30-Jährige hat den Hof von seinen Eltern übernommen. Foto: Rudi Penk

Manuel Dauner hat mittlerweile weitestgehend freie Hand. „Das war von Anfang an so. Vielleicht haben meine Eltern mir am Anfang sogar schon etwas zu viel freie Hand gelassen“, sagt er und lacht. Der 30-Jährige probiert sich aus, testet, was für den Hof funktioniert und was nicht – auch was die Zucht der Rinder anbelangt. „Wir haben schon viele Rassen ausprobiert“, sagt er. „Jede hat ihre Vor- und Nachteile.“ Momentan züchtet Dauner mit Fleckvieh als Ausgangsrasse sowie mit den leichteren Jersey-Rindern, deren Milch einen höheren Fett- und Eisweißanteil habe, und verschiedenen anderen Rassen wie beispielsweise den Holstein-Rindern. Die Landwirtschaft ist eben auch eine Wissenschaft für sich.

Und sie entwickelt sich weiter. Mittlerweile haben die Dauners beispielsweise eine 75-kW-Biogasanlage, die hauptsächlich aus Mist und Gülle Strom und Wärme für den Hof erzeugt. „Das macht deshalb Sinn, weil wir eine große Menge an Festmist haben und diesen durch die Biogasanlage auch auf unseren Wiesen das Jahr über ausbringen können“, erklärt Dauner. Der Betrieb soll zukunftssicher sein und bleiben, vielleicht ja sogar für den eigenen Nachwuchs: „Meine Tochter ist jetzt anderthalb und treibt mich schon mit ,Hopp hopp' über den Hof“, sagt Dauner und lacht. Man könnte also meinen, dass es die Landwirtschafts-Gene auch schon in diese zehnte Dauner-Generation geschafft haben.

Kühne, Hühner, Getreide: der Biohof Dauner

Der Biohof von Familie Dauner in Sontbergen hält nicht nur Kühe, sondern auch Hühner. Genau wie die Rinder hat auch das Federvieh auf dem Hof Auslauf an der frischen Luft. Die Eier gibt es im Automaten auf dem Hof zu kaufen.

Neben der Tierhaltung gehört auch der Ackerbau zum täglichen Brot der Dauners: Sie bauen beispielsweise Dinkel, Weizen, Hirse, Hafer und Linsen an.

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