Forstwirtschaft

Spitzahorn, Baumhasel und Co.: Wo in Dettingen neue Baumarten dem Klimawandel trotzen

Wie werden unsere Wälder in einigen Jahrzehnten aussehen? Zumindest einen kleinen Teil der Antwort könnte eine Versuchsfläche bei Dettingen liefern. Was sich dort seit 2021 entwickelt hat.

Spitzahorn, Baumhasel und Co.: Wo in Dettingen neue Baumarten dem Klimawandel trotzen

In der Nähe von Dettingen wächst die Antwort auf die Frage heran, welche Zukunft der Chinesische Blauglockenbaum in Wäldern im Südwesten hat. Findet er sich auf der Alb klimatisch zurecht? Kommt er mit der Konkurrenz aus filzigen Gräsern und wuchsfreudigen Brombeeren klar? Und wenn ja, liefert er in einigen Jahren das gut zu verarbeitende Holz, das man sich von ihm verspricht? Vorweg: Er macht es spannend.

2021 legten Mitarbeitende des Landesbetriebs Forst BW im Walddistrikt Mönchshau bei Dettingen eine rund 12.000 Quadratmeter große Versuchsfläche an. Dort hatten zuvor Fichten gestanden, die von Borkenkäfern abgetötet oder von Stürmen gefällt worden waren. Auf je einem Viertel der Fläche wurden die im hiesigen Wald noch nicht heimischen Blauglockenbäume, Baumhasel und Hybridnüsse sowie heimische Spitzahorne als Referenzbaumart gepflanzt. Ziel des Versuchs, der an mehreren Orten in Baden-Württemberg stattfindet, ist herauszufinden, welche der „neuen“ Baumarten künftig hierzulande heimisch werden könnten.

Auf 12.000 Quadratmetern dürfen sich vier Baumarten beweisen

Ortstermin im Mönchshau. Revierleiter Michael Thalheimer, der Leiter des Forstbezirks Ulmer Alb, Thomas Herrmann und sein Stellvertreter Daniel Nägele schauen wieder einmal nach der Versuchsfläche. Nach rund zweieinhalb Jahren könne man natürlich noch nichts abschließend beurteilen, betonen sie, aber erste Eindrücke über den Versuchsverlauf gibt es.

Auf 1,2 Hektar Fläche hat der Landesbetrieb Forst BW bei Dettingen eine Versuchsfläche angelegt. Rudi Penk

Der Spitzahorn hat sich, wie erwartet, gut entwickelt. Ahorn wird von Forstleuten ohnehin als eine „Alternativbaumart“ für den Klimawandel gehandelt, weil die Bäume schnell wachsen und Trockenheit gegenüber relativ resistent seien. Allerdings seien die jungen Pflanzen im ersten Jahr stark von Rehen verbissen worden. Außerdem, fügt Forstbezirksleiter Herrmann hinzu, sei relativ wenig zertifiziertes Saatgut auf den Markt. Sprich: Sollte die Nachfragen nach Spitzahornen steigen, könnte Knappheit herrschen.

Der Anwuchserfolg ist herausragend.

Thomas Herrmann, Leiter des Forstbezirks Ulmer Alb

Von der Baumhasel-Fläche sind die Forstleute durchaus angetan. Diese vor allem im innerstädtischen Bereich bekannten, aus dem Kaukasus und der Türkei stammenden Bäume haben sich in Dettingen offenbar gut eingelebt. „Der Anwuchserfolg ist herausragend“, sagt Herrmann und klappt einen Meterstab aus: Die höchsten Exemplare haben sich bereits auf rund 1,8 Meter Höhe geschoben. Maximal fünf bis zehn Prozent der Pflanzen seien nicht angewachsen, ein Wert, der durchaus mit heimischen Baumarten konkurrieren kann.

Die Rehe fanden Gefallen an den Hybridnussbäumen

Ebenso zufrieden sind die Förster mit den sogenannten Hybridnüssen, einer Kreuzung mehrerer Nussarten, die selber aber keine fruchtbaren Nüsse ausbilden. Lediglich das Wild habe einigen Exemplaren etwas zugesetzt, weil es den Rehen gelang, die Schutzhüllen anzuheben und darunter Schaden anzurichten.

Mit den gepflanzten Hybridnüssen sind die Förster bislang recht zufrieden. Rudi Penk

Der Chinesische Blauglockenbaum macht es den Forstleuten dagegen nicht einfach. An der Nordseite der Fläche sind einige recht stattliche Exemplare zu sehen. „Dort scheint die Sonne am längsten hin“, erklärt Revierleiter Thalheimer. Auf dem überwiegenden Teil der Fläche muss man dagegen recht genau hinschauen, um den asiatischen Baum überhaupt zu sehen. Das liegt auch an einer Eigenheit des Blauglockenbaums: Seine Triebe verholzen zumindest sehr zögerlich, daher sind die Triebe der vergangenen Jahre zum großen Teil wieder erfroren. Untergegangen sind die Bäume deshalb aber nicht, die meisten treiben wieder aus, nur fangen sie gewissermaßen jedes Jahr bei Null an. Die Förster nehmen an, dass sie, wenn sie einmal eine gewisse Höhe erreichen, imposant in die Höhe wachsen werden. Dennoch zeige sich jetzt schon, dass die Blauglockenbäume in mehrerlei Hinsicht teuer sind: Die Pflanzen kosten in der Anschaffung recht viel und müssen auch noch intensiv gepflegt werden.

Neue Monokulturen soll es im Wald nicht mehr geben

Hermann, Nägele und Thalheimer betonen, die jungen Bäume auf der Versuchsfläche befänden sich noch immer in der „Etablierungsphase“, die etwa fünf bis zehn Jahre dauere. Erst danach werde sich konkret herausgestellt haben, welche Baumarten auf diesem Standort geeignet sind. Die Versuchsphase wird wissenschaftlich von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg begleitet.

Sicher ist nach Ansicht von Thomas Herrmann aber schon jetzt, dass es in Zukunft sicherlich keine Monokulturen mit „neuen“ Baumarten geben werde. Ziel seien Mischbestände mit vier bis fünf unterschiedlichen Arten. Ob darunter auch Baumhasel oder Blauglockenbaum sein werden, wird die Zeit erweisen.