"Skull & Crossbones" aus Gerstetten spielten im Heuchlinger Schlicker
Dass das „Skull & Crossbones“-Debüt „Sungazer“ überaus gelungen ist, dürfte sich bei der Zielgruppe bereits herumgesprochen haben. Die lokale Live-Premiere fand dagegen erst am Samstag im Heuchlinger Schlicker statt, und dort machte es das Quintett nochmal spannend, denn bis zu den ersten Songs des ersten Albums dauerte es zunächst eine Weile.
„Skull & Crossbones“ besteht aus vier „Stormwitch“-Veteranen und dem Ende 2022 eingestiegenen Sänger Tobi Hübner. Nicht zuletzt, weil Bassist Jürgen Wannenwetsch zu den Gründern der „Hexen“ gehörte, hat seine heutige Band etliche Songs jener Zeit im Gepäck. Mit „Rats in the Attic“ und „Emerald Eye“ stieg der Fünfer in den Abend ein, und auch wenn der Sound im altehrwürdigen Schlicker-Obergeschoss da noch recht verwaschen war, stellte Neuzugang Hübner schon da klar, dass er nicht nur ein Gewinn für die Band, sondern ein Ausnahmesänger von seltener Güte ist.
Die eignen Songs stehen den Klassikern in nichts nach
Mit „Midnight Fyre“ und „Manhunter“ vom Debütalbum setzte „Skull & Crossbones“ dann endlich auch einen Pflock und wandte sich den neuen, unter eigener Fahne entstandenen Songs zu. Die Stücke, die in der Studioversion sehr ausgefeilt und mit etlichen Gesangsspuren versehen sind, funktionierten auch live prächtig: Etwas rauer, mit bissigeren Gitarren und reduzierterem Arrangement, in dem sich Hübners Melodien dennoch entfalten konnten. Bassist Wannenwetsch und die Gitarristen Tobi Kipp und Volker Schmietow legten an einigen Stellen noch Hintergrundgesang darunter, während Schlagzeuger Marc Oppold sich hinter seiner Trommelburg darauf fokussierte, die Songs voranzutreiben.
„Skull & Crossbones“ spielte am Samstag gut die Hälfte des „Sungazer“-Materials, den Löwenanteil des anderthalbstündigen Konzerts stellten „Stormwitch“-Songs. Vielleicht wird sich das in Zukunft ändern, denn das zwar in Gerstetten beheimatete, aber aus weitem Umkreis rekrutierte Quintett, hat zweifelsohne das Potenzial, sich in dieser Konstellation eine ganz eigene Fanbasis zu erspielen.
Für "Sungazer" gab es bereits viele gute Kritiken
Die „Stormwitch“-Klassiker genießen sicherlich nicht zu Unrecht zumindest bei einer Schar Eingeweihter heute Kult-Status, gerade manche Gesangsmelodie klingt aber auch etwas aus der Zeit gefallen. Dass die Band schon jetzt am zweiten Album arbeitet, ist da eine gute Nachricht: Die Instrumentalisten haben das Talent, knackige Songs mit starken Riffs zu schreiben, die den Spagat zwischen traditionellem und modernerem Metal bewältigen, ohne altbacken oder anbiedernd zu klingen. Die bisherigen Kritiken für „Sungazer“ mit fast durch die Bank guten bis sehr guten Noten belegen das.
Am Samstag präsentierte sich „Skull & Crossbones“ sehr spielfreudig und vor allem gut eingespielt. Kleinere Fehler brachten da niemanden aus dem Konzept. Auch als Volker Schmietows Gitarre beim Mittachziger-Song „Masque of the red Death“ plötzlich versagte, brach keine Unruhe aus – und pünktlich zu seinem Solo war er wieder auf Sendung. Dass seine Soli den Abend über nicht so gut zu hören waren wie die seines Kollegen Kipp, war allerdings ein Manko.
Mit dem Titelsong „Sungazer“ verabschiedete sich die Band schließlich, in dieser Form wird „Skull & Crossbones“ aber hoffentlich nicht zum letzten Mal in der Region zu sehen gewesen sein.